Neben den Formel-1-Piloten bilden auch die Teamchefs das Gesicht der einzelnen Teams. Dabei haben die Fahrer und Team-Bosse vor allem eines gemeinsam: Die einen kommen und gehen. Die anderen bauen ein Imperium. Um die Spitze der Königsklasse zu übernehmen, braucht es nicht nur die besten Fahrer und Boliden, sie brauchen auch kluge Köpfe in der Führungsetage. Motorsport-Magazin.com stellt euch die Teamchefs der Saison 2023 vor.
Formel 1, Red Bull: Christian Horner

Die Liebe zum Motorsport wurde Christian Horner bereits in die Wiege gelegt. Sein Großvater arbeitete für die 'Standard Motor Company', später gründete er mit seinem Sohn eine eigene Agentur, um Automobilhersteller zu beliefern.
Die Motorsport-Welt betrat Horner als aktiver Fahrer, diese begann, wie bei vielen anderen auch, im Kart. Im Anschluss stieg der Brite in die britische Formel Renault auf. Seine letzte Station war die internationale Formel-3000-Meisterschaft. Um hier an den Start gehen zu können, gründete er 1997 mit Arden sein eigenes Team. Sein großer Konkurrent? Dr. Helmut Marko. Der heutige Red-Bull-Motorsport-Chef leitete das Team RSM Marko [später Red Bull Junior Team].
Schlussendlich beendete Horner seine aktive Fahrerkarriere 1998 und entschied sich für die Zukunft als Teambesitzer. Fünf Jahre dauerte es, bis Arden seinen ersten großen Erfolg feiern konnte. Zusammen mit den späteren Formel-1-Fahren Vitantonio Liuzzi und Robert Doornbos gewann Horners Team im Jahr 2004 die Fahrer- und Teammeisterschaft.
Dann die große Chance: Horner wechselte in die Formel 1. Der Energydrink-Hersteller Red Bull kaufte 2005 das Jaguar-Team auf und ging von nun an unter dem Namen Red Bull Racing an den Start. Erst acht Wochen vor dem Saisonauftakt in Australien wurde der Brite als Teamchef verpflichtet. Inzwischen feiert Horner nicht nur sechs Fahrer- und fünf Konstrukteurstitel, der Brite ist bis heute der jüngste Teamchef der Formel-1-Geschichte.
Formel 1, Ferrari: Frédéric Vasseur

Frédéric Vasseur fasste erst nach seinem Abschluss in Luft- und Raumfahrtechnik Fuß in der Motorsportwelt und gründete den Rennstall ASM. 1996 ging er damit in der französischen Formel 3 [ab 2003: Formula 3 Euroseries] an den Start. Zwei Jahre dauerte es, bis sich das Team den ersten Fahrertitel sichern konnte. Große Erfolge blieben aber erstmal aus.
Mit dem Saisonende 2003 verabschiedete sich der Motorenhersteller Renault und Mercedes kam an die Reihe. Unter Vasseurs Aufsicht dominierte das Team von 2004 bis 2007 die Nachwuchskategorie der Formel 1. Zu Beginn der neuen Ära gewann das Team mit dem heute siebenmaligen Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton den Titel.
Zusätzlich schloss sich der Franzose 2004 mit Nicolas Todt, dem Sohn des ehemaligen Ferrari-Teamchefs und FIA-Präsidenten Jean Todt, zusammen. Sie gründeten ART Grand Prix und traten in der GP2 Series an. Bereits ein Jahr später sicherte sich das Team mit Nico Rosberg den Fahrer- und Konstrukteurstitel. Damit legte Vasseur den Grundstein für den bis heute andauernden Erfolg ARTs.
2016 gelang Vasseur der Sprung in die Königsklasse. Dabei wurde der Franzose direkt zum Teamchef des Renault-Teams befördert. Doch zum Saisonende verabschiedete er sich bereits wieder vom französischen Team. Grund waren Differenzen mit Managing Director Cyril Abiteboul. Beide waren sich uneinig, wie das Team geführt werden sollte.
Ein Abschied aus der Königsklasse war es aber nicht. 2017 verkündete Sauber, dass Vasseur die Rolle des Teamchefs übernehmen würde. Bis 2022 blieb er dem Rennstall auch treu. Zählbare Erfolge feierte er mit Alfa Sauber jedoch nicht. Dennoch beförderte Vasseur das in der Schweiz ansässige Team vom Hinterbänkler-Dasein ins Mittelfeld. Noch zum Ende des Jahres erhielt der Franzose die große Chance: Ferrari gab Vasseur als Nachfolger des entlassenen Teamchefs Mattia Binotto bekannt.
Formel 1, Mercedes: Toto Wolff

