Formel 1 in Bahrain: Die Gewinner des Rennens in Sakhir

Oscar Piastri
Was für ein Wochenende für Oscar Piastri! Er dominierte den Bahrain-GP wie er schon den China-GP der Formel 1 im März dominiert hatte. Wobei es fast schon unfair ist, die beiden Wochenenden zu vergleichen, denn Bahrain war nochmal eine Steigerung zu dem GP in Shanghai. Dort musste er zumindest zeitweise auf die Tempoverschärfungen seines Teamkollegen reagieren, in Sakhir stand nicht einmal das auf der Tagesordnung, er konnte von Beginn an einsam allen davonfahren - mit Ausnahme der Safety-Car-Phase. Während es weiter hinten zur Sache ging, konnte er sich nur über mangelnde Action beklagen. Im Moment sieht der ein Jahr und vier Formel-1-Saisons jüngere McLaren-Teamkollege wie der reifere Papaya-Fahrer aus und wie die Nummer 1 im Titelkampf, auch wenn Lando Norris die WM nach wie vor anführt.

Yuki Tsunoda
Dass Platz 9 in einem Red Bull als gutes Ergebnis verbucht wird, zeigt wie tief die Mannschaft innerhalb der letzten zwölf Monate gefallen ist, und es zeigt, welche Ausmaße das Nummer-2-Problem angenommen hatte. Yuki Tsunoda zeigte an diesem Wochenende das radikale Konträr-Programm zum Japan-GP. Dort ging es mit Beginn des Qualifyings daneben, hier war er bis zum Qualifying von der Bildfläche verschwunden, wo er die lahmende Krücke namens RB21 in Q3 brachte und anschließend auch im Rennen die verdienten Punkte einfuhr. Der Abstand zu Verstappen hielt sich ebenfalls am Samstag und am Sonntag im Rahmen. Alles in allem ein mehr als passables Wochenende für Tsunoda, das zweifelsohne die Lawson-Rochade rechtfertigt.

Alpine
Punkte! Dass es bis zum vierten Rennwochenende der Formel-1-Saison gedauert hat, bis Alpine endlich Punkte sammelt, hat kaum einer kommen gesehen. Doch in Bahrain war die Testfahrt-Performance wieder voll entfacht. Die Strecke scheint dem A525 gut zu liegen, der sich mit schnellen Kurven noch nicht so anfreunden kann. In langsamen Ecken ist Team Enstone in der Mittelfeld-Spitze und manchmal sogar darüber hinaus anzutreffen. Pierre Gasly lieferte zudem einen starken Grand Prix ab und als Resultat davon ist das Team nun seine rote Laterne los. Jetzt fehlt nur noch der Sprung zu einem dauerhaft soliden Boliden.

Haas
Es wird langsam zur Gewohnheit 2025 in der Formel 1, dass Haas plötzlich aus dem Nirgendwo auftaucht und doch noch Punkte holt - und das nicht zu knapp. In China zeigte sich schon ein ähnliches Bild. In Bahrain spulte ein radikaler Undercut bei Esteban Ocon, ein Traumstart von Oliver Bearman und etwas Safety-Car-Glück beide Piloten des US-Teams in die Punkte, wo sie das Top-10-Resultat auch behaupten konnten. Wobei es durchaus kein Zufall ist, dass ausgerechnet Haas im Rennen aufblühen konnte, denn im Longrun und auch auf den (von allen anderen) ungeliebten harten Reifen schien der VF-25 sehr gut zu laufen. Haas hat nun den besten Saisonstart der Team-Geschichte hinter sich und liegt mit 20 Zählern auf dem fünften Rang in der Konstrukteurs-WM. Das Grinsen von Ayao Komatsu in den TV-Interviews nach dem Rennen war entsprechend breit.

DRS illegal benutzt: George Russell entgeht Strafe! Warum? (10:00 Min.)

