"Nicht der einfachste Tag, den wir hatten", beschrieb Kimi Antonelli den Formel-1-Freitag in Silverstone. Mercedes hinkte McLaren und Ferrari in den zwei Trainingssessions hinterher, auch Max Verstappen war im FP2 schneller unterwegs als die Silberpfeile. "Nach heute fühle ich mich weit weg von der Spitze", stimmte George Russell seinem Teamkollegen zu. Trotzdem gibt es für die Mannschaft aus Brackley noch keinen Grund, den Großen Preis von Großbritannien voreilig abzuschreiben.
Kühl, verregnet, abwechslungsreich - so kennen die Fans der Königsklasse eigentlich den Silverstone Circuit. Doch am Freitag vor dem Rennen in Großbritannien gab es etwas ganz Seltenes: durchgehend strahlenden Sonnenschein und sommerliche Temperaturen von über 20 Grad. Was die Fans auf den Tribünen freut, ist die Achillesferse des Mercedes-Boliden.
"Jedes Wochenende müssen wir auf die Gunst des Wetters hoffen. Das ist so frustrierend", beschwerte sich Russell nach dem zweiten Training bei seinem Heim-Grand-Prix. Die Performance des W16 - sowie seines Vorgängers - hängt stark mit den Temperaturen am Rennwochenende zusammen. Bei kühlen Bedingungen wie in Kanada blüht der Bolide auf, in heißen Umständen wie in Saudi-Arabien verschlingt er die Reifen geradezu.
Mercedes scheitert in Großbritannien an "britischem Sommer"
Bei den Trainings in Silverstone wurde das grundlegende Problem des W16 noch einmal sehr deutlich: In der ersten Session zur Mittagszeit waren der Asphalt und die Luft noch um ein paar Grad kühler als später am Nachmittag. Russell und Antonelli konnten mit der Spitze mitfahren und waren in der ersten halben Stunde teilweise die Schnellsten im Feld. Aber die Streckentemperatur von ungefähr 37 Grad war etwas zu viel für den Mercedes-Boliden und sie belegten nur den fünften (Russell) und neunten (Antonelli) Platz.
In der zweiten Trainingseinheit knackte der Silverstone Circuit dann die 40-Grad-Marke. Der W16 kam nicht mehr an die Zeiten der anderen Top-Teams heran und die Piloten fuhren im unteren Top-10-Feld. Antonelli konnte sich mit einer halben Sekunde Rückstand auf die Bestzeit von Lando Norris auf den sechsten Platz retten. Russell musste sich Lance Stroll mit einer Zehntelsekunde Vorsprung geschlagen geben und erreichte den achten Platz.
"Besonders jetzt in den Sommermonaten müssen wir alles tun, um das zu verbessern", plädierte Russell. In den ersten sechs Rennen der diesjährigen Saison war der Brite vier Mal auf dem Podium. Seitdem schaffte es Mercedes nur im kalten Montreal unter die Top-3, als Russell den Kanada GP gewann und Antonelli den dritten Platz einfuhr.
Wetterumschwung einzige Hoffnung: Wiederholung von Großbritannien GP 2024?
Trotzdem glauben beide Mercedes-Piloten daran, dass sich das Blatt wenden wird. "Das Glück wird noch zu uns kommen", ist sich Russell sicher. "Wir haben noch Arbeit vor uns, aber das Auto hat sich nicht schlecht angefühlt", sprach sich Antonelli positiv aus. Tatsächlich ist für den Rest des Wochenendes kälteres Wetter als am Freitag angesagt.
Darauf müssen die Silberpfeile hoffen, wenn sie Ferrari oder McLaren herausfordern wollen. Ihre Longrun-Pace im zweiten Freien Training war nämlich alles andere als berauschend, wie die nachstehende Grafik zeigt. Besonders in den Kurven 7 (Luffield) und 15 (Stowe) verlieren sie auf die Konkurrenz. In den schnellen Turns ist Ferrari eindeutig überlegen.
Doch eine starke Kehrtwende von Freitag auf Samstag ist nichts Neues für Mercedes in Silverstone. Letztes Jahr sah es am Trainingstag noch nach einem McLaren-Fest auf der 5,891 Kilometer langen Strecke aus, Russell und sein damaliger Teamkollege Lewis Hamilton waren im Training abgeschlagen. Doch dann holte der 27-Jährige die Pole-Position und Hamilton sich den Sieg.
Auch Antonelli könnte auf dem Silverstone Circuit einiges herausholen. Letztes Jahr holte er sich hier im Regen seinen ersten Formel-2-Sieg. Auch dieses Jahr fühlt sich der Rookie gut auf dem Asphalt: "Ich habe seit dem ersten Training gepusht, damit ich Selbstbewusstsein aufbaue. Bis jetzt funktioniert das ganz gut. Ich hoffe, wir können dieses Momentum morgen beibehalten."
Niederschlag beim Großbritannien GP möchte George Russell aber nicht. "Die Regenreifen verschleißen mehr als die normalen, deshalb wäre ein nasses Rennen nicht gut. Am besten wäre kalt und trocken", definierte der Brite seine idealen Voraussetzungen. Ob sich seine Träume verwirklichen und er sich seinen ersten Sieg vor Heimpublikum holen kann, bleibt abzuwarten. Für Sonntag ist in Silverstone nämlich Regen angesagt.
Der Formel-1-Film "F1" ist in den Kinos angelaufen und unsere Redaktion hat ihn sich natürlich auch angesehen. Was ist das Fazit? Wie realistisch ist der Hollywood-Streifen? Wir besprechen alle Details zum Blockbuster der Königsklasse im Video!
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