Ein Abflug in die Wand, ein technischer Defekt, null Punkte: Der vergangene Triple-Header brachte nicht den Erfolg, den sich Franco Colapinto von seinem Formel-1-Comeback erhofft hatte. Der Argentinier sitzt seit Imola im zweiten Alpine. Seinen imposanten Start für Williams 2024 konnte er nicht reproduzieren. Zur Erinnerung: Nach drei Rennen als Ersatz für Logan Sargent hatte der 22-Jährige vier WM-Punkte gesammelt. 2025 ist er in der Fahrerwertung punktelos auf dem letzten Platz.

"Es war taff", resümierte Colapinto die Zeit seit seiner F1-Rückkehr. Er sieht sich seiner Konkurrenz gegenüber im Nachteil, denn während die anderen in den ersten sechs Rennen wertvolle Erfahrungen sammelten, saß Colapinto auf der Alpine-Ersatzbank. Dazu geht es im Team langsamer voran, als Colapinto gehofft hatte: "Meine Erwartung war, dass wir nach Imola mehr Fortschritte machen würden."

Mick Schumacher zu Alpine? Flavio Briatore: Nächste Frage! (09:52 Min.)

Doch der ersehnte Durchbruch kam weder in Monaco noch in Barcelona. Der Alpine A525 und der Williams FW46, den Colapinto letztes Jahr fuhr, sind wie Tag und Nacht. Besonders die Abstimmungsarbeit bereitete dem Argentinier zu schaffen: "Ich konnte keinen Rhythmus finden. Es hat sich angefühlt, als hätten das Auto, das Set-Up und ich gegeneinander gekämpft", schilderte Colapinto vor dem Großen Preis von Kanada.

Der enge Zeitplan des Triple-Headers hätte nie einen Moment für Reflexion oder große Veränderungen zugelassen. Dafür hat Colapinto die zweiwöchige Pause genutzt. "Ich habe mich mit dem Team zusammengesetzt, um unsere Probleme zu verstehen. Wo fehlt uns die Pace, wo können wir noch mehr herausholen und wie kann ich mich verbessern?", erzählte Colapinto.

Der Alpine-Pilot hat seit Barcelona viel Zeit im Simulator und mit den Ingenieuren im Hauptquartier in Enstone verbracht, um mehr Vertrauen in den A525 zu bekommen. Denn ganz so selbstbewusst wie im letztjährigen Williams-Boliden fühlt sich Colapinto immer noch nicht. "Wir müssen vorankommen. Hoffentlich können wir in Montreal einen Schritt nach vorne machen", zeigte sich der 22-Jährige zielstrebig.

Pierre Gasly: "Willst du, dass ich jetzt schon heimfahre?"

Die Hoffnung, dass Alpine in Kanada ein Sprung nach vorne gelingt, teilt Colapintos Teamkollege Pierre Gasly nicht. Ganz im Gegenteil: Er sieht ein schwieriges Wochenende auf das französische Team zukommen. Auf dem Papier ist der Circuit Gilles Villeneuve keine Strecke, die dem A525 liegt. Langsame Kurven, viele Kerbs, lange Geraden - die fehlende Power des Renault-Motors wird auch in Montreal die Achillesferse des Alpine-Boliden sein.

Allzu scharf auf das bevorstehende Wochenende scheint Gasly nicht zu sein. Als ein Journalist ihm die Probleme seines Autos auf dem 4,361 Kilometer langen Straßenkurs aufzählte, fragte er prompt: "Willst du, dass ich jetzt schon heimfahre?" Danach lenkte der Franzose schnell ein: "Wir werden unsere Erwartungen anpassen, aber das ändert nichts an unserer Herangehensweise", beschwichtigte Gasly und betonte, dass er lieber eine riskante Strategie ausprobiert und scheitert, als einen Platz im Mittelfeld zu akzeptieren.

Zurzeit ist Alpine mit 11 WM-Punkten das Schlusslicht in der Konstrukteurswertung. Im Vorjahr fuhren beide Fahrer in Kanada in die Top-10. Ein Ergebnis, wovon auch Franco Colapinto träumt: "Punkte wären super. Ich bin schon glücklich, wenn wir weiter nach vorne kommen. Ich weiß, dass das Auto noch mehr Performance hat, die müssen wir herauskitzeln. Dann können wir uns Gedanken um den Rest machen." Ein gutes Ergebnis wäre für Colapinto wichtig, denn ihm bleiben nur noch zwei Rennen, um sein Können zu beweisen.

Fünf Rennen bekam Franco Colapinto, drei davon sind vorbei. Wie schlägt sich der Argentinier? Kann er die Anforderungen von Flavio Briatore erfüllen? Wir haben die Zwischenbilanz gezogen und es sieht nicht rosig aus: