Um den WM-Titel fighten – das wollen alle Formel 1-Fahrer. Doch wer mittendrin steckt, bekommt schnell den Druck zu spüren, der damit einhergeht. Für Lando Norris scheint dieser momentan zu viel zu sein. Er wirkt nervös, macht unnötige Fehler – und spricht offen darüber.

"Ich bin absolut planlos. Es fühlte sich so an, als hätte ich noch nie ein Formel-1-Auto gefahren. Alle sagen mir, dass ich ja noch die WM anführe - ich habe keine Ahnung, wie", nahm der McLaren-Pilot in Bahrain kein Blatt vor den Mund. Viele legen ihm das als Schwäche aus, vor allem da sich sein Teamkollege und WM-Gegner Nummer 1, Oscar Piastri, ruhig und entspannt zeigt.

Formel 1 entwickelt sich in die richtige Richtung

Jetzt bekommt Norris Rückendeckung von einem, der wie kein anderer weiß, wie es ihm geht: Sebastian Vettel. Er sieht die offene Selbstkritik des WM-Leaders nicht als Schwäche, sondern als Stärke an. "Heldentum ist wichtig, aber es gehört auch dazu, über seine Probleme und Schwächen zu sprechen", betonte der vierfache F1-Champion. Vor allem für junge Talente, die zu den Formel-1-Stars aufblicken und sie als Role Model ansehen, sei die aktuelle Entwicklung positiv.

"Ich glaube nicht, dass es [Emotionen zeigen; Anm. d. Red.] ein Zeichen von Schwäche ist. Es mag von einigen Leuten kritisiert werden, aber wenn man das Gesamtbild betrachtet, ist es meiner Meinung nach ein Fortschritt", sagte Vettel zu Reuters vor einem Kart-Event in Saudi-Arabien, das er organisierte, um jungen Frauen den Einstieg in den Motorsport zu erleichtern. Die alte Garde an Rennfahrern hat wenig Verständnis für die neue F1-Generation, die offen ihre Gefühle zeigt wie beispielsweise Isack Hadjar.

"Das ist ein Autorennfahrer. Ich habe kein Weichei-Herz. Das ist die Formel 1", reagierte Christian Danner mit Unverständnis auf die Tränen des Racing-Bulls-Piloten nach seinem Crash in Australien. Auch Lando Norris rät der F1-Experte seine Selbstzweifel nicht mehr so offen nach außen zu tragen. "Das ist im Kampf um die Weltmeisterschaft, wo es richtig hart auf hart geht, schon ein Riesenproblem", meinte Danner. Während für ihn ganz klar Oscar Piastri der Favorit auf den WM-Titel ist, glaubt Vettel weiterhin an Norris. "Ich würde Lando immer noch als indirekten Favoriten sehen, aber die Zeit wird es zeigen", sagte Vettel.

Teaminternes McLaren-Duell nicht explosiv

Die Zeit wird auch zeigen, wann McLaren die Teamorder-Karte zückt. Das könnte schon früher passieren als Teamchef Andrea Stella lieb ist. "Intern sprechen wir nicht darüber, ob es passiert - wir sprechen darüber, wann es passiert, denn uns ist sehr gut bewusst, dass das ein schwieriges Geschäft ist", erklärt Stella. "Wir als Team wissen es, und Lando und Oscar wissen es genauso." Zwei Teamkollegen, die um den Titel kämpfen wollen – diese Situation kennt Sebastian Vettel noch aus seiner Zeit bei Red Bull.

Zwischen 2009 und 2013 kam es immer wieder zu Reibereien zwischen ihm und seinem damaligen Teamkollegen Mark Webber. Dass sich das interne Duell bei McLaren ebenfalls in eine negative Richtung wenden könnte, glaubt Vettel aber nicht. "Ich denke, sie werden gut miteinander auskommen. Die Rivalitäten sind heutzutage anders. Die heutige Generation kann besser als wir unterscheiden, was auf und was neben der Strecke passiert", meint Vettel.

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