Es passte irgendwie ins Gesamtbild auf dem Norisring: Ausgerechnet die umjubelten Lokalmatadore, der Fürther Marco Wittmann und Abt Sportsline aus Kempten mit seinen Piloten Mirko Bortolotti und Nicki Thiim, waren beim Sonntagsrennen in eine Start-Kollision verwickelt. Feierabend nach Kurve 1! Was für ein Horror-Heimspiel, bei dem es sowohl für Schubert-BMW-Pilot Wittmann als auch die Abt-Kutscher Bortolotti und Thiim überhaupt nichts zu holen gab.

DTM Crash-Festival am Norisring! Irre MotoGP-Show in Nürnberg (18:56 Min.)

"Das ist niederschmetternd", rang Abt-Motorsportdirektor und Ex-DTM-Champion Martin Tomczyk mit den Worten. "Wir konnten die Autos nicht mehr reparieren. Ein schnelles, schmerzhaftes und hartes Ende für uns am Sonntag." Auf der Gegenseite meinte Schubert-Teamchef Torsten Schubert: "Das ist schade, weil das hier Marcos Heimrennen ist. Da ist ein frühes Aus ganz unangenehm."

Bitteres Heimspiel für Marco Wittmann

Wittmann und seinem grünen BMW M4 GT3 Evo fehlte am gesamten Wochenende die Pace: Am Samstag musste sich der zweifache Meister nach Start von P23 - Grid-Strafe inklusive - mit dem 18. Platz im Nirgendwo begnügen. Am Sonntag wollte es für das einzige BMW-Team im Starterfeld ebenfalls nicht so recht laufen: Wittmann im geteilten Qualifying auf Startplatz 15, Teamkollege Rene Rast auf P11.

Nach dem Start dauerte es nur eine Kurve, bis Wittmann den kurzen Heimweg antreten konnte. Im dicht gedrängten Mittelfeld wurde der BMW-Werksfahrer von Jules Gounon (Winward-Mercedes) auf die rechte Außenbahn gedrängt. "Ich bekam einen harten Schlag nach dem Start und bin auf die Kerbs ausgewichen, um einen Kontakt mit Rene Rast zu vermeiden", beschrieb Gounon die unübersichtliche Situation. "Dann war jemand neben mir (Wittmann; d. Red.). Der Norisring ist eng. Wenn man weit hinten startet, schieben alle Frust und wollen schnell nach vorne."

Turn-1-Karambolage: Keine Strafen im Nachgang

Wittmann konnte nach der Aktion nirgendwo anders hin als in Richtung der rennbeendenden Mauer. Ähnlich erging es dahinter den Abt-Piloten Nicki Thiim und Mirko Bortolotti, die nicht ausweichen konnten und Wittmann ins Auto fuhren. Ein dreifacher Ausfall, der für rote Flaggen und eine 25-minütige Unterbrechung sorgte.

Die Sportkommissare schauten sich den Vorfall im Nachgang des Rennens noch einmal genau an, bewerteten ihn aber wie erwartet als typischen Rennunfall in der ersten Kurve nach dem Start. Einen alleinigen Verursacher konnten die 'SpoKos' nicht ermitteln.

Pechvogel Nicki Thiim: "Typisch Norisring"

"Typisch Norisring, erste Kurve, vier Autos nebeneinander", brachte es Vorjahressieger Thiim auf den Punkt. "Wenn man hinten startet, hat man diesen Stau-Effekt. Da ist nix zu machen. Ich wurde von beiden Seiten eingedrückt. Das Heimspiel hatten wir uns anders vorgestellt." Mehr Pech als Thiim konnte man kaum haben: Der deutschsprachige Däne wurde schon am Samstag in eine Kollision mit Maro Engel verwickelt und konnte seinen starken zweiten Startplatz nicht in Zählbares ummünzen. Teamkollege und DTM-Champion Bortolotti fuhr seit Freitag im gefühlten Nirgendwo.

Glücklicherweise schmerzten die katastrophalen Ergebnisse mehr als der Körper: Wittmann, Thiim und Bortolotti sowie Morris Schuring (Manthey-Porsche), der ebenfalls in den Crash verwickelt wurde, kamen unbeschadet davon. "Gut, dass Marco ausgestiegen ist", meinte Wittmanns alter Kumpel Timo Glock, der beim Start um sich herum ebenfalls Teile fliegen sah. "Es tut mir echt leid für ihn bei seinem Heimrennen. Typisch Norisring."

DTM am Norisring: Rückkehr zur teuren Materialschlacht

Der Dreifach-Crash in Kurve 1 war nur ein Vorbote dessen, was noch im Sonntagsrennen folgen sollte: Neun Fahrer sahen die Ziellinie nicht! Ein ganz anderes Bild im Vergleich zum Samstag, als das Rennen für Norisring-Verhältnisse mit nur wenigen Vorfällen über die Bühne ging. Nicht zuletzt vermutlich auch, weil sich niemand das Auto vorzeitig kaputtfahren wollte...

"Gestern im Rennen verlief alles diszipliniert", bestätigte Schubert-BMW-Boss Torsten Schubert. "Heute hat jeder versucht, früh ein bisschen weiter nach vorne zu kommen. Die letzten zwei Jahre war es gut am Norisring, aber in der Zeit davor hatten wir hier Crashes ohne Ende." Das Sonntagsrennen mit zahlreichen Kollisionen erinnerte tatsächlich ein wenig an die 'Millionengrab-Materialschlachten' früherer Zeiten, die aufgrund enormer Reparaturkosten großen Unmut bei vielen Teams hervorriefen.