Die Liebe für den Motorsport entdeckte Toto Wolff mit 17 Jahren. Nachdem er einem Freund beim Rennen auf dem Nürburgring zugesehen hatte, entschloss er sich, selbst als aktiver Fahrer an den Start zu gehen. So nahm er unter anderem an der Formel Ford und dem 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring teil. Bei letzterem errang Wolff 1994 sogar einen Klassensieg.
Drei Jahre später beendete er seine aktive Fahrerkarriere und legte den Fokus auf sein Studium an der Wirtschaftsuniversität in Wien. Nach seinem Abschluss gründete Wolff 1998 eine eigene Investmentgesellschaft 'Marchfifteen'. Das Unternehmen investierte in den Börsengang der HWA AG. Die Gesellschaft war unter anderem für die Entwicklung und den Einsatz von Mercedes-Benz Fahrzeugen in der DTM sowie für das Formel-3-Motorenprogramm von Mercedes-Benz verantwortlich. 2002 gründete Wolff zusammen mit dem zweimaligen Formel-1-Weltmeister Mika Häkkinen ein Managementunternehmen für Rennfahrer.
Gleichzeitig gab der Österreicher ein Comeback als aktiver Fahrer. Er nahm an der italienischen GT Championship teil und ging bei einem Rennen als Sieger hervor. 2006 sicherte sich Wolff beim 24-Stunden-Rennen von Bahrain den Gesamtsieg. Drei Jahre später setzte er als Investor von Williams erstmals einen Fuß in die Königsklasse. 2012 wurde er als 'Executive Director' verpflichtet, doch nach nur einem Jahr verließ er Williams wieder in Richtung Mercedes, die ihn zum 'Managing Partner' ernannten. Zusammen mit Niki Lauda erwarb der Österreicher 30 % der Anteile am Werksteam. Gleichzeitig wurde er zum Nachfolger von Norbert Haug ernannt und damit zum Motorsportchef bei Mercedes.
2020 erhöhte Wolff nicht nur seine Anteile am Team, zusätzlich gab der Mercedes-Teamchef bekannt, dass er drei weitere Jahre in der Position als Teamchef und CEO verweilen würde. Mit acht Konstrukteurstiteln und sieben Fahrertiteln in Folge gehört er heute zu den erfolgreichsten Formel-1-Teamchefs der Geschichte.
Formel 1, Alpine: Otmar Szafnauer

Nach seinem Studium in Elektrotechnik arbeitete Otmar Szafnauer als Manager für Rennprogramme bei Ford. Gleichzeitig startete er seine Fahrerkarriere und ging in der Formel Ford und Formel 2000 an den Start. 1998 verließ er den amerikanischen Automobilhersteller und wurde beim Formel-1-Team BAR als 'Operations Director' unter Vertrag genommen. Später übernahm er die Position des Vizepräsidenten für Rennsportentwicklung bei Honda. Unter anderem war er auch Vorstandsmitglied des Honda Formel-1-Teams.
Seither blieb der in Rumänien geborene Amerikaner der Königsklasse erhalten. 2009 wechselte Szafnauer zu Force India und spielte hier als Teamchef eine wesentliche Rolle beim Aufstieg ins Mittelfeld. Er blieb dem Team auch 2021 treu, nachdem es aufgekauft wurde und unter dem Namen Aston Martin an den Start ging. Ein Jahr später wechselte er zum französischen Rennstall Alpine.
Formel 1, McLaren: Andrea Stella

