In Barcelona war der Streit zwischen George Russell und Max Verstappen nach Verstappens Rammstoß gegen den Mercedes kurz vor Rennende übergekocht. Eineinhalb Wochen später ist die Stimmung entspannt. Russell wird überrascht von Verstappens spätem Schuldeingeständnis. Eine Strafpunkt-bedingte Sperre wäre für ihn letztendlich in Ordnung. Verstappen ist diese Gefahr währenddessen völlig egal.
Tatsächlich trafen sich die beiden in der Formel-1-Pause zwischen Barcelona und Kanada sogar persönlich. Das war unerwartet, schließlich suchte keiner der beiden eine Aussprache. Spätestens seit Verstappen vor Monaten in Katar eine Startplatz-Strafe wegen eines Zwischenfalles mit Russell bekommen hatte, sind sich die beiden überhaupt nicht grün.
Aber sie stolperten vor ein paar Tagen geradezu übereinander - am Flughafen. "Völlig willkürlich", meint Verstappen. Russell bestätigt: "Aber wir haben nicht darüber gesprochen. Er war mit seiner Familie und seinem Baby dort. Wir haben uns dann darüber unterhalten, wie es da so läuft, und er war beschäftigt, den Kinderwagen für die Security zusammenzufalten."
Russell freut Verstappens Einsicht nach Barcelona
Auch ohne eine Aussprache haben beide das Thema so oder so abgehakt. Verstappen hatte nach Reflexion am Montagvormittag nach Barcelona per Instagram eingeräumt, dass das Manöver "nicht in Ordnung" gewesen war. Russell hatte nicht damit gerechnet: "Ich war etwas überrascht zu sehen, dass er Verantwortung übernimmt. Das entspricht ganz und gar nicht dem, was ich von ihm kenne." Verstappens ganze Stellungnahme gibt es hier:
"Es war eine Fehleinschätzung, die Kurve", unterstreicht Verstappen am Donnerstag in Kanada noch einmal. "Es war ganz klar, ich wurde bestraft. Das spricht für sich." Nur umschifft er erneut die im Raum stehende Frage, ob es Absicht war. "Ich muss nicht ins Detail gehen, warum, wie, oder was. Jeder macht im Leben Fehler, lernt davon, und dann geht es weiter."
Verstappen verweist nur noch einmal auf die Umstände. Der Rammstoß von Russell hatte schließlich eine lange Vorgeschichte. Falsche Reifen für den späten Restart, dadurch beinahe ein Unfall, dann eine Berührung mit Charles Leclerc auf der Geraden, dann eine mit Russell in der ersten Kurve, dann die (rückblickend unnötige) Anweisung von Red Bull, sicherheitshalber Russell wegen dem Manöver in der ersten Kurve vorbeizulassen: "Es waren einfach viele Dinge, die zusammenkamen."
"Ich will glauben, dass er mir nicht absichtlich reinfuhr, das wäre ziemlich wild", schließt Russell seinerseits dieses Kapitel ab. "Ich denke, er wollte zeigen, wer der Boss ist, die Ellbogen ausfahren, und hat sich verschätzt. Eine schärfere Strafe als die, die er bekommen hat, wäre ein bisschen viel gewesen."
Verstappen droht Strafe, Russell feixt: Wird noch aggressiver fahren!
Viel werden jetzt auch Verstappens Strafpunkte. Bis zum 30. Juni hat er 11 davon. Bei 12 würde er automatisch für ein Rennwochenende gesperrt. "Nicht ideal", beurteilt er die Gefahr schmallippig. Russell sieht gegenüber der BBC zumindest hier faire Vorgänge: "Wenn er 12 erreicht, wäre es nicht ungerechtfertigt. Letztendlich sind die Punkte dafür da. Wenn du andauernd rücksichtslos fährst, sammelst du Punkte, und wirst bestraft. Du hast es in der Hand."
Verstappen sieht das nicht ganz so: "Aber was ist schon fair? Ist es fair, dass ich 11 Punkte habe? Ich weiß es nicht. Gleichzeitig ist das Leben nicht fair, wisst ihr. Wenn ich es so betrachte, habe ich keine Sorgen."
"Ich kann nicht einfach überall rausnehmen", wehrt Verstappen dementsprechend alle Nachfragen ab, ob er denn nun vorsichtiger fahren würde. "Ich werden einfach so fahren, wie ich es immer tue. Ich vertraue mir." Russell grinst: "So wie ich ihn kenne, wird er noch aggressiver fahren, damit er ein freies Wochenende zuhause verbringen kann." Wer wäre im Ernstfall Ersatz? Wir haben die Alternativen hier zusammengefasst:
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