Mercedes in der Formel-1-Saison 2022
2022 galt Mercedes als Titelverteidiger und Herausforderer zugleich. Allerdings wurde schon zu Beginn der Saison schnell klar, dass sowohl die Mission Titelverteidigung der Konstrukteurs-Krone, als auch Mission Rückeroberung der Fahrer-Krone zum scheitern verurteilt war. Der W13 konnte trotz radikalem Konzept nicht mit der Konkurrenz aus Milton Keynes und Maranello mithalten. Im Verlauf der Saison näherte man sich zwar an, vor allem an Ferrari, die mit Zuverlässigkeitsproblemen und Strategiefehlern zu kämpfen hatten, letztendlich reichte es aber trotzdem nur für Platz 3.
Den einzigen Sieg der Saison konnte man in Form von George Russell beim Brasilien Grand Prix feiern. Lewis Hamilton blieb das erste mal in seiner Formel-1-Karriere sieglos und beendete erstmals seit 2016 wieder eine Saison hinter seinem Teamkollegen. Für Hamilton und Mercedes war es die schlechteste Saison seit Beginn der Zusammenarbeit. 2023 wird das Team aus Brackley versuchen sich wieder als Titelanwärter zu positionieren, Probleme rund um den fehlenden Topspeed und Porpoising will man beheben, um Red Bull und Max Verstappen wieder herausfordern zu können. Lewis Hamilton und George Russell bleiben als Fahrerpaarung erhalten, neu dazu kommt nur Mick Schumacher, der das Team als Ersatzfahrer unterstützt.
Die Geschichte von Mercedes in der Formel 1
Mercedes-Benz nahm in der Geschichte der Formel 1 bisher viele Rollen ein. Der Stern des deutschen Automobilherstellers ging früh als Top-Team im Pionierzeitalter des Sports auf. In den Jahren 1954 und 1955 dominierten die Silberpfeile mit legendären Piloten die Juan Manuel Fangio und Stirling Moss die Königsklasse. Die frühe Erfolgsgeschichte des Teams umfasste neun Grand-Prix-Siege sowie zwei Fahrertitel durch Fangio. Durch einen verheerenden Unfall bei den 24 Stunden von Le Mans 1955 fand sie jedoch ein abruptes Ende.
Trotz der großen Erfolge in der Formel 1 stellte Mercedes nach dem Zwischenfall beim legendären Langstreckenrennen in Frankreich sämtliche werksseitigen Rennsportprogramme ein. Erst 38 Jahre später traten die Stuttgarter in der F1 wieder in Erscheinung. Nach der Rückkehr als Motorenlieferant von Sauber schrieb Mercedes als Partner von McLaren und Brawn GP zwischen 1995 und 2009 die zweite große Erfolgsgeschichte im Grand-Prix-Sport. Die Höhepunkte waren zwei Fahrertitel durch Mika Häkkinen sowie jeweils einer durch Lewis Hamilton und Jenson Button. Darüber hinaus gelang mit beiden Teams einmal der Sieg in der Konstrukteurswertung.
Mercedes-Comeback mit Michael Schumacher als Teamleader
Der Erfolg mit Brawn GP legte schlussendlich den Grundstein für das Mercedes-Team der Neuzeit. Durch den Aufkauf des britischen Rennstalls kehrte der Hersteller 54 Jahre nach dem Rückzug als vollwertiges Werksteam in die Formel 1 zurück. Das historische Comeback wurde durch die Verpflichtung von Rekordweltmeister Michael Schumacher zu einer noch größeren Sensation. Mit Ross Brawn als Teamchef und Norbert Haug in seiner angestammten Rolle als Mercedes-Motorsportdirektor schienen alle Zutaten für ein Weltmeister-Team im richtigen Topf gelandet zu sein.
In den darauffolgenden Jahren wurde das vielversprechende Aufgebot seinen Ansprüchen jedoch nicht gerecht. Zwischen 2010 und 2012 war Mercedes mit Schumacher und Teamkollege Nico Rosberg allenfalls im vorderen Mittelfeld zu finden. Beim Großen Preis von China gelang Rosberg im dritten Jahr zwar der erste Sieg für das Team seit der Rückkehr in die Formel 1, doch in der Gesamtwertung rutschte man von der vierten auf die fünfte Position ab. Schumacher ließ im Alter von 43 Jahren noch einmal mit einer Qualifying-Bestzeit in Monaco seine Extraklasse durchblitzen, bevor er sich endgültig von der Weltspitze zurückzog.
Hamilton, Lauda und Wolff läuten neue Ära ein
Mit dem Abschied Schumachers ging nicht nur die Ankunft Lewis Hamiltons sondern auch ein Wechsel im Management einher. Niki Lauda, der den Deal mit Hamilton eingefädelt hatte, wurde als neuer Aufsichtsratsvorsitzender einberufen und stieg zudem mit zehn Prozent als Anteilseigner in den Rennstall ein. Neben der österreichischen F1-Legende übernahm dessen Landsmann Toto Wolff die Rolle des Motorsportdirektors von Mercedes-Benz. Er wurde in diesem Zuge ebenfalls Shareholder und erstand 30 Prozent Anteile am Teil.
Die österreichische Doppelspitze brachte das Team 2013 auf die Erfolgsspur. Hamilton und Rosberg erreichten drei Siege und acht Pole Positions. Platz zwei in der Konstrukteurswertung wurde zum Vorboten für die beispiellose Siegesserie, die Mercedes mit dem Wechsel der Formel 1 auf Hybrid-Motoren entfesselte. Ende 2013 trat Brawn als Teamchef ab und übergab an Wolff. Die Jahre 2014 bis 2016 waren daraufhin von einer erdrückenden Dominanz sowie vom teaminternen Kampf zwischen Hamilton und Rosberg geprägt, an dessen Ende sich Letzterer nach dem Gewinn seines ersten WM-Titels in den Ruhestand verabschiedete.
Ein neues technisches Reglement sollte die Formel 1 ab 2017 attraktiver machen und zugleich den Lauf von Mercedes beenden. Weder das Team noch Hamilton ließ sich davon beeindrucken. Der Brite setzte seine 2016 unterbrochene Titelserie fort und Mercedes bot Herausforderer Ferrari in den beiden darauffolgenden Jahren souverän die Stirn. Mit Valtteri Bottas an der Seite Hamiltons kehrte Harmonie ein, nachdem der Hausfrieden durch die Rivalität mit Rosberg stets bedroht war. 2019 musste das Team jedoch einen schweren Schicksalsschlag verkraften, als Lauda im Mai des Jahres verstarb.
Rekordjäger Hamilton wird von Verstappen entthront
Sportlich war Mercedes trotz dieses Verlusts nicht zu stoppen. Zwischen 2014 und 2021 gewann Mercedes acht Mal in Folge die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Nach seinen WM-Titeln 2014 und 2015 wurde Hamilton ab 2017 vier Mal in Serie Weltmeister. 2020 zog er durch Titel Nummer sieben mit Michael Schumacher gleich und durchbrach obendrein die Schallmauern von 100 Pole Positions und Siegen. Aktuell steht er bei jeweils 103. In der Saison 2021 erlitt er gegen Red-Bull-Pilot Max Verstappen die erste Niederlage, während Mercedes in der Teamwertung erneut erfolgreich war.