Formel 1 in Saudi-Arabien: Die Gewinner
Oscar Piastri
Im Moment läuft für Oscar Piastri alles zusammen. Nachdem er schon letzte Woche infolge seines Bahrain-Sieges von vielen zum WM-Favoriten erkoren wurde, hat er mit seinem dritten Saisonsieg nun auch folgerichtig die Spitze in der Punktetabelle übernommen. In Saudi-Arabien war ein Blitzstart der entscheidende Impuls, der das Pendel von Verstappen zu ihm umschwingen ließ. Die Strafe gegen den Weltmeister war nur die Konsequenz davon, danach lieferte er wieder seine gewohnt fehlerfreie Fahrt ab.
RB21
Red Bull ist an diesem Wochenende kein Gewinner-Team. Wer hätte sich nach dem Rennen auch freuen sollen: Max Verstappen darüber, dass er den Rennsieg am Start verschenkt hat? Yuki Tsunoda nach seinem Unfall in Runde 1? Beide wohl kaum. Der eigentliche Star der Show war an diesem Wochenende das Auto. Auf den "besten Freitag der Saison" folgte die wohl beste Rennpace der Saison. In Japan benötigte der RB21 ja noch die Track Position, um in den Händen von Verstappen McLaren herausfordern zu können, in Jeddah war er aber auch ohne dieser auf Augenhöhe mit Piastri. Das beweist: Der RB21 ist unter den richtigen Umständen ein sehr gutes Rennauto, wenn er nur nicht so launisch wäre.
Charles Leclerc
Charles Leclerc hörte sich nach dem Formel-1-GP in Jeddah überhaupt nicht wie ein Gewinner an. Vielmehr wie jemand, der (vielleicht mit ein paar Wochen Verspätung) jetzt endgültig realisiert hat, dass auch 2025 für ihn und für Ferrari ein verlorenes Jahr sein wird. Verstappen, Norris, Piastri, vielleicht sogar Russell… Alle kämpfen um die WM, nur der Monegasse mal wieder nicht. Das tut weh. Und das, obwohl er Lewis Hamilton regelrecht vorgeführt hat - immerhin den erfolgreichsten Fahrer der Formel-1-Geschichte. Sportlich ist Leclerc also definitiv ein Gewinner, seine Vorstellung war überragend, das erste Ferrari-Podium der Saison der verdiente Lohn. Vielleicht schmerzt das Leclerc ja nur umso mehr, weil es beweist: Egal wie übermenschlich ich fahre, mit diesem Auto geht einfach nicht mehr.
Carlos Sainz & Williams
Williams ist einmal mehr der große Gewinner im Mittelfeld. In der Formel 1B konnte das Grove-Team mit dem doppelten Punkteergebnis nun Haas überholen. Doch keiner wird sich bei dem britischen Traditionsrennstall so gefreut haben wie Carlos Sainz. Es geht ja doch! Erstmals konnte der Spanier für sein neues Team aus eigener Kraft Punkte einfahren und dann auch noch das starke Qualifying am Samstag. Balsam auf die Seele des ehemaligen Ferrari-Piloten, der bisher hinter Alex Albon ein Schattendasein fristete.
Formel 1 in Saudi-Arabien: Die Verlierer
Max Verstappen
Eigentlich ist der amtierende Champion ja ein Fels in der Brandung. Fehlerfrei, immer voll am Limit und ein Garant für gute Starts, damit hält er sich in einem WM-Kampf, in den der Red Bull möglicherweise gar nicht hinein gehört. In Saudi-Arabien ließ er für einmal diese Qualitäten vermissen und bekam den Start nicht hin. In dem Moment, als Piastri innen neben Max Verstappen war, war das Rennen eigentlich schon verloren. Das wusste auch der Niederländer, der sich mit dem Abkürzen der ersten Schikane zumindest noch eine Tür offenhalten wollte. Vielleicht wären die Stewards ja nachsichtig, vielleicht könnte der Vorjahres-Sieger ja die Lücke rausfahren. Waren sie nicht und konnte er nicht. Verstappen hätte dieses Rennen gewinnen können, und dass er es nicht tat, muss er sich selbst zuschreiben.
Mercedes
Kaum ein Team hatte in Saudi-Arabien mit dem Reifenverschleiß zu leiden. Im Spitzenfeld war Mercedes die große Ausnahme, George Russell gingen die Reifen im zweiten Stint so massiv und so abrupt ein, dass er gegen Charles Leclerc und Lando Norris nicht den Hauch einer Chance hatte. Zuvor schien er noch auf ein Podium gebucht zu sein, doch starke Blasenbildung und überhitzende Reifen warfen ihn weit zurück. Teamkollege Andrea Kimi Antonelli erging es im zweiten Stint – wohl auch mangels direkter Zweikämpfe – etwas besser, er hatte dafür im ersten Rennabschnitt Probleme mit den Vorderreifen. "Es war mit Abstand die schlechteste Performance in diesem Jahr", bilanzierte Teamchef Toto Wolff.
Lewis Hamilton
So desillusioniert haben wir Lewis Hamilton schon lange nicht mehr gesehen und das, obwohl er in seinen ersten Monaten bei Ferrari doch schon eine Reihe von schwierigen Rennwochenenden zu verdauen hatte. Der Rekord-Weltmeister gab sich in Jeddah vollkommen ratlos, nachdem er im Rennen von Charles Leclerc meilenweit abgehängt worden war - 30 Sekunden um genau zu sein - und nicht einmal die an Reifenproblemen leidenden Mercedes auch nur in Bedrängnis bringen konnte. Viel Hoffnung machte der 105-fache Grand-Prix-Sieger seinen Fans nicht: "Momentan habe ich keine Lösung, und so könnte es für den Rest des Jahres laufen. Das tut weh."
Lando Norris
Man möchte ja eigentlich nicht mehr auf Lando Norris herumhacken, denn der McLaren-Pilot scheint sich selbst ja schon so sehr unter Druck zu setzen, dass er daran zu zerbrechen droht. Doch Norris macht es einfach unumgänglich, mal wieder in diese Kategorie aufgenommen zu werden. Der Unfall im Qualifying war der bisherige Höhepunkt einer Negativ-Spirale, die sich nach seinem tadellosen Sieg in Australien immer schneller zu drehen begann. Im Rennen konnte er den Schaden mit Platz 4 immerhin minimieren, den Verlust der WM-Führung aber nicht vermeiden. Die Punktesituation ist so früh in der Saison aber gar nicht ausschlaggebend, vielmehr bietet der hilflose Eindruck, den Norris hinterlässt, Anlass zur Sorge.
Sauber
Null Punkte sind bei Sauber im Moment eigentlich schon längst Gewohnheit. Das hat sich seit letztem Jahr nicht verändert und daran können auch Gabriel Bortoleto und Nico Hülkenberg nichts ändern. Doch der ausbleibende Fortschritt und die - egal bei welchen Streckencharakteristiken – mangelnde Pace ziehen sich bei dem zukünftigen Audi-Team wie ein roter Faden von einem Rennen ins nächste. Jeddah reihte sich da gnadenlos ein. Im Qualifying flogen Bortoleto und Hülk schon in Q1 raus, im Rennen waren Punkte zu keinem Zeitpunkt in Reichweite.
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