Der nächste Domino-Stein auf dem Formel-1-Fahrermarkt für die Saison 2025 ist gefallen: Jack Doohan wird im nächsten Jahr vom Alpine F1 Team zum Stammfahrer befördert und somit Teamkollege von Pierre Gasly, der seinen Vertrag mit dem Team verlängert hat. Esteban Ocon verlässt die Franzosen in Richtung Haas, wo er Teamkollege von Oliver Bearman wird.
"Ich bin sehr glücklich, dass ich mir das Stammcockpit für die Saison 2025 bei Alpine sichern konnte", sagte Doohan. "Ich bin sehr dankbar für das Vertrauen und den Glauben, das die Teamführung in mich steckt. Es liegt noch so viel Arbeit vor mir, um vorbereitet und bereit zu sein, und ich werde in der Zwischenzeit mein Bestes geben, um so viele Informationen und Kenntnisse wie möglich aufzunehmen, um für den Aufstieg bereit zu sein."
Kein Alpine-Cockpit: Schlechte Karten für Mick Schumacher
Für das zweite Cockpit neben Pierre Gasly hatte Alpine in den letzten Wochen eine lange Liste abzuarbeiten. Ganz oben auf dieser standen Jack Doohan und Mick Schumacher. Am Freitag des Niederlande GP verkündete das Team nun die Entscheidung zugunsten des Australiers. Damit sind Schumachers Chancen auf ein Comeback in der Formel 1 nun denkbar klein.
Nach dem schwierigen Start in die F1-Saison 2024 hatte sich die Fahrer-Suche für Alpine schwierig gestaltet. Gasly konnte man verlängern, Esteban Ocon aber verließ das Team in Richtung Haas. Massive Erdbeben im Management sowie die Ankündigung vom Ende des eigenen Werksmotors schadeten der Attraktivität des Platzes für 2025. Erst im August wurde der Teamchef (erneut) ausgetauscht, Oliver Oakes übernimmt von Bruno Famin.
Neu-Teamchef Oliver Oakes freut sich sehr, Doohan die Möglichkeit zu geben, seine Fähigkeiten und sein Talent in der Formel 1 zu zeigen. "Ich habe schon 2019 mit Jack zusammengearbeitet und bin mir seines Talents und Potenzials voll bewusst", betonte Oakes. "Er arbeitet sehr hart hinter den Kulissen und sein Engagement wird vom gesamten Team sehr geschätzt."
Gemeinsam mit Gasly soll Doohan ein ausgeglichenes Fahrerduo für Alpine bilden. "Mit einer guten Kombination aus jugendlicher Energie, Erfahrung und purem Speed", so Oakes. "Wir freuen uns darauf, mit Jack und Pierre zusammenzuarbeiten, um das Auto weiterzuentwickeln und das Team in der Startaufstellung nach vorne zu bringen."
Ohrfeige von Carlos Sainz gibt Doohan die Chance
Der im Juni als Berater zurückgeholte ehemalige Teamchef Flavio Briatore sollte bei der Fahrer-Entscheidung helfen. In diesem Zeitraum umwarb Alpine auch Carlos Sainz, verlor aber gegen Williams. So greift man nun zurück auf einen Fahrer, den man bestens kennt. Nachdem man ihn mit Schumacher in einem Testprogramm herausgefordert hatte.
Der 21-jährige Australien Doohan ist Sohn des 500ccm Motorrad-Champions Mick Doohan und war in den vergangenen beiden Jahren Ersatzfahrer von Alpine in der Formel 1. Er ist der erste Fahrer aus der Alpine Academy, der mit dem (Noch-)Werksteam den Sprung in die Königsklasse des Motorsports schafft. Vor ihm wurden schon Guanyu Zhou und Oscar Piastri in die F1 berufen, allerdings bei anderen Teams.
Auf dem Weg in die Formel 1 wurde Doohan 2021 Zweiter in der Formel 3 und 2023 Dritter in der Formel 2. In diesem Jahr konzentrierte er sich voll auf seine Rolle als Ersatz- und Simulatorfahrer beim Team aus Enstone. Diese Funktion wird er auch für den Rest der Saison weiter ausfüllen, in dem er auch weitere Tests mit Vorjahresautos (TPC) in einem A522 F1-Auto von Alpine absolvieren wird, um sich auf sein F1-Debüt im kommenden Jahr vorzubereiten.
