UPDATE: Nicolas Baert hat den zweiten Startplatz im Nachgang wegen einer Disqualifikation verloren. Alle Details dazu findet ihr in diesem Artikel:

Da wird sich Silverstone-Polesetter Max Verstappen freuen: Sein Kumpel Thierry Vermeulen (Emil-Frey-Ferrari) hat sich die Pole Position für das Sonntagsrennen der DTM auf dem Norisring geschnappt (heute um 13:30 Uhr im kostenlosen Livestream und bei ProSieben im Free-TV).

Der Niederländer setzte sich in der Gruppe A des zweigeteilten Qualifyings mit je zwölf GT3-Autos durch und erzielte seine zweite Pole in der DTM. Vermeulen bugsierte seinen Ferrari 296 GT3 in letzter Sekunde an die Spitze der Zeitenliste. Der 22-jährige Vermeulen benötigte 48.666 Sekunden für seinen besten Umlauf auf dem einzigen Stadtkurs im DTM-Rennkalender - damit die schnellste Zeit der kombinierten Gruppenphase.

"Das Auto war gestern schon gut", sagte Vermeulen, der schon am Samstag mit dem zweiten Startplatz (P4 im Rennen) zu überzeugen wusste. "Heute brachte die Strecke noch etwas mehr Peak-Performance in die Reifen, das war sehr gut für uns. Das Auto war super ausbalanciert und in der letzten Runde haben wir es zusammengebracht."

Aston-Martin-Sensation am Norisring

Für eine echte Sensation sorgte Nicolas Baert (Comtoyou-Aston-Martin): Der DTM-Debütant setzte sich in der Gruppe B völlig überraschend gegen seine elf Konkurrenten durch. Seine Bestzeit von 48.744 Sekunden reichte für den 'Gruppensieg', im Rennen allerdings für Startplatz zwei, weil Vermeulen in Gruppe A noch etwas schneller war.

Nicolas Wer?! Der 23-jährige Niederländer spielte in der bisherigen DTM-Saison überhaupt keine Rolle. Sein bestes Qualifying-Ergebnis vor dem Norisring-Wochenende war Startplatz 22. Der Sohn von Comtoyou-Boss Jean-Michel Baert zahlt in seinem Rookie-Jahr in der DTM einiges an Lehrgeld und buchte üblicherweise den letzten Platz.

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Kann es kaum glauben: Nicolas Baert auf Startplatz zwei am Norisring, Foto: IMAGO/Gruppe C Photography

Dass der Aston Martin Vantage GT3 Evo gut zu den Anforderungen des Norisrings passt, hatte das Neueineisteiger-Team Comtoyou als Belgien schon in den Trainings und dem Qualifying am Samstag gezeigt: Baert überraschte mit dem sechsten Startplatz, wurde im anschließenden Rennen aber durchgereicht und kassierte später noch eine Strafe. "Ich bin so glücklich und stolz auf die Arbeit unseres Teams", jubelte Baert nach der heutigen Quali-Sensation. "Ich bin zum ersten Mal am Norisring und weiß gar nicht, was ich sagen soll!"

Norisring-Startaufstellung: Ferrari vor Aston Martin und Ford

Hinter Vermeulen und Baert, nimmt Arjun Maini (HRT-Ford) den dritten Platz in der Startaufstellung ein. Der Inder führte beim Streckendebüt des Ford Mustang GT3 lange die Gruppe A an, bis ihn Vermeulen im letzten Moment mit 0,071 Sekunden Abstand auf P2 verfrachtete. Da die Fahrer jeweils hinter den Gruppenschnellsten aufgereiht werden, steht Maini als Zweitschnellster der Gruppe A auf dem dritten Startplatz. Jack Aitken (Emil-Frey-Ferrari) fuhr die zweitschnellste Rundenzeit in Gruppe B und steht somit auf Startplatz vier.

Zwei Ferrari, ein Aston Martin und ein Ford Mustang in den Top-4 - und wo waren die deutschen Marken? Maro Engel (Winward-Mercedes) vertrat den heimischen Markt am besten und nahm den fünften Platz ein. Der Mercedes-AMG-Veteran kann sich damit gute Chancen ausrechnen, an seinen Podestplatz vom Samstag anzuknüpfen. DTM-Rookie Ben Green eroberte im dritten Ferrari von Emil Frey Racing den sechsten Startplatz - ein überragendes Ergebnis für den Schweizer Rennstall.

Auf den Plätzen sieben und acht folgten Ricardo Feller (Land-Audi) und der frühere DTM-Champion Thomas Preining (Manthey-Porsche), der am Samstag ebenfalls auf das Podest gefahren war. Die Top-10 komplettierten Samstags-Sieger Jordan Pepper (GRT-Lamborghini) und Ben Dörr mit seinem McLaren 720 S GT3. Dörr-Motorsport-Teamkollege Timo Glock musste sich mit P17 begnügen, einen Platz hinter dem Meisterschaftsführenden Lucas Auer (Landgraf-Mercedes).

Horror-Qualifying für Abt-Lamborghini: "Nicht unser Anspruch"

Einen bösen Rückschlag erlebte das neue Lamborghini-Team Abt Sportsline. In der Gruppe B landeten Nicki Thiim und der amtierende DTM-Champion Mirko Bortolotti auf den Plätzen elf und zwölf - damit auf den letzten Positionen und im Rennen heute in den letzten beiden Startreihen! Bortolotti, der am vergangenen Sonntag das 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps gewonnen hat, fehlten vier Zehntelsekunden auf die Spitze.

"Das ist nicht zufriedenstellend und nicht unser Anspruch", sagte Abt-Motorsportdirektor Martin Tomczyk. "Nicki hat gestern gezeigt, dass das Auto die Performance hat. Zumindest an Nickis Auto haben wir über Nacht nicht viel verändert." Der Däne Thiim hatte das Samstagsrennen vom zweiten Startplatz aufgenommen, drehte sich aber schon in der ersten Runde nach einem Kontakt mit Maro Engel und ging leer aus. Teamkollege Bortolotti fehlt die nötige Pace schon seit Freitag.

Erklärt: So funktioniert das Gruppen-Qualifying am Norisring

Das Qualifying auf dem kürzesten Kurs im Rennkalender wurde wie in den Vorjahren in zwei Gruppen (jeweils 12 Autos) mit je 20 Minuten Fahrzeit ausgetragen, um den Fahrern möglichst freie Runden ohne Verkehr auf der Strecke zu ermöglichen.

Der schnellste Fahrer aus der zweigeteilten Gruppenphase sicherte sich den ersten Startplatz. Der bestplatzierte Fahrer der anderen Gruppe nahm den zweiten Platz in der Startaufstellung ein. Der zweitschnellste Pilot aus der Gruppe des Pole-Setters belegte P3, der zweitschnellste Fahrer aus der anderen Gruppe P4, und so weiter.

Auf Basis der Zeiten aus den Trainings-Sessions gingen die 12 Fahrer auf den geraden Plätzen in der Ergebnisliste am Sonntagmorgen um 09:15 Uhr als Erste auf Zeitenjagd. Die Fahrer auf den ungeraden Trainings-Positionen folgten im Anschluss. Im Zeittraining am Sonntag starteten die Gruppen in umgekehrter Reihenfolge verglichen mit Samstag. Mit diesem System sollen die unterschiedlichen Streckenbedingungen bei den zeitversetzten Qualifyings neutralisiert werden - wobei am Samstag Jordan Pepper die Pole Position errang, obwohl er in der theoretisch langsameren Gruppe A gestartet war.