Das Formel-1-Jahr 2024 beginnt für Haas mit einem Beben: Teamchef Günther Steiner muss den US-amerikanischen Rennstall noch vor Saisonbeginn verlassen. Das bestätigte der Rennstall am Mittwoch in einer Pressemitteilung. Nachfolger auf dem Teamchef-Posten wird Ayao Komatsu. Der Japaner war zuvor Ingenieurs-Direktor beim Team.

"Ich möchte mich bei Günther Steiner für seine harte Arbeit in den letzten zehn Jahren bedanken und wünsche ihm für die Zukunft alles Gute", lässt sich Teambesitzer Gene Haas in der Presseaussendung zitieren. "Als Organisation müssen wir uns entwickeln und deshalb war es klar, dass wir unsere Performance auf der Strecke verbessern müssen."

Haas rutschte 2023 auf den letzten Rang in der Konstrukteurswertung ab. Ob die Performance der einzige Grund für die Trennung ist, darf aber zumindest bezweifelt werden. Schon länger hielten sich im Fahrerlager Gerüchte über Differenzen zwischen Steiner und Gene Haas. Steiner bereitete den Einstieg des Rennstalls für die Saison 2016 vor und leitete als Teamchef das Tagesgeschäft, das Geld kam aber von Milliardär Haas.

Haas Performance-Direktor Ayao Komatsu hört Formel-1-Teamchef Günther Steiner zu.
Ayao Komatsu stand zuvor im Schatten von Günther Steiner, Foto: Haas F1 Team

Durch die Netflix-Serie 'Drive to Survive' wurde Steiner über Nacht zum Star. Vor allem sein rauer Umgangston machte ihn über die Grenzen der Formel-1-Welt hinaus populär. 2023 erschien sogar sein erstes Buch 'Surviving to Drive'. Die Fortsetzung ist für 2024 angekündigt.

Mit seiner direkten Art eckte Steiner aber auch oft an. So musste sich der Südtiroler für Bemerkungen über die Stewards erst in der abgelaufenen Saison vor den Sportkommissaren verantworten. Den deutschen TV-Sender Sky boykottierte Steiner, weil ihm die Berichterstattung des Senders über Mick Schumacher und das Haas-Team zu einseitig war.

Haas-Teambesitzer Gene Haas im Paddock
Teambesitzer Gene Haas kommt nur noch selten an die Strecke, Foto: LAT Images

Nach einem kleinen Zwischenhoch in der Formel-1-Saison 2022 rutschte Haas im vergangen Jahr wieder auf den letzten Platz in der Konstrukteurswertung ab. Tiefpunkt war die Saison 2021, als man mit Mick Schumacher und Nikita Mazepin keinen einzigen WM-Punkt einfahren konnte.

Während Steiner schon Jahre vor dem Formel-1-Einstieg 2016 damit begann, das Team aufzubauen, kam Neu-Teamchef Ayao Komatsu erst in Saison eins an Bord. Der Japaner wechselte 2016 gemeinsam mit Romain Grosjean von Lotus zu Haas. Dort stieg er vom Chef-Renningenieur zum Ingenieurs-Direktor auf. Seine Anfänge in der Formel 1 machte Komatsu 2003 als Reifen-Ingenieur bei BAR.

Haas fordert von Komatsu konstante Erfolge

"Mit Ayao Komatsu haben wir nun einen Ingenieur im Herzen unseres Managements", erklärt Gene Haas die Beförderung des Japaners. "Wir hatten einigen Erfolg, aber wir müssen kontant Ergebnisse abliefern, die uns helfen, unsere größeren Ziele als Organisation zu erreichen. Wir müssen mit den Ressourcen, die wir haben, effizient sein", fordert der US-Amerikaner, der sich zuletzt immer seltener an den Rennstrecken der Welt hat blicken lassen.

Haas Ingenieurs-Direktor Ayao Komatsu lässt sich beim Formel-1-Rennen in Japan von heimischen Fans feiern.
Ayao Komatsu soll Haas Konstanz bringen, Foto: Haas F1 Team

Neben der neuen Teamchef-Personalie gibt es im Team eine weitere große Neuerung: Um Komatsu den Rücken freizuhalten, soll demnächst ein COO eingestellt werden, der beim Team im britischen Banbury sitzt und sich um die Belange abseits der Rennstrecke kümmert. Haas operiert seit dem Formel-1-Einstieg von verschiedenen Standorten: Die Verwaltung sitzt in Kannapolis im US-Bundesstaat North Carolina, die Team-Base befindet sich in Banbury, dazu arbeiten Aerodynamik-Ingenieure aus Maranello, wo man von Ferrari zahlreiche Fahrzeugkomponenten bezieht, das Chassis entsteht bei Dallara ebenfalls in Italien.

Die personellen Umstrukturierungen lassen keinen Zweifel daran, dass Haas in der Formel 1 bleiben will: "Ich freue mich darauf, mit Ayao zu arbeiten und sicherzustellen, dass wir unser Potenzial maximieren - das spiegelt mein Verlangen wider, ordentlich in der Formel 1 zu kämpfen." Durch den Boom der Königsklasse stiegen die Werte für Teams in schwindelerregende Höhen. Ein Verkauf kommt für Haas aber offenbar nicht in Frage.

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