Red Bull war einst das tonangebende Team in der Formel 1. Nicht nur auf der Strecke, sondern auch in der Boxengasse. Von 2018 bis 2024 war die Mannschaft aus Milton Keynes durchgehend jene, die über die gesamte Saison die besten Boxenstopps ablieferten. Doch 2025 tauchen im Gleichschritt mit ihrer sportlichen Misere auch tiefgreifende Probleme in dieser Königsdisziplin auf. In Bahrain gingen drei von vier Stopps komplett daneben, die Mechaniker der Bullen traf dabei allerdings höchstens einmal die Schuld.

Denn nachdem Max Verstappen bei seinem ersten Stopp mit neuen Reifen versorgt worden war, blieb die Boxenampel auf Rot. Verstappen fuhr erst nach 4,72 Sekunden los. In der Millisekunden-Welt der F1-Boxenstopps eine Welt, denn normalerweise steht ein Auto bei einem Reifentausch nur zwei bis drei Sekunden. Verstappen ließ seinen Frust anschließend am Funk aus und meldete einige Worte an seine Box, die dem TV-Publikum nur als Piepton präsentiert wurden.

Doch es war kein Einzelfall: Eine Runde später erwischte es auch Yuki Tsunoda mit demselben Problem. Sein Stopp dauerte 4,26 Sekunden. Red-Bull-Teamchef Christian Horner erklärte nach dem Rennen, wieso man sich gleich zweimal von der Technik an der Nase rumführen gelassen hatte: "Es ist ein sehr einfaches System und wir dachten, dass vielleicht ein Techniker den Knopf nicht hart genug gedrückt hatte." Durch diesen Knopfdruck wird jeweils das Signal erteilt, dass ein Reifen erfolgreich aufmontiert worden sei.

Erst nach dem missglückten Tsunoda-Stopp reagierte Red Bull. "Der nächste Boxenstopp [jener von Tsunoda, d. Red] fand weniger als eine Minute später statt und als es dann noch einmal passierte, wechselten wir in einen manuellen Überbrückungsmodus im System, in dem der Chefmechaniker das Auto jeweils freigab", so Horner.

Red Bull auf Boxenstopp-Fehlersuche: Ist die Verkabelung schuld?

Horner nannte nach dem Formel-1-Rennen schon einen ersten Ansatz, wo er die Ursache vermutet: "Es sieht so aus, als ob ein Problem mit dem Kabelbaum im Pit Gantry zu einem Problem mit der Ampel geführt hat." Ein Problem, wie der Langzeit-Teamchef hervorhob, dass er so noch nie gesehen habe.

Pit Gantry an der Box von Red Bull in der Formel-1-Boxengasse
Boxenampel-Verkabelung: Hier versteckte sich wohl das Problem bei den Red-Bull-Boxenstopps, Foto: Imago/Icon Sportswire

Der Brite kündigte genauere Analysen an, die herausfinden sollen, was konkret schieflief und woher das Problem kam. Einen Zusammenhang mit anderen technischen Problemen am Rennsonntag in Bahrain konnte er demnach auch noch nicht ausschließen. Denn über die gesamte Renndauer hatte die Formel 1 mit Schwierigkeiten an der Zeitnehmungs-Übertragung zu kämpfen, die vor allem den Mercedes von George Russell betrafen. Dieser hatte außerdem mit DRS-Problemen zu kämpfen. Es erscheint allerdings äußerst unwahrscheinlich, dass ein Zusammenhang besteht.

Max Verstappen nach Boxenstopp-Fehlschlägen: Sind nicht unsere Standards

Das Boxenstopp-Drama von Red Bull endete jedoch nicht mit der ersten Pit-Sequenz. Denn beim zweiten Reifenwechsel von Verstappen hakte es erneut. Diesmal war die Ursache offenkundiger: Das rechte Vorderrad ließ sich im ersten Anlauf nicht abziehen. Das Resultat: Ein Stopp mit der Dauer von 6,27 Sekunden.

Vor gerade einmal einer Woche beim Formel-1-Rennen in Japan dauerten die beiden Stopps der Red-Bull-Piloten ebenfalls überdurchschnittlich lange, was kurzzeitig den späteren Sieg von Verstappen gefährdete. Damals hatte das österreichisch-englische Team eine schlüssige Erklärung parat.

Der Niederländer nahm aufgrund der anhaltenden Schwierigkeiten sein Team in die Pflicht: "Natürlich ist es nicht ideal, wenn man so lange warten muss. Das entspricht nicht unseren Standards." Erst der vierte Reifenwechsel des Tages in Bahrain erfüllte schließlich die hohen Red-Bull-Ansprüche, als die Mechaniker den Wagen von Yuki Tsunoda in 2,44 Sekunden abfertigen konnten. Der Japaner landete schließlich auf Rang 9 und fuhr damit das beste Nicht-Verstappen-Ergebnis eines Red-Bull-Fahrers seit acht F1-Rennen ein.

Für Red Bull - und vor allem für Max Verstappen - lief es auch abseits der Boxenstopps in Bahrain gar nicht nach Plan. Der amtierende Formel-1-Weltmeister klagte seit Tagen über Balance-Probleme im RB21 und über ein mysteriöses Bremsproblem. Er landete letztendlich nur auf dem sechsten Platz. In einer Runde mit holländischen Medien hatte er schon am Samstag in Bahrain seine Titelverteidigung als nicht mehr möglich abgehakt und gesagt, dass er sich nicht als Titelkandidat sehe.