Erstes Regenrennen der WEC-Saison 2025 - erster Sieg für Porsche! Die Zuffenhausener setzten sich beim chaotischen 6-Stunden-Rennen in Austin, Texas durch. Nach einer 40-minütigen Rot-Unterbrechung und sechs Safety-Car-Phasen triumphierte der #6 Porsche 963 (Estre, L. Vanthoor, Campbell). Der Schlussfahrer und amtierende Weltmeister Kevin Estre führte den Werks-Porsche nach 120 Runden über den Zielstrich.

Porsche feierte seinen ersten Sieg beim drittletzten Saisonrennen nach fast einem Jahr Wartepause. Die entscheidende Szene in Runde 77, 1:40 Stunden vor dem Ende: Estre fasste sich beim Re-Start nach der vierten Safety-Car-Phase ein Herz, überholte den #51 Ferrari von Alessandro Pier Guidi (P5 beim Zieleinlauf) mit Kontakt, übernahm erstmals die Führung und gab sie bis zum Ende nicht mehr her.

WEC-Action in Austin: Ferrari gerät in Schwierigkeiten

Für Ferrari-Werksfahrer Pier Guidi hatte der harte Kampf mit Estre unschöne Konsequenzen: Der #51 499P erlitt einen Reifenschaden und war raus aus dem Kampf um den Sieg. Dabei hatte im ersten Renndrittel einiges auf den fünften Ferrari-Sieg in der laufenden Saison hingedeutet, als James Calado dem #51 Ferrari nach einem Überholmanöver gegen den Polesetter-Ferrari von AF Corse die zwischenzeitliche Führung bescherte.

Der private #83 Ferrari führte das Rennen eine Weile an, bis Startfahrer Phil Hanson beim ersten Boxenstopp (Runde 45) den Boxenplatz völlig schief ansteuerte und dadurch 37 Sekunden einbüßte - nur Platz sieben für die amtierenden Le-Mans-Sieger um Pole-Setter Robert Kubica.

Während zwei Ferrari nach der Doppel-Pole im durchweg nassen Rennen mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatten, hielt sich der von P4 gestartete #50 Ferrari (Fuoco, Molina, Nielsen) schadlos und belegte den zweiten Platz. Miguel Molina überquerte die Ziellinie auf zügig abtrocknender Strecke mit 8,6 Sekunden Rückstand auf Rennsieger Estre. Bei den letzten Re-Starts konnte der Franzose stets zügig einen Abstand herausfahren, weil sich Molina nach hinten verteidigen musste.

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Strahlende Austin-Sieger: Matt Campbell, Laurens Vanthoor und Kevin Estre, Foto: IMAGO/Andreas Beil

Podest-Überraschung: Bester WEC-Auftritt von Peugeot

Platz drei auf dem Podium war eine echte Überraschung: Der #94 Peugeot 9X8 (Duval, Jakobsen, Vandoorne) komplettierte das Treppchen hinter Porsche und Ferrari. Für den strauchelnden Autobauer aus Frankreich war es erst der dritte Podesterfolg seit dem WEC-Einstieg Mitte 2022. Der von P11 gestartete Peugeot um Schlussfahrer Stoffel Vandoorne hielt sich aus allen Scharmützeln heraus und profitierte von der starken Pace - und der vorteilhaften Balance of Performance - bei regnerischen Bedingungen.

Den Speed der Peugeot stellte auch das #93 Schwesterauto (Jensen, Di Resta, Vergne) mit Platz vier unter Beweis, um die mit Abstand beste Leistung der Löwen-Marke zu krönen. Beeindruckend: Die #93 um die früheren Formel-1-Fahrer Jean-Eric Vergne und Paul Di Resta stürmte vom 18. bzw. letzten Startplatz durchs Feld, nachdem das Trio den dritten Startplatz wegen einer nachträglichen Strafe verloren hatte. Vergne und Co. ließen sich im Rennen auch von einer frühen Durchfahrtstraße (unter Rot aus Boxengasse gefahren) nicht aus der Bahn werfen.

Hinter dem Fünftplatzierten #51 Ferrari, der die Führung in der WM-Tabelle behält, belegte der #38 Cadillac (Button, Bourdais, Bamber) den sechsten Platz. Der #83 AF-Corse-Ferrari und der zweite Cadillac um die Sao-Paulo-Sieger Will Stevens, Alex Lynn und Norman Nato komplettierten die Top-8. Der #8 Toyota (Hartley, Hirakawa, Buemi), der im Rennen überhaupt keine Rolle spielte, und der #5 Porsche (Christensen, Andlauer, Jaminet) ergatterten die letzten Punkte auf Positionen neun und zehn.