Im Sommer absolvierte er einen Shootout-Test in einem F1-Boliden, bei dem er sich gegen Alpine WEC-Fahrer und Mercedes F1-Ersatzpilot Mick Schumacher durchsetzte und sich dadurch den Platz an der Seite von Gasly sicherte.
Jack Doohan krallt sich Piastri-Job und wird belohnt
Der erst 21-jährige Doohan trägt wie Schumacher einen großen Namen. Er ist Sohn der Motorrad-Legende Mick Doohan. Der Name ist kein Zufall: Mick Schumacher wurde tatsächlich nach Mick Doohan benannt. Die Familien sind gut befreundet. Jacks Rennfahrer-Ambitionen begannen als Dreijähriger in einem Go-Kart, welches ihm und seiner Schwester von Michael Schumacher geschenkt worden war.
Doohan, für den Schumacher ein riesiges Vorbild war, legte sich auf vier Räder fest und stieg schnell im Nachwuchs-Bereich auf. Von 2017 bis 2021 wurde er im Red Bull Junior Team gefördert und wurde 2021 F3-Vizemeister, verließ Red Bull aber und dockte 2022 bei Alpine an. Das sah er damals als bessere und vor allem weniger F1-zentrierte Option, um ein besserer Rennfahrer zu werden.
Der Formel-1-Traum schien zu dem Zeitpunkt auch recht weit weg. Dann verlor Alpine in einer Vertrags-Posse die Nummer-eins-Nachwuchshoffnung Oscar Piastri an McLaren. Doohan war gerade in seinem zweiten Formel-2-Jahr, welches er mit drei Hauptrennsiegen auf dem dritten Gesamtrang beendete. Plötzlich rückte er auf den Nummer-eins-Platz der Alpine Academy auf. Das brachte ihm schon Ende 2022 zwei F1-Einsätze in Freitags-Trainings ein.
2023 und 2024 entschloss sich Doohan infolgedessen dazu, nicht nach Alternativen in anderen Rennserien zu suchen. Die F1-Tür sah er halb offen vor sich. Alpine evaluierte ihn mit weiteren Freitags-Trainings, einem umfangreichen Test-Programm in alten F1-Autos sowie als Simulatorfahrer kontinuierlich.
Schumacher trotz Alpine-Test ohne Formel-1-Cockpit: Ist jetzt Schluss?
Doohans Geduld wird nun belohnt. Auf dem Weg zum Vertrag wurde er noch einmal von Schumacher gefordert. Der war 2024 als Hypercar-Fahrer in das Le-Mans-Projekt von Alpine gekommen. In Silverstone schickte Alpine beide Fahrer in einem zwei Jahre alten F1-Auto für einen Test auf die Strecke.
Trotz Schumachers Gastspiel behielt Doohan die Oberhand. Für Schumacher wird die Luft auf dem F1-Fahrermarkt nun dünn. Zwar fuhr er dieses Jahr auch schon Tests für Mercedes, gilt dort aber nicht als ernsthafter Kandidat. Übrig bleibt gegenwärtig wohl nur das zweite Sauber-Cockpit. Auch dort scheiterte man daran, Carlos Sainz zu verpflichten.
Wie Alpine geht es dort teamintern rund. Der neue Teamverantwortliche Mattia Binotto trat erst im August seinen Posten an. Wie er die Fahrer-Frage sieht, bleibt also noch abzuwarten. Unter dem ehemaligen Ferrari-Teamchef Binotto fuhr Schumacher einst in der Ferrari Driver Academy. Allerdings fällt in die Binotto-Amtszeit auch Schumachers Trennung von der Academy.
Wie es zum Audi-Beben rund um Andreas Seidl und Mattia Binotto kam, erklärt euch Christian in nachstehendem Video - sowie unserer neuen Printausgabe des Motorsport-Magazins (hier direkt bestellen):
diese Formel 1 Nachricht