Deutsches Monaco, fränkisches Monte Carlo - dem Norisring eilt sein berüchtigter Ruf voraus. Bereits in der aller ersten Saison fuhren die DTM-Piloten auf den Straßen Nürnbergs. Der legendäre Kurs ist seit 1987 ein Dauergast auf dem DTM-Kalender und damit ein absoluter Kult-Klassiker. Der Norisring ist der einzige Straßenkurs im Strecken-Portfolio der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft.

Das erste Rennen auf dem Norisring wurde 1938 veranstaltet. Anfangs fuhren nur Motorräder über die temporäre Strecke, weil Nürnberg damals ein Hotspot für Motorrad-Hersteller war. Seit 1948 finden auch Sportwagenrennen auf dem kurzen Stadtkurs statt. Die DTM ist die größte Rennserie, die in Nürnberg gastiert. Das Rennen durch den Betondschungel ist für Fans, Fahrer und Teams eines der Saison-Highlights. Auch der Porsche-Carrera-Cup und andere Markenpokale machen einen Stopp auf dem Norisring.
Als temporärer Stadtkurs führt der Norisring über öffentliche Straßen und sogar über einen Parkplatz. Jedes Jahr wird im Südosten Nürnbergs drei Wochen gebaut, um das Gelände in eine geschlossene Strecke zu verwandeln und später wieder für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Das Layout des Norisrings

Lange galt der Norisring als 2,3 Kilometer lang, doch im Jahr 2022 führte die FIA eine routinegemäße Streckenabnahme durch und vermaßen den Traditionskurs neu. Aufgrund von modernen Messmethoden errechneten die Sicherheitsbeauftragen, dass der Norisring offiziell nur 2,162 Kilometer misst. Wegen der Kürze des Kurses werden die DTM-Fahrer für das Qualifying in zwei Gruppen aufgeteilt, um jedem eine faire Chance für eine schnelle Runde zu geben.
Eine Runde dauert weniger als eine Minute und mit nur vier Kurven, davon lediglich eine Rechtskurve, könnte man meinen, der fahrerische Anspruch sei nicht hoch. Doch die Strecke ist durchaus anspruchsvoll: Der Norisring ist eine Mischung aus Hochgeschwindigkeits-Geraden und extrem harten Bremspunkten, der Asphalt ist uneben und der Mangel an Auslaufzonen bestraft jeden noch so kleinen Fehler. Wegen der insgesamt zwei Kilometer an Betonwand und sieben Kilometer an Leitplanke wird der enge Straßenkurs gerne mit dem Circuit de Monaco verglichen.

Die Runde beginnt auf der 550 Meter langen Start-Ziel-Geraden. Hier werden in etwa 250 km/h erreicht, die Höchstgeschwindigkeit auf dem Norisring. Direkt darauf muss die Geschwindigkeit auf 50 km/h verringert und vom sechsten in den ersten Gang geschaltet werden. Kurve eins, die Grundig-Kehre (Titelbild), ist eine enge 180-Grad-Kurve, der härteste Bremspunkt auf dem Norisring und lädt zu gewagten Überholmanövern ein. Bis zu 2,4 g wirken hier auf Mensch und Maschine ein. Doch man sollte nicht zu spät aufs Bremspedal steigen oder man landet - wie Keke Rosberg 1994 - in den Schrebergärten außerhalb der Rennstrecke.
Nach der Grundig-Kehre wird erneut auf bis zu 200 km/h beschleunigt, bevor die Geschwindigkeit für das Schöller-S halbiert werden muss. Vor allem an der Mauer nach der Schikane, aber auch an Leitplanken auf der ganzen Strecke zeigen zahlreiche Spuren, wie viel Mut der Norisring verlangt. Die Fahrer müssen Millimeterarbeit leisten, nicht selten endet ein Rennen mit einem heftigen Einschlag in der Wand.

Danach folgt die Gerade auf der Zeppelinstraße, vorbei an der Hinterseite der Zeppelintribüne. Der Norisring befindet sich auf dem ehemaligen Reichsparteigelände und die gigantische Steintribüne ist einer der berühmtesten Stellen der Strecke. Mit fast 240 km/h rasen die Sportwägen durch die Zeppelinstraße. Nach einem leichten Rechtsknick, der offiziell nicht als Kurve angesehen wird, folgt ein weiterer harter Bremspunkt in die zweite Haarnadelkurve des Norisrings. Am Dutzendteich wird mit 65 km/h vorbeigefahren, bevor es nach einem Linksknick wieder auf die Start-Ziel-Gerade geht.