Formel 1 in Bahrain: Die Verlierer des Rennens in Sakhir

Lando Norris
WM-Führung, vier Podien in vier Rennen… Auf dem Papier sieht es eigentlich danach aus, als ob Lando Norris' Start in die Formel-1-Saison 2025 voll nach Plan verläuft. Doch unter dem Helm qualmt es bei dem Briten, der in diesem Jahr nur den Titel im Blick hat. Zunächst nach dem Qualifying und dann noch einmal nach dem Rennen ließ er seinem Frust über seine eigenen Leistungen freien Lauf. "Ich bin nicht annähernd so leistungsfähig, wie ich es eigentlich sein könnte", sagte er nach dem Rennen und rätselte: "Alle sagen mir, dass ich ja noch die WM anführe - ich habe keine Ahnung, wie." Norris spürt den teaminternen Druck durch Oscar Piastri, der im Gegensatz zu ihm immer locker wirkt und den anstehenden WM-Kampf lässig zur Kenntnis zu nehmen scheint. Nicht zum ersten Mal wurde der Vize-Champion in diesem Jahr über das gesamte Wochenende von seinem Teamkollegen abgehängt. Seine Q3-Runden bekommt er inzwischen auffällig selten hin, im Renntrimm muss er auch immer öfter dem Australier den Vortritt lassen und die Serie an kleinen Fehlern lässt immer noch nicht abreißen. Ein perfekt kontrolliertes Wochenende á la Abu Dhabi oder Australien müsste für das Selbstvertrauen von Norris mal wieder her.

Max Verstappen
Titelkandidat-Kandidat? 'Bin ich 2025 keiner', war Max Verstappen am Samstag nach dem Qualifying überzeugt. Dazu sieht er sein Auto zu stark im Rückstand, vor allem an der Balance hapert es und auf kaum einer Strecke wird einem bei Balance-Problemen so stark der Spiegel vorgehalten wie in Bahrain. Das Rennen war ein absoluter Weckruf für den Titelverteidiger und sein Team. Platz 6 wirkt beinahe schmeichelhaft, nachdem es dem vierfachen Champion über lange Strecken nicht gelang, Esteban Ocon zu überholen, zwischendurch Andrea Kimi Antonelli ihn überholte und Pierre Gasly nur knapp auf der letzten Runde zu knacken war. Dazu noch die Boxenstopp-Probleme bei Red Bull, die weitere wertvolle Sekunden kosteten. Da wundert es nicht, dass es sich der Niederländer möglicherweise überlegt, ob und wie lange er in Milton Keynes bleiben soll.

Andrea Kimi Antonelli
Bislang hatten die Formel-1-Ergebnisse von Andrea Kimi Antonelli immer besser ausgesehen, als es seine Leistung eigentlich war. Das soll nicht heißen, dass er außergewöhnlich schlecht fuhr, aber der Pace-Rückstand auf George Russell war doch um einiges deutlicher als es sich in der WM-Tabelle darstellte. In Bahrain erlebte er nun, dass es auch einmal anders laufen kann. Antonelli hätte wohl im besten Fall mit Hamilton um den fünften Platz kämpfen können, P6 hätte es locker werden sollen. Aber die Strategie von Mercedes ging komplett in die Hosen, das Safety Car kam auch zu einem mehr als ungünstigen Zeitpunkt und der Sainz-Torpedo in Kurve 10 half ebenfalls nicht weiter.

Aston Martin
Es ist mehr als überraschend, mit welch guter Miene Fernando Alonso den derzeitigen sportlichen Lauf von Aston Martin wegsteckt. Von dem Mann, der zum Team von Lawrence Stroll gekommen ist, um dort noch einmal um die WM zu kämpfen und der allgemein nicht als sonderlich geduldig gilt, erwartet man sich das eigentlich anders. Zurück aber zu seinem Team: Bahrain war eine Pleite mit Ansage. Man rechnete schon vor dem Wochenende damit, dass es schwer werden würde, das bestätigte sich dann tatsächlich auch. Es war die wohl schlechteste Pace des AMR25 in diesem Jahr. Im Qualifying war P13 das Höchste der Gefühle, im Rennen die Punkte außer Reichweite. Da war die Strategie dann schon egal. "Wir hatten nicht die Pace, egal welchen Reifen wir genommen hätten", um es in den Worten von Alonso zu sagen.

Die Formel-1-Bildregie
Die TV-Regie während dem letzten Formel-1-Wochenende ließ viel zu wünschen übrig. Doch nicht nur in Bahrain, schon die ganze Saison haperte es immer mal wieder. Aber ich spare mir an dieser Stelle eine ausführliche Erklärung, mein Kollege Markus Steinrisser hat es schon in einem Kommentar auf den Punkt gebracht: