In der Spätphase der Formel-1-Saison 2024 blüht George Russell richtig auf. Nicht als ob der Brite allgemein eine so schlechte Saison gehabt hätte, sein sechster Platz in der Meisterschaft sieht schlechter aus als es seine Leistungen pacemäßig hergegeben haben, doch im Endspurt scheint er endgültig zur Hochform aufzulaufen.

Nach seinem dominanten Start-Ziel-Sieg in Las Vegas, musste er sich in Katar gleich zweimal nur knapp im Kampf um Startplatz Eins geschlagen geben. Im Sprint-Qualifying war es Lando Norris, der ihn in den Schatten stellen konnte, im Qualifying am Samstag dann Max Verstappen. Vorwürfe macht sich Russell keine deswegen, vielmehr freute er sich nach dem Zeittraining über die Fortsetzung des positiven Trends der letzten Grands Prix: "Wir haben einen großartigen Run. In den letzten vier Qualifyings in der ersten Startreihe zu stehen, davon hätten wir vor ein paar Rennen nicht einmal träumen können."

George Russell: Eine der besten Runden, die ich je gefahren bin

"In Brasilien spielten uns ein bisschen die Umstände in die Karten mit dem nassen Vormittags-Qualifying. Aber die Pace in Vegas letztes Wochenendes ist real und auch die Pace hier ist real", zählte Russell auf. Im Katar-Qualifying sah Russell lange sogar wie der Favorit auf die Pole Position auf, da McLaren nicht mehr die Pace vom Freitag und aus dem Sprint replizieren konnte und Ferrari erwartungsgemäß zurücklag. Doch ausgerechnet Max Verstappen, der das Wochenende selbst schon abgeschrieben hatte, konnte dem Mercedes-Fahrer dann doch noch Startposition Eins entreißen.

"Die erste Runde [in Q3] war eine der besten Runden, die ich jemals gefahren bin. Aber aus irgendeinem Grund konnte ich auf der zweiten Runde dieses gewisse Extra an Zeit nicht finden und Max unterbot mich", analysierte Russell. In den Rundendaten lässt sich ein Grund ausmachen: In den Kurven 4 und 5 verlor Russell auf seiner letzten Runde zwei Zehntelsekunden gegen Verstappen und war sogar langsamer als auf seinem eigenen ersten Umlauf.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff wollte seinem Fahrer keinen Vorwurf machen. Er meinte: "Russell war das gesamte Wochenende stark, immer ganz vorne dabei. Es gibt drei oder vier Fahrer, die auf Pole hätten fahren können und Max hat einfach eine großartige Runde rausgehauen."

Noch ist die Messe aber noch nicht zu Ende gelesen, denn zunächst muss Verstappen noch eine Untersuchung aufgrund von unnötig langsamem Fahren über sich ergehen lassen. Vor dem zweiten Versuch stand er in langsamer Fahrt ausgerechnet Russell im Weg, der dadurch über den Kerb leicht ins Kiesbett ausweichen musste. Dadurch könnte die Pole Position noch zu Mercedes wandern.

Lewis Hamilton wieder unter Ferner Liefen: Vier Zehntel Rückstand auf Russell

Wie schon am Freitag war auch im Qualifying nur ein Mercedes in den Kampf an der Spitze involviert. Von Lewis Hamilton fehlte erneut jede Spur. Er verlor über vier Zehntelsekunden auf seinen Teamkollegen und reihte sich dadurch nur auf der sechsten Position ein. Balanceprobleme, die er während dem Sprit bemerkt hatte, seien diesmal keine aufgetreten: "Das Auto hat sich recht anständig angefühlt", so Hamilton.

Warum er sich dennoch fast eine halbe Sekunde hinter Russell einreihte, kann sich Hamilton nicht erklären. Im direkten Vergleich zu seinem Landsmann verlor er vor allem in Kurve 10 Unmengen an Zeit. Gleichzeitig konnte sich Russell in Q3 in Kurve 2 und Kurve 15 nochmal klar verbessern, Hamilton hingegen nicht.

Wolff nahm seinen Noch-Fahrer, der nach dem Sprint-Qualifying hart mit sich selbst ins Gericht gegangen war, in Schutz: "Es ist einfach diese Fahrzeug-Generation und besonders, wie sich das Auto momentan verhält. Das ist nichts, was er mag." Wolff nahm die schlechten Performances des zukünftigen Ferrari-Fahrers kurz vor seinem Mercedes-Abschied auf die Team-Kappe: "Wir müssen einfach zusehen, dass wir ihm ein Auto geben, das er mag. Er ist ein Teamplayer, deswegen sagt er nichts, aber er ist einfach nicht glücklich mit dem Auto."

Hamilton kann das Ende seiner letzten Mercedes-Saison in der Formel 1 nicht früh genug kommen. Nach dem Sprint-Qualifying sparte er nicht an Selbstkritik: