Es dauerte fünf WEC-Rennen, bis Mick Schumacher endlich seinen ersten Punkt in der Langstrecken-Weltmeisterschaft in der Tasche hatte. Bei Toyotas Dominanz-Sieg im 6-Stunden-Rennen in Sao Paulo errang der frühere Formel-1-Fahrer zusammen mit seinen Alpine-Teamkollegen Nicolas Lapierre und Matthieu Vaxiviere den zehnten Platz.

Ein Erfolg für den französischen Autobauer gerade zum rechten Zeitpunkt, nachdem zuvor bei den 24 Stunden von Le Mans beide Alpine A424 ärgerlichen Motorschäden zum Opfer gefallen waren. Schumacher saß im Wagen mit der Startnummer #36 bei 116 der 236 Runden am Steuer und spulte mit 2:56 Stunden Fahrzeit das größte Pensum des Trios ab. Auch, weil Teamkollege Vaxiviere sich gesundheitlich nicht ganz wohlfühlte. Schumacher bestritt sowohl den Start- als auch den Schluss-Stint.

Mick Schumacher: "Können und müssen uns verbessern"

"Das saubere Rennen hat mir sehr gut gefallen", wurde WEC-Debütant Schumacher in einer Alpine-Pressemitteilung zitiert. "Ich hatte viel Streckenzeit und ein paar schöne Kämpfe. Mit etwas anderen Entscheidungen hätten wir um einen besseren Platz kämpfen können, trotzdem haben wir unseren ersten Punkt in dieser Saison erzielt. Wir haben das Potenzial und den Speed für weitere Punkte, uns steht also noch ein langer Weg bevor."

Vor dem sechsten WEC-Lauf im texanischen Austin (01.09.2024) "können und müssen wir uns in vielen Bereichen verbessern", fügte Schumacher an. Damit dürfte unter anderem die komplexe Reifen-Strategie im Rennen gemeint gewesen sein. Alpine hatte sich entschieden, beide LMDh-Autos auf harten Michelin-Reifenmischungen ins Rennen zu schicken. Auch einer der beiden Werks-Porsche, ein BMW, Peugeot und Lamborghini vertrauten auf diese Wahl. Toyota und drei Porsche setzten hingegen rundherum auf Medium-Bereifung.

#36 Alpine mit Mick Schumacher, Lapierre, Vaxiviere
Mick Schumachers Alpine beim WEC-Rennen in Sao Paulo, Foto: LAT Images

Schumacher hatte den Alpine auf dem elften Startplatz qualifiziert und am Sonntag den Start vor 73.205 Zuschauern (am Wochenende) übernommen. Der 25-Jährige fiel zunächst drei Positionen zurück, bis er sich munter zurückkämpfte und nach seinem Doppel-Stint den Alpine an neunter Stelle in Runde 79 übergab.

Nach dem ersten Boxenstopp in Runde 43 verzichteten die Alpine-Strategen auf einen Reifenwechsel, wodurch Schumacher zum Ende seines zweiten Stints arg mit den abbauenden Hard-Reifen kämpfen musste, seine Sache aber souverän machte und sich einige sehenswerte Duelle mit Robert Kubicas AF-Corse-Ferrari oder dem BMW-LMDh von Rene Rast lieferte.

Alpine-Teamchef: "Uns fehlte etwas Verständnis über die Reifen"

"Uns fehlte etwas Verständnis über die Reifen unter diesen Bedingungen mit sehr unterschiedlichen Temperaturen", räumte Signatech-Alpine-Teamchef Philippe Sinault ein. "Wir verlassen Interlagos mit vielen nützlichen Informationen in diesem Bereich. Beide Crews haben eine starke Performance abgeliefert, dem Team gelangen einige gute Boxenstopps und die #36 hat ihren ersten Punkt eingefahren. Das Erlernte müssen wir anwenden, um den Rückstand zur Konkurrenz zu verringern."

Die #36-Crew um Schumacher war mit einem leichten Nachteil ins Rennen gestartet, weil ein Austausch des Turboladers im 2. Freien Training einiges an Streckenzeit kostete. Im Rennen hielten die adaptierten Formel-2-Motoren von Mecachrome diesmal über die Distanz, als knifflig stellte sich allgemein der Reifenverschleiß in Sao Paulo heraus, wo die WEC zuletzt vor zehn Jahren zu Gast war.

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Mick Schumacher und Alpine-Teamkollege Ferdinand Habsburg in Sao Paulo, Foto: Alpine

Schumacher deutlich schneller als Teamkollegen

"Insgesamt war es ein fehlerfreies Rennen, wenngleich uns beizeiten die Pace fehlte", resümierte der Franzose Lapierre. "Die Reifenwahl war wegen der warmen Temperaturen am Sonntag knifflig. Der erste Punkt für unser Team ist positiv, aber wir müssen das Rennen analysieren, um uns weiter zu verbessern." Der Schwester-Alpine mit der Startnummer #35 (Habsburg, Milesi, Chatin) verpasste seine dritte Punkteausbeute in der laufenden Saison als Zwölfter auch wegen eines frühen Drehers von Paul Loup Chatin.

Schumacher war einmal mehr der schnellste Fahrer der #36-Crew und absolvierte seine persönliche Bestzeit in 1:26.837 Minuten (Runde 3) - damit war er deutlich schneller als Lapierre (1:28.813) und der angeschlagene Vaxiviere (1:28.239).

Chatin im #35-Auto gelang diesmal die teamübergreifende Bestzeit (1:26.500 Minuten), doch der Rückstand auf die dominanten Toyota betrug rund 1,7 Sekunden. Die Pace der beiden A424 entsprach am Ende mehr oder weniger den Platzierungen in der Ergebnisliste, was bei WEC-Neueinsteiger Alpine durchaus als Erfolg angesehen werden darf.