Alpine fiel in der Formel-1-Saison 2023 vor allem durch einen hohen Personalverschleiß auf. Jüngst hat es Davide Brivio erwischt, der als 'Director of Racing Expansion Projects' zur alten Führungsriege des Rennstalls gehörte und seinen Arbeitsplatz im Dezember räumen musste. In all dem personellen Chaos hat es sich Alpine zur Aufgabe gemacht, neben einer neuen Unternehmenskultur auch die Infrastruktur auf Vordermann zu bringen, um mit einem neuen Simulator und Prüfständen auf dem neuesten Stand zu sein.
Neue Alpine-Kultur und Ausbau der Infrastruktur
Seitdem Bruno Famin den Teamchef-Posten vorläufig übernommen hatte, stand eine neue Arbeitshaltung ganz oben auf der Agenda. Keine leichte Aufgabe, da die Standorte des Teams in zwei verschiedenen Ländern liegen. Der Rennstall ist im britischen Enstone ansässig, Renaults Motorenfabrik befindet sich dagegen im französischen Viry. Trotzdem soll an beiden Orten die gleiche Kultur etabliert werden.
"Ich werde viel mehr Zeit in Enstone oder in Viry verbringen, um diesen Kulturwechsel auch dorthin zu bringen", erzählte Famin. Aber das war nur der erste Schritt. Neben der neuen Alpine-Kultur wurde und wird auch die Infrastruktur an beiden Standorten weiter ausgebaut. "Für mich sind die Kultur und die Einstellung entscheidend, ganz klar. Aber das ist nicht genug. Die Modernisierung beider Seiten [Viry und Enstone, Anm. d. Red.] ist im Gange und ziemlich weit fortgeschritten, insbesondere in Viry", freute sich der Teamchef.
"In Viry stehen wir kurz vor dem Abschluss der Modernisierung. Vor zwei Jahren haben wir ein brandneues Gebäude für Power Units bekommen. Gerade sind wir dabei, die Modernisierung der Prüfstände abzuschließen. Dort sind wir schon recht weit. Auch in Enstone wird viel gearbeitet", so Famin. Erst vor kurzem investierte Alpine in einen neuen Simulator, der aber erst in knapp zwei Jahren einsatzbereit sein wird.
Neue CapEx-Regel erleichtert Investitionen
Eigentlich war das Finanzreglement eingeführt worden, um Chancengleichheit für kleinere Teams zu schaffen. Doch die ab 2021 geltenden Regeln waren vor allem Ex-Alpine-Teamchef Otmar Szafnauer ein Dorn im Auge. Als die Teams noch unbegrenzt Geld ausgeben durften, hatte Renault noch nicht die Mittel dazu.
Und jetzt können die Investitionen nicht in dem Maße getätigt werden, wie das Team es gerne hätte, obwohl Alpine dazu in der Lage wäre. 2023 hatte der Rennstall Otro Capital an Land gezogen, für 200 Millionen Euro kaufte die Investment-Firma 24 Prozent Anteile am Team. Im Oktober folgte der nächste Investoren-Schub: Mehrere Weltklasse-Sportler hatten sich am Rennstall beteiligt.
"Wir müssen die FIA davon überzeugen, dass eine bestimmte Menge an Infrastruktur, die von allen Teams benötigt wird, um wettbewerbsfähig zu sein, nicht unter den Kostendeckel fällt. Sie haben es für Aston Martin und ihren neuen Windkanal erlaubt, weil man sonst nie einen neuen Windkanal kaufen würde. Denn die Kostenobergrenze liegt bei 36 Millionen und ein neuer Windkanal kostet etwa 70 Millionen", kritisierte Szafnauer das Finanz-Reglement.
Ein Wunsch, der nach seiner Amtszeit in Erfüllung ging. "Wir können jetzt dank der Entscheidung der FIA über die CapEx-Regel [Capital Expenditure Budget, Anm. d. Red.] einige neue Prüfstände für das Auto selbst und für die Aufhängung entwickeln. In den kommenden zwei Jahren werden wir die Modernisierung beider Seiten abgeschlossen haben, was natürlich ein Plus ist", sagte Interims-Teamchef Bruno Famin.
Im Oktober 2023 passte die FIA das CapEx-Limit an: Ein Inflationszuschlag erhöhte die Obergrenze bis 2023 von den ursprünglich festgelegten 36 Millionen auf 45 Millionen US-Dollar. Zudem wurde das Ausgabelimit bis Ende 2024 angehoben. Alpine darf bis zum Ende der Vierjahresperiode im Jahr 2024 Investitionen in Höhe von 58 Millionen US-Dollar anmelden. Das heißt: Hat der französische Rennstall die 45 Millionen US-Dollar bereits ausgegeben, kann das Team für 2024 noch 13 Millionen Dollar ausgeben.
Hier könnt ihr nachlesen, was sich ab 2024 bei der CapEx-Regelung geändert hat:
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