19 Jahre hat er unter einem der erfolgreichsten Teamchefs der Formel 1-Geschichte gearbeitet, doch Jonathan Wheatley will seine eigene Geschichte bei Sauber schreiben. "Ich will mein eigener Teamchef sein. Ich war mir meiner eigenen Gedanken und Ansichten immer ziemlich sicher. Ich habe einen Plan, wie wir diese Transformationsreise beginnen und den Schwung mitnehmen können", erklärte der Brite.

Auf die Frage, ob er sich etwas von Christian Horner abgeschaut habe, gab sich Wheatley – passend für einen Teamchef – diplomatisch. "Ich habe von jedem, mit dem ich in den letzten 34 Jahren in diesem Geschäft zusammengearbeitet habe, etwas gelernt", sagte der 57-Jährige. Pikant: Als Horner 2024 als Red-Bull-Teamchef als angezählt galt, soll Jonathan Wheatley schon in den Startlöchern gestanden haben. Als Horner im Amt blieb, schaute sich Wheatley im Fahrerlager um.

Jonathan Wheatley am Sauber-Kommandostand
Wheatley hat mit Sauber große Pläne , Foto: IMAGO / PsnewZ

Sauber-Teamchef: Es wird Änderungen geben

Seit 1. April fungiert Wheatley als Sauber-Teamchef. "Ich fühle mich hier am richtigen Platz. Ich liebe es, im Team zu arbeiten und ein Team aufzubauen", schwärmt der Brite seiner neuen Aufgabe. Für den Teamchefposten bei Sauber ist der Brite samt Familie in die Schweiz gezogen. In Hinwil entsteht derzeit der erste Audi-Werksbolide für die Formel 1. "Wir befinden uns in der Übergangsphase von einem kleinen Team zu einem vollwertigen Formel-1-Werksteam. Wir haben unzählige Projekte, die wir richtig machen müssen - eines davon ist, die Leute zusammenzubringen", erzählte Wheatley.

In dieser Phase müsse man akzeptieren, dass es auch unbequem wird. "Denn es wird Veränderungen geben", betonte der Brite. Davon gab es bisher schon einige. Im Juli 2024 mussten Geschäftsführer Andreas Seidl und Audis oberster Formel-1-Chef Oliver Hoffmann gehen. Neuer Big-Boss über Hinwil, Neuburg und Ingolstadt wurde der ehemalige Ferrari-Teamchef Mattia Binotto. Zusammen bilden er und Wheatley die Sauber-Führungsspitze, die für den Erfolg des Rennstalls verantwortlich ist.

Bei Sauber herrscht positive Energie und Begeisterung

"Wir müssen an vorderster Front stehen und wir brauchen einen klaren Fahrplan, der uns den Weg weist - und ich glaube, wir sind auf diesem Fahrplan", blickt Wheatley zuversichtlich in die Zukunft des Rennstalls. Trotz des schwierigen Starts in die Saison 2025 spüre man in jeder Abteilung die positive Energie und Begeisterung. "Es herrscht hier eine Energie, die mich mitreißt. Ich habe das Gefühl, dass es eine wirklich gute Zeit ist, dort zu sein", sagte der 57-Jährige.

Im Moment versucht er alles aufzusaugen, um seine Rolle als Teamchef voll und ganz ausfüllen zu können. "Ich bin jetzt seit Kurzem im Amt und habe fast genauso viel Zeit in der Luft wie in der Fabrik verbracht, deshalb höre ich immer noch zu und lerne. Im Moment benutze ich viel Tinte - ich mache Notizen und versuche keine voreiligen Schlüsse zu ziehen", erklärte Wheatley, der mit Renault und Red Bull Racing insgesamt zehn Fahrertitel (2 Alonso, 4 Vettel, 4 Verstappen) und acht Konstrukteurstitel holte. Sein Erfolgsrezept: "Für mich steht immer der Mensch im Mittelpunkt."