Andrea Stella ist seit langer Zeit ein fester Bestandteil des Formel-1-Paddocks. Der Italiener schloss ein Studium in Luft- und Raumfahrttechnik an der Universität Sapienza in Rom ab. Im Anschluss promovierte der Italiener in Maschinenbau und startete seine Karriere in der Königsklasse. Zunächst arbeitete er als Performance-Ingenieur beim Testteam von Ferrari, bis er 2002 in das Rennteam von Michael Schumacher befördert wurde. Mit drei Weltmeistertiteln in der Tasche setzte er 2007 mit Kimi Räikkönen seine Arbeit bei Ferrari fort.
Zwei Jahre später wurde er zum Renningenieur des Finnen ernannt. Diese Aufgabe führte er auch beim Wechsel von Fernando Alonso fort. 2015 verabschiedete er sich vom italienischen Team und folgte dem Spanier zu McLaren. Hier übernahm er die Rolle des 'Head of Race Operations'. Drei Jahre später wurde er zum 'Performance Director' und schlussendlich zum 'Executive Director Racing' ernannt. Nachdem Andreas Seidl dem britischen Traditionsrennstall den Rücken zugekehrt hatte, wurde der Italiener im Dezember 2022 in die Position des Teamchefs befördert.
Formel 1, Alfa Sauber: Alessandro Alunni Bravi

Alessandro Alunni Bravi studierte an der Universität von Perugia Recht und schloss dieses im Zivilrecht ab. Der Italiener war schon als Kind ein großer Fan der Königsklasse. Nach seinem Studium arbeitete Bravi vorerst als Lehrbeauftragter im Fachbereich Recht. Als Rechtsberater begann der Italiener dann seine Karriere im Motorsport.
Ab 2002 übernahm er bei Coloni Motorsport die Rolle des Managing Director und Team Manager. Das Team trat in der internationalen Formel-3000-Meisterschaft an und kämpfte noch im gleichen Jahr um den Konstrukteurstitel. Der Italiener verließ kurzzeitig die Formel-Welt und wechselte als 'General Manager' zur italienischen WRC Rallye. 2005 fand er seinen Weg zurück in den Formelsport und übernahm bei Trident Racing die Rolle des Teamchefs und Managing Director.
Anschließend wurde er zum Leiter der Rechtsabteilung des All Road Managements ernannt und gründete 2016 'Trusted Talent Management'. Hier wurden unter anderem die ehemaligen Formel-1-Piloten Stoffel Vandoorne und Robert Kubica unter Vertrag genommen. Ab 2017 wurde Bravi zum Vorstandsmitglied und Leiter der Rechtsabteilung der Sauber Group. 2022 ernannte ihn Sauber zum Geschäftsführer, ein Jahr später übernahm er die Position des offiziellen Teamvertreters von Alfa Sauber in der Formel 1 und ist seitdem der de facto Teamchef bei den Hinwilern unter der Leitung von CEO Andreas Seidl.
Formel 1, Aston Martin: Mike Krack

Mike Krack begann seine Karriere bei BMW. Hier war der Luxemburger als Test-Ingenieur angestellt, bis er 2001 als Datenanalyst zu Sauber in die Formel 1 wechselte. Nach zwei Jahren wurde Krack bereits zum Renningenieur von Felipe Massa befördert. Zwei Jahre verbrachte der Luxemburger an der Seite des Brasilianers. Anschließend übernahm er die Rolle des Chefingenieurs.
2009 verließ Krack die Königsklasse und arbeitete als Renningenieur in der Formel 3. Zum Saisonende 2010 kehrte er dem Formel-Sport vorerst den Rücken zu. So wurde der Luxemburger als Chefingenieur beim BMW DTM-Team unter Vertrag genommen, verließ das Team aber schon nach zwei Jahren, um zu Porsche zu wechseln. Hier übernahm er die Position des 'Head of Engineering' im LMP1-Projekt.
2014 ging Krack als Senior Ingenieur zurück zu BMW, wo er später die weltweiten Motosportsporttätigkeiten des deutschen Automobilherstellers übernahm. Nachdem Otmar Szafnauer zu Alpine gewechselt war, erhielt Krack zur Formel-1-Saison 2022 die Teamchef-Rolle bei Aston Martin.
Formel 1, Haas: Günther Steiner

