Eine selbstverschuldete Kollision mit dem Teamkollegen Oscar Piastri, ein Ausfall drei Runden vor Rennende und verlorene Zähler im Formel-1-WM-Kampf. An den Großen Preis von Kanada 2025 wird sich Lando Norris nicht gerne zurückerinnern. Die Fünf-Sekunden-Strafe, die er im Nachhinein für das Verursachen einer Kollision erhielt, ist nur eine Randnotiz. Am deprimierenden Ergebnis des Briten änderte sie nichts.

Doch etwas ist auffällig an Dokument 65, in dem die Stewards ihr Urteil verkündeten: Der McLaren-Pilot bekam keinen einzigen Strafpunkt für den Zwischenfall. Das ist verwunderlich, ist es doch gang und gäbe, einen Fahrer für so ein Vergehen mit ein bis drei Punkten zu bestrafen. Es stellt sich also die Frage: Warum kam Lando Norris - zumindest bei den Strafpunkten - ungeschoren davon?

Darum bekam Norris keinen Strafpunkt in Montreal

Strafpunkte sind zurzeit ein heißes Thema in der Königsklasse des Motorsports. Max Verstappen steht mit seinen 11 Zählern kurz vor einer Rennsperre, in Österreich darf er sich nichts zu Schulden kommen lassen. Wir erinnern uns: Einen dieser Punkte bekam der Niederländer in Katar 2024, als er George Russell im Qualifying auf einer langsamen Runde im Weg stand.

Christian Danner: Red Bull macht Verstappen vom Täter zum Opfer (30:46 Min.)

Diese Saison wurde bisher jeder Fahrer, der an einer Kollision schuld war, mit einem oder mehr Punkten abgestraft. Ein Präzedenzfall ist Liam Lawson. Der Racing-Bulls-Pilot erhielt in Bahrain eine Fünf-Sekunden-Strafe, weil er Lance Stroll bei einem Überholmanöver anstupste. Weder Lawsons noch Strolls Bolide wurde bei diesem Zusammenstoß beschädigt, beide konnten das Rennen beenden. Trotzdem wurde für den Vorfall ein Strafpunkt zu Lawsons Akte hinzugefügt.

Was ist also der Unterschied zu der Kollision zwischen Norris und Piastri? Wird anders gemessen, weil die Involvierten Teamkollegen sind oder gar, weil die Stewards eine Vorliebe für britische Fahrer haben? Weder noch. Die Erklärung ist viel simpler. Verursacht ein Fahrer eine Kollision und beschädigt dabei lediglich sein eigenes Auto, werden keine Strafpunkte vergeben.

Crash von Lando Norris im McLaren
Der malträtierte MCL39 von Lando Norris musste mit dem Bergungsfahrzeug zurückgebracht werden, Foto: IMAGO / PsnewZ

Oscar Piastri trug aus dem Zusammenstoß keinen Schaden davon und konnte den Kanada GP hinter dem Safety Car auf dem vierten Platz beenden. Lando Norris musste seinen rauchenden MCL39 in der Wiese neben dem Circuit Gilles Villeneuve abstellen und zu Fuß in die Box laufen. Er zerstörte sein eigenes Rennen, nicht das von Piastri. In diesem Fall muss laut den Vorgaben kein Strafpunkt vergeben werden.

Dass er keinen Strafpunkt bekam, wird Lando Norris wohl eher wenig Trost spenden - zu sehr schmerzen die verlorenen WM-Punkte. Nach dem Rennen war der 25-Jährige sichtlich niedergeschlagen und entschuldigte sich beim ganzen Team. "Abgesehen von mir selbst hat hier niemand etwas falsch gemacht", zeigte er sich seiner Schuld bewusst. "Ich habe mich zum Deppen gemacht."

Warum bekam Lando Norris eine Fünf-Sekunden-Strafe, obwohl er das Rennen nicht beendete? Das und viele mehr zum Großen Preis von Kanada beantwortet euch Christian im Artikel!