Formel-1-Fans kennen diese Nachricht am Ende eines Qualifying-Segments nur zu gut: Die Stewards ermitteln nach der Session gegen diesen und jenen Fahrer wegen einer Überschreitung der Maximal-Rundenzeit. Üblicherweise eine Nichtigkeit ohne Folgen. Doch im Sprint-Qualifying von Katar lief die Angelegenheit plötzlich komplett aus dem Ruder. Für Sergio Perez und Yuki Tsunoda könnte das am Samstag noch Konsequenzen haben.
Worum geht es bei diesen Ermittlungen eigentlich? In den letzten Jahren wurden äußerst langsame Outlaps und Cooldown-Runden nicht zuletzt wegen der zunehmend schwierigen Vorbereitungsprozedur der Pirelli-Reifen im Qualifying Standard. Das löste Bummelzüge aus, manchmal gar an gefährlichen Stellen, wo Fahrer auf schnellen Runden auf Autos aufliefen, die im Schritttempo rollten.
2023 begann die Rennleitung dagegen vorzugehen. Seit Monza 2023 gibt es in den Event-Notizen des Rennleiters eine klare Vorgabe. Vor jedem Qualifying wird eine Maximal-Zeit festgesetzt. Wichtig: Die gilt nicht für die ganze Runde, sondern zwischen der zweiten Safety-Car-Linie (der weißen Linie nach der Boxenausfahrt) und der ersten Safety-Car-Linie (der weißen Linie vor der Boxeneinfahrt), nimmt also die Boxengasse raus und ist damit auch auf Outlaps anwendbar.
Misst die Zeitnahme eine Überschreitung, wird automatisch eine Untersuchung für unnötig langsames Fahren eingeleitet. Wenn in dieser klar ersichtlich ist, dass der Fahrer nur deshalb so langsam war, weil er einem Konkurrenten fair auswich, gibt es einen Freispruch. Meist erfolgt das noch vor dem Ende des Qualifyings. In Katar aber nahm es Überhand.
17 Fahrer nach Sprint-Qualifying unter Verdacht
Bereits im Freien Training war erkennbar, wie sehr die Fahrer mit Verkehr haderten. Vor dem Sprint-Qualifying setzte Rennleiter Rui Marques die Maximal-Zeit auf 1:40 Minuten fest. Im Verlauf der folgenden drei Qualifying-Segmente wurden nicht weniger als 40 Übertretungen an die Stewards weitergeleitet. Insgesamt waren 17 Fahrer betroffen. Alex Albon und Liam Lawson waren mit je vier Meldungen die Spitzenreiter. Nur Fernando Alonso, Esteban Ocon und Nico Hülkenberg blieben sauber.
Fahrer | Übertretung |
---|---|
Albon | 4 |
Lawson | 4 |
Hamilton | 3 |
Piastri | 3 |
Russell | 3 |
Stroll | 3 |
Verstappen | 3 |
Bottas | 2 |
Colapinto | 2 |
Gasly | 2 |
Leclerc | 2 |
Magnussen | 2 |
Perez | 2 |
Tsunoda | 2 |
Zhou | 1 |
Norris | 1 |
Sainz | 1 |
Die Stewards machten sich also spätabends daran, Zwischenfall für Zwischenfall aufzurollen. Das dauerte ganze 90 Minuten. In 38 Fällen, von 15 Fahrern, urteilte man auf Freispruch - die Beschuldigten hatten nach bestem Wissen und Gewissen versucht, die Zeit einzuhalten, mussten aber dann einem anderen Auto ausweichen und blieben daher über der Grenze.
Zwei fielen bei der ersten Überprüfung durch. Yuki Tsunoda in Minute 8 von SQ1 und Sergio Perez in Minute 11 blieben über dem Limit, ohne dass dafür eine klare Entschuldigung ausgemacht werden konnte. Den beiden droht jetzt Ärger. Sie werden von den Stewards für weitere Anhörungen vorgeladen. Wegen der späten Stunde finden die erst ab 14:00 Uhr Ortszeit (12:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit) am Samstag vor dem Sprint statt.
Große Verkehrs-Probleme für die Formel 1 in Katar
Eine Strafe wäre ein Novum. Bis jetzt gab es dafür nur Freisprüche. Aber bis jetzt hatte die Situation auch noch nie so ein Ausmaß angenommen. Warum es in Katar so aus dem Ruder lief? Womöglich, weil die Strecke sehr schnell ist, aber nur sehr wenige Geraden bietet. Die schnellen aufeinanderfolgenden Kurven machen Ausweichen schwierig, erst recht, wenn mehrere Autos hintereinander kommen.
Wenn man dann das Auto infolgedessen mehrmals praktisch am Streckenrand parken muss, um einen Konkurrenten auf einer fliegenden Runde vorbeizulassen, kann die Rundenzeit schnell ausufern und die Grenze überschreiten.
Es bleibt abzuwarten, woran Perez und Tsunoda ihre Übertretungen festmachen. In Sachen realen Konsequenzen droht ihnen sehr wenig. Jede Strafe würde wohl nur für den Sprint zur Anwendung kommen. Und in dem starten die beiden ohnehin schon nur von den Plätzen 16 und 17. Weit weg von einer realistischen Chance auf Punkte.
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