Rennen zum Vergessen für Mick Schumacher und Alpine

Für Mick Schumacher und den #36 Alpine (Schumacher, Gounon, Makowiecki) gab es nichts zu holen. Der 26-Jährige führte das Auto mit vier Runden Rückstand über den Zielstrich. Von P12 gestartet, fiel Startfahrer Fred Makowiecki nach einem Dreher auf nasser Piste frühzeitig zurück und handelte sich einen Rundenrückstand ein. Den konnten weder Jules Gounon im Mittel-Stint noch Schlusspilot Schumacher gutmachen.

Zudem verlor Mick fast acht Minuten Zeit in der Box wegen eines technischen Problems. Der Alpine sei unfahrbar, hieß es zu diesem Zeitpunkt aus dem französischen Team. Der #35 Schwester-Alpine (Habsburg, Milesi, Chatin) tat sich ähnlich schwer und kam mehrfach von der Strecke ab - Platz elf beim Zieleinlauf auf einer Strecke, die dem Alpine A424 im vergangenen Jahr gut lag.

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Schwieriges Rennen für Mick Schumacher und Alpine, Foto: IMAGO/PsnewZ

Regenrennen in Austin: Erste Rennrunde nach 2 Stunden

Die Zuschauer (66.000 am Wochenende) erlebten die erste Rennrunde unter grünen Flaggen nach geschlagenen 1:50 Stunden. Die Autos hatten das Rennen wegen des starken Regens hinter dem Safety Car aufgenommen.

Nach einer Stunde hinter dem Neutralisationsfahrzeug unterbrach die Rennleitung mit roten Flaggen. Vorausgegangen war ein kommunikatives Missverständnis beim Wechsel zwischen zwei Safety Cars zum Nachtanken, das die Reihenfolge auf der Strecke auf den Kopf stellte. Weiter ging es erst nach der 40-minütigen Rot-Unterbrechung, nachdem alle Autos wieder ihre korrekten Positionen eingenommen hatten.

Insgesamt sorgten sechs Safety-Car-Phasen dafür, dass das Feld immer wieder zusammengeführt wurde. Nach dem Rest-Start dauerte es nur wenige Runden bis zur nächsten SC-Phase, nachdem Fred Makowiecki im #36 Alpine und Tom Gable im #007 Aston Martin auf nasser Piste von der Strecke gerutscht waren.

Das dritte Safety Car bog zur Rennhalbzeit nach einem Kiesbett-Ausflug von Nico Varrone im #99 Proton-Porsche 963 auf die Strecke ab. Nach einer Weile unter grünen Flaggen war es dann Toyota-Ersatzmann Jose Maria Lopez, der sich zwei Stunden vor Schluss doppelt auf der Strecke drehte und beim zweiten Mal im Kiesbett stecken blieb. 30 Minuten (Runde 81) später krachte es erneut, diesmal in Form des Österreichers Clemens Schmid, der mit seinem GT3-Lexus in die Leitplanken krachte. In Runde 89 löste der Ausfall des #61 Iron-Lynx-Mercedes nach Kontakt mit einem Ford Mustang die sechste Safety-Car-Phase aus.

Drei der 18 Hypercars fielen vorzeitig aus: der #20 BMW M Hybrid V8 (S. van der Linde, Rast, Frijns) wegen eines frühen Problems mit dem Hybridsystem, dazu die beiden Valkyrien von Neueinsteiger Aston Martin. Ein Ausgang, der der Leistung des britischen Autobauers nicht gerecht wurde: Die beiden V12-Hypercars zeigten ihre mit Abstand beste Leistung und mischten eine ganze Weile um die Top-5 mit. Erst ist Schlussphase ging den grünen Prototypen die Puste aus.

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Aston Martins beste Saisonleistung blieb unbelohnt, Foto: IMAGO/PsnewZ

LMGT3-Klasse: McLaren erbt Sieg nach Ferrari-Strafe

In der LMGT3-Kategorie ging es bis zum Schluss eng zu. Der Klassensieg ging an den #95 McLaren 720 S GT3 von United Autosports (Sato, Gelael, Leung). Das Trio profitierte von einer späten Strafe für den #54 Ferrari von AF Corse (Flohr, Castellacci, Rigon), der den ersten Platz kurz nach dem Zieleinlauf wegen einer 5-Sekunden-Strafe verlor. Zuvor hatte sich AF Corse in der Schlussviertelstunde einen Wechsel von Regen- auf Slickreifen getraut, mit denen Davide Rigon vom dritten bis auf den ersten Platz nach vorne stürmte.

Dass Slick-Reifen zum Rennende die bessere Wahl waren, bewies auch der BMW M4 GT3 Evo mit der berühmten Startnummer #46: Kelvin van der Linde eroberte mit einer späten Attacke den zweiten Platz und ließ seinen Teamkollegen Valentino Rossi jubeln. Für den bestraften #54 Ferrari reichte es immerhin zum dritten Platz.