"Ein Wunder ist geschehen", hatte Max Verstappen am Samstagabend in Katar noch proklamiert. Doch drei Stunden später ist er seine erste Grand-Prix-Pole seit Juni wieder los. Die Stewards entreißen dem Red Bull den ersten Startplatz wegen einer brenzligen Situation mit George Russell.
Es ist dabei eine ungewöhnliche Strafe. Nur einen Platz muss Verstappen in der Startaufstellung des Rennens der Formel 1 zurück. Das gab es seit 2020 nicht mehr. Die Stewards lassen Milde walten, da weder Verstappen noch Russell auf einer schnellen Runde waren. Das ändert nichts daran, dass Verstappen in ihren Augen unnötig langsam gefahren war.
Wieder geht die Strafe zurück auf die vorgegebene Maximal-Zeit von 1:40 Minuten, die alle Fahrer zwischen den beiden Safety-Car-Linien einhalten müssen. Dafür hatte es am Freitag schon 40 Übertretungen, aber nur zwei Verwarnungen gegeben. Hier war mit Verstappen wieder ein Fahrer über der Vorgabe.
Langsamer Verstappen lässt Russell vor Qualifying-Showdown auflaufen
Teil des Problems waren die unterschiedlichen Reifen-Vorbereitungsmethoden. Beide waren im letzten Sektor kurz vor Ende von Q3 dabei, für die letzte schnelle Runde Aufstellung zu nehmen - Russell aber auf einem neuen Reifen, den er gerade mit einer zusätzlichen Vorbereitungs-Runde anfuhr. Verstappen hingegen hatte seinem Reifen bereits eine schnelle Runde zugemutet. Jetzt fuhr er gerade eine zweite Kühlrunde, um ihn wieder zu beruhigen.
In den letzten 90 Sekunden schob sich eine kleine Gruppe an Autos eingangs des letzten Sektors zusammen. Der weiter seine Reifen kühlende Verstappen hatte im Laufe der Runde bereits Lando Norris und Fernando Alonso vorbeigelassen und versuchte Abstand zu halten: "Die zwei Autos vor mir öffneten eine Lücke, also musste ich auch eine machen. Und ich wusste, dass jeder auf einer langsamen Runde war."
Dabei, so halten die Stewards fest, war Verstappen bereits über der Maximal-Zeit. Am Funk war das auch Thema. Die Box wies ihn an, sich nicht darum zu kümmern. Es ist üblich, dass die Stewards den Fahrer entlasten, wenn er während der Runde andere Autos vorbeilassen musste. Problem nur: Russell kam deutlich schneller von hinten. Er bemühte sich selbst, der Maximal-Zeit zu folgen: "Ich wollte nicht bestraft werden."
Russell einziger Profiteur von Verstappen-Strafe
Sehr zu seiner Überraschung fand Russell einen bummelnden Verstappen in Kurve 13 auf der Ideallinie vor. Genauso überraschend für die Red-Bull-Box, die Verstappen zu spät informierte. Wohl in der Annahme, dass der sich auf einer Vorbereitungsrunde befindliche Russell kaum mit so hohem Tempo fahren würde. "Bisschen haarig so kurz bevor wir in die schnelle Runde gehen", bemängelte Russell danach. Die Stewards stimmten ihm zu.
Die Kombination des unnötig langsamen Fahrens über der Maximal-Zeit auf der Ideallinie sowie der Tatsache, dass Verstappen vor der Kurve selbst auch seinen Spiegel checkte und Russell eigentlich kommen sehen musste macht die Situation letztendlich strafwürdig.
Verstappen muss das Rennen also vom zweiten Platz, und damit von der dreckigen Seite der Startaufstellung in Angriff nehmen. Für Russell ist die Angelegenheit perfekt: Er erbt die Pole. Und nach einem starken Sprint, in dem er vor allem durch McLaren-Teamtaktik eingebremst wurde, kann er absolut realistische Ansprüche auf seinen nächsten F1-Sieg anmelden.
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