Max Verstappen startete beim Saudi-Arabien-GP von der Pole Position und führte das Rennen auch nach Runde 1 an. Dennoch hatte er dazwischen den Sieg verloren, denn bereits in Kurve 1 hatte sich ein Zwischenfall ereignet, der dem Formel 1-Weltmeister eine Strafe einbrachte. Diese erwies sich als rennentscheidend.

Was war passiert? Oscar Piastri erwischte den besseren Start, Verstappen war in der ersten Bremszone später auf der Bremse, vor Kurve 2 war er allerdings neben der Strecke, kürzte ab und kam dadurch vor Piastri wieder in Führung liegend zurück. Weil ihm der McLaren-Fahrer keinen Platz gelassen habe, so die Argumentation des Niederländers. Dieser sah es naturgemäß anders: Verstappen hätte die Kurve sowieso nicht bekommen, diese gehörte schon mir, so Piastri.

Formel-1-Stewards entscheiden für Piastri: War seine Kurve

Die Stewards schlugen sich auf die Seite von Piastri und erteilten Verstappen eine 5-Sekunden-Strafe. Ihre Begründung: Piastri war neben Verstappen und innen, deshalb war es seine Kurve. Bei Red Bull stößt diese Entscheidung auf Unverständnis. Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko bezeichnete den Schuldspruch gegen seinen Fahrer als "fragwürdige Entscheidung."

"Ich habe mir vorher das Formel-2-Rennen angeschaut und da geschah es drei- oder viermal und nur einmal endete es mit einer Verwarnung. Es war die gleiche Situation, und zudem war es die erste Kurve nach dem Start. Ich hätte das eher als Rennunfall gesehen", argumentierte Marko gegenüber Motorsport-Magazin.com. Dass es sich um eine Situation am Start handelte, hatten die Stewards als mildernden Umstand in ihr Urteil einfließen lassen, ansonsten wäre eine 10-Sekunden-Strafe fällig gewesen.

Christian Horner: Kann die Stewards nicht verstehen

"Der Start von Piastri war besser, aber Max hat später gebremst und kam als Erster in die Kurve", war Marko im ORF-Interview überzeugt. Dem pflichtete nach dem Rennen auch Teamchef Christian Horner bei, der bei einer Medienrunde in der Red-Bull-Hospitality anhand von ausgedruckten Onboard-Bildern seine Sicht erklärte: "Man kann eindeutig sehen, dass er am Scheitelpunkt der Kurve vorne ist."

Red-Bull-Teamchef Christian Horner legt Journalisten in Saudi-Arabien Ausdrucke vom Start-Duell Verstappen/Piastri vor
Christian Horner untermauerte seine Sicht anhand von Onboard-Bildern, Foto: RacingNews365.com

"Wenn man sich das ansieht, dann kann ich nicht verstehen, wie sie zu der Schlussfolgerung kommen", sprach er über die Begründung der Rennkommissare. "Sie beide fuhren mit dem selben Speed in die Kurve, Oscar kam weit und Max kann sich zu diesem Zeitpunkt nicht einfach in Luft auflösen."

"Die Strafe ist sehr hart", so Horner. Er ist überzeugt: "Ohne die 5-Sekunden-Strafe hätte wir heute gewonnen." Da die Zeitstrafe schon abgesessen wurde, ist eine Einspruch in Form eines Right of Review wenig erfolgsversprechend. Horner wollte dieses Rechtsmittel, über das das Team eine Neubeurteilung der Situation einfordern könnte, nicht komplett ausschließen, bezeichnete diesen Schritt aber als "höchst unwahrscheinlich."

Red Bull entscheidet sich gegen Platztausch: Überholen zu schwierig

Verstappen hätte auch die Wahl gehabt, die Position freiwillig abzugeben und somit einer potenziellen Strafe zuvorzukommen, doch das Team entschied sich dagegen, wie Marko erklärte: "Wenn du einmal hinten bist [dann wird es schwierig]. Momentan ist es in der Formel 1 so, dass du fast nicht überholen kannst." In erster Linie war Red Bull aber von der Unschuld Verstappens überzeugt. Horner: "Wir hatten das Gefühl, dass wir nichts falsch gemacht haben."

Es war ohnehin die bessere Wahl, den Urteilspruch der Stewards abzuwarten. Bei einem Platztausch wäre Verstappen rückblickend betrachtet wohl ebenfalls auf der zweiten Position gelandet, dafür waren er und der spätere Rennsieger sich in der Rennpace zu ebenbürtig.

Es ist nicht das erste Mal, dass Verstappen in Kurve 1 in Jeddah durch das Abkürzen der Schikane die Führung hielt und anschließend dafür büßen musste. 2021 überholte er beim Restart auf eine ähnliche Art und Weise Lewis Hamilton und sicherte sich damit die Führung, damals musste er sich deshalb für einen weiteren Restart hinter den Briten zurückreihen lassen.

Red Bull fassungslos! Wurde Verstappen der F1-Sieg geklaut? (10:00 Min.)