Günther Steiner begann seine Motorsport-Karriere als Mechaniker beim Mazda Rallye Team. Zuvor studierte der Südtiroler Ingenieurwesen, beendete das Studium jedoch nie. Der Rallye-Welt blieb er bis 2001 erhalten und übernahm hier im Laufe der Jahre unterschiedliche Positionen in verschiedenen Teams.
2001 wechselte Steiner in die Königsklasse und wurde bei Jaguar zum Managing Director ernannt. Dabei soll insbesondere Niki Lauda eine große Rolle gespielt haben. Doch das Team scheiterte 2002 auf allen Ebenen. Daraufhin wurde nicht nur Lauda entlassen, auch Steiner wurde kurze Zeit später ersetzt.
Nach einer Auszeit und einer späteren Anstellung beim Opel DTM-Team, kehrte der Südtiroler in die Formel 1 zurück. Dabei übernahm er bei Red Bull die Rolle des 'Technical Operations Director'. Zwei Jahre später wurde Steiner jedoch durch Technikgenie Adrian Newey ersetzt. Teambesitzer Dietrich Mateschitz ermutigte den Südtiroler daraufhin, für den Energydrink-Hersteller ein NASCAR-Team aufzubauen. Das Angebot nahm er an.
2009 verließ er Red Bull aber endgültig und gründete in den USA das Fertigungsunternehmen FibreWorks Composites. Fünf Jahre später erhielt der Südtiroler erneut ein Angebot in der Königsklasse. Teamgründer Gene Haas verpflichtete Steiner als Teamchef. Bis heute blieb der Südtiroler dem Team erhalten. Die bisher beste Saison erlebte sein Team im Jahr 2018, in der es den fünften Platz in der Konstrukteurswertung belegte.
Formel 1, AlphaTauri: Franz Tost

Auch Franz Tost startete seine Motorsportkarriere als aktiver Fahrer. Sein großes Vorbild? Jochen Rindt. So trat der Österreicher nicht nur in der Formel Ford an, Tost gewann die österreichische Formel-Ford-Meisterschaft im Jahr 1983. Jedoch bezeichnete er sich selbst als zu untalentiert, um in der Spitze des Motorsports mitzumischen. Deshalb entschied sich der Tiroler für ein Sportmanagement-Studium an der Universität in Innsbruck.
Seine nächste Station war die Walter-Lechner-Rennschule. Hier wurde Tost als Teammanager tätig. In der gleichen Rolle wechselte der Österreicher anschließend zu EUFRA Racing. 1993 trat er an die Seite von Willi Weber und übernahm in dessen Formel-3-Team WTS erneut die Position des Teammanagers. Nachdem er dort erstmals auf Ralf Schumacher getroffen war, begleitete er ihn auf Webers Wunsch nach Japan.
2000 erhielt Ralf Schumacher einen Sitz beim Formel-1-Team Williams. Das wiederum führte dazu, dass Tost zum 'Operation Manager' von BMW ernannt wurde. Der deutsche Automobilhersteller war zu diesem Zeitpunkt Williams' Motorenhersteller. 2005 kaufte der Energydrink-Hersteller Red Bull Minardi auf und gründete Toro Rosso (heute: AlphaTauri). Noch im selben Jahr wurde Tost zum Teamchef ernannt. Das Mittelfeld-Team konnte unter der Aufsicht Tosts schon zwei Rennsiege feiern. Der Tiroler blieb dem Team bis heute bestehen und ist damit einer der dienstältesten Formel-1-Teamchefs der Geschichte.
Formel 1, Williams: James Vowles

Nach seinem Informatik-Studium und einem Master im Motorsport Ingenieurswesen ebnete James Vowles seinen Weg in die Königsklasse. Seine Karriere startete 2001 als Ingenieur bei British American Racing. Das Team wurde 2005 von Honda übernommen, bei denen er die Aufgabe des Rennstrategen übernahm. Vier Jahre später geriet das Team unter der Aufsicht von Ross Brawn erneut in ein Dilemma: Honda zog sich aus der Formel 1 zurück.
Doch Vowles hatte Glück. Ab 2009 ging der Rennstall unter dem Namen Brawn GP an den Start und Vowles wurde zum Chefstrategen befördert. Noch im gleichen Jahr konnte sich das britische Team den Fahrer- und Konstrukteurstitel sichern. Mit dem Ende der Formel-1-Saison 2009 durchlebte der Rennstall erneut einen Umbruch, Mercedes-Benz kaufte das Team auf. Der Brite behielt seine Position beim deutsch-britischen Team. Mit Mercedes sicherte sich Vowles sieben Fahrer- und acht Konstrukteurstitel in Folge. Für die Saison 2023 verabschiedete sich der Brite von Mercedes und übernahm bei Williams die Rolle des Teamchefs.
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