Erster Triple-Header erfolgreich abgeschlossen: McLaren schnappte sich mit Oscar Piastri den vierten Sieg im fünften Formel 1-Rennen 2025. Durch Lando Norris' Aufholjagd auf Rang vier schnitt das Team in Jeddah mit Abstand am besten ab und übernahm in Person von Piastri die Führung in der Fahrer-Weltmeisterschaft - von seinem Teamkollegen. Damit heißt der WM-Spitzenreiter zum ersten Mal in diesem Jahr nicht Lando Norris.
Der Brite hatte den Schwierigkeitsgrad für sein Rennen in Saudi-Arabien selbst durch einen Crash im Qualifying unnötig erhöht. Auf seiner Aufholjagd von Startplatz zehn lief er in Runde 12 auf seinen Landsmann Lewis Hamilton auf, der zu diesem Zeitpunkt auf Platz 6 lag. Es entbrannte ein packendes Duell zwischen beiden Briten, die sich gegenseitig mehrmals überholten.
Norris ging vor Kurve 27 am Ferrari vorbei und kassierte auf der Start-/Zielgeraden von Hamilton die Retourkutsche, weil der DRS-Messpunkt erst nach der letzten Kurve kommt und der Ferrari-Pilot folglich jedes Mal davon profitieren konnte. Die Lösung: In Runde 14 ging Norris den Angriff auf Hamilton mit Köpfchen an und schlug den Rekordweltmeister mit den eigenen Waffen - sprich: DRS am Ende der Zielgeraden. Norris verzichtete diesmal auf eine Attacke in der letzten Kurve, blieb stattdessen im Windschatten des Ferrari und zog vor Kurve 1 an Hamilton vorbei.
Der Schaden war jedoch schon angerichtet: Der im Ziel Viertplatzierte Norris hatte viel Zeit hinter dem Ferrari verloren. "Das hat uns schlussendlich die Zeit gekostet, die wir gebraucht hätten, um am Ende [Charles] Leclerc anzugreifen", bedauerte Teamchef Andrea Stella. "Für einen Podestplatz hätten wir heute nicht so viel Zeit hinter Hamilton verlieren dürfen."
McLaren-Teamwork: Lando Norris' Renningenieur gibt Piastri Überholtipp

Wenig später lief erneut ein McLaren auf den Ferrari mit der Startnummer 44 auf. Diesmal war es Oscar Piastri, der gerade seinen Boxenstopp absolviert hatte. Doch obwohl sich Piastri und Norris miteinander im WM-Kampf befinden, griffen die Zahnrädchen innerhalb des Teams aus Woking perfekt ineinander.
Nach dem Rennen verriet Andrea Stella: "Landos Renningenieur [Will Joseph; d. Red.] hat Oscars Renningenieur [Tom Stallard; d. Red.] proaktiv mitgeteilt, dass sie Probleme hatten, Lewis zu überholen. Lando hatte es zweimal in Kurve 27 versucht und er [Lewis] hat ihn in Kurve 1 zurücküberholt. Lasst das Oscar wissen und gebt ihm die Empfehlung für einen Angriff in Kurve 1." Dieser Teamgeist und dieses Teamwork in seiner Mannschaft machte Stella am Kommandostand stolz. Denn anders als in der Vergangenheit musste er nicht eingreifen. Teamanweisungen blieben aus.
Der Tipp von Norris an seinen Teamkollegen blieb jedoch fruchtlos. Als Piastri auf Hamilton aufschloss, wollte er nicht bis Kurve 1 warten. Im Gegenteil: Er setzte schon in der schnellen Kurve 21 außerherum ein mutiges Manöver und quetschte sich zwischen den Mauern des Jeddah Corniche Circuit und dem SF-25 an Hamilton vorbei. "Hamilton ist ein fairer Sportsmann", betonte Stella. "Er weiß: Wenn es nicht in der Kurve passiert, dann in der nächsten." Das waghalsige Piastri-Manöver bereitete dem Italiener somit keine Sorgen: "Ich war verhältnismäßig ruhig."
Kann Oscar Piastri die Ellbogen ausfahren - wie Max Verstappen oder Lewis Hamilton?

Hart, aber sauber und präzise - so beschreibt Andrea Stella die Art und Weise, wie sein Schützling aus Down Under Rennen fährt. Aber war dieses mutige Überholmanöver der Beweis dafür, dass er auch einmal die Ellbogen ausfahren kann, wenn es gegen Größen wie Lewis Hamilton oder Max Verstappen geht, die mit allen Wassern gewaschen sind?
"Nun, 'Ellbogen raus' ist eine Metapher, die meiner Meinung nach sehr gut funktioniert, wenn wir eine Geschichte für einen Artikel schreiben müssen", entgegnet Stella. Und als Formel-1-Fan würde er wahrscheinlich gerne selbst einen Artikel mit diesem Aufhänger lesen. Doch intern wird bei McLaren in jedem Fahrerbriefing gebetsmühlenartig eine andere Maxime gepredigt: "Wir wollen die Zielflagge sehen. Es bringt nichts, Recht zu haben, aber nicht ins Ziel zu kommen."
Stattdessen stehe die Fairness im Vordergrund. "Mit den Ellbogen zu arbeiten ist etwas, das weder Teil unserer internen Gespräche ist, noch sollte es meiner Meinung nach dazu gehören, wie die Fahrer Rennen fahren", so Stella deutlich. "Es ist hartes Racing, aber es muss fair bleiben und innerhalb der Regeln ablaufen."
Fair oder nicht - da ist die Formel 1 bei der rennentscheidenden Zeitstrafe für Max Verstappen in Saudi-Arabien geteilter Meinung. Red Bull sieht sich um den Sieg gebracht. Wurde Verstappen tatsächlich der F1-Sieg geklaut? Das beantwortet Christian hier im Video:
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