Der 11. Februar 2021 markiert für Red Bull einen Meilenstein: Dank der eingefrorenen Formel-1-Motoren wagt das Team den Sprung vom Partyteam in den Pool der vollwertigen Werksteams. In einer Partnerschaft mit Ford wird emsig am eigenen Verbrenner für Red Bull und AlphaTauri gearbeitet. Laut Red Bull sehr erfolgreich, und besser als die Konkurrenz. Nur das Motoren-Reglement könnte noch zum Problem werden.

Red-Bull-Motor übersteht Feuerteufe

"Red Bull Powertrains läuft sehr gut", verrät Dr. Helmut Marko im Interview mit Motorsport-Magazin.com. 2021 gegründet, wird der Traum vom eigenen Red-Bull-Motor langsam zur Wirklichkeit. "Vor zwei Wochen lief der komplette Motor am Prüfstand. Verbrenner, MGU-K und Batterie." Nach dem Drama mit Renault und Hondas Ausstieg/Wechsel zu Aston Martin nahm Red Bull viel Geld in die Hand, um die eigene Motoren-Abteilung in Milton Keynes aufzubauen.

Christian Horner in der Red Bull Powertrain Fabrik
Christian Horner beaufsichtigt den Bau der Fabrik 2021, Foto: Red Bull Racing / Red Bull Content Pool
Red Bull Powertrains Fabrik
Update 2023, Foto: Red Bull Racing / Red Bull Content Pool

Bisher (und bis Ende 2025) liefert Honda alle Komponenten der Power Unit - Verbrenner und Elektro - an Red Bull. Die Verbrenner-Komponenten werden danach in Eigenregie hergestellt, und mit Ford fand der Energydrinkhersteller schließlich einen geeigneten Partner für die Elektro-Komponenten. Von 2026 bis mindestens 2030 werden die Boliden von "Red Bull Ford Powertrains" angetrieben.

Ford und Red Bull - eine Traumkooperation?

"Auf dem Batteriesektor sind sehr viele Entwicklungen im Gange. Da haben wir durch unsere Kooperation mit Ford einen Partner, der auf diesem Sektor wie alle Automobilwerke irrsinnig innovativ unterwegs ist", so Helmut Marko. Auf etwaige revolutionäre Änderungen könnte Ford flexibel reagieren. Und: "Wir sind nach unserem Informationsstand gut dabei, was den Verbrennungsmotor betrifft."

Alle bisher gebauten Motoren sind auf dem erwarteten Niveau. "Insgesamt ist da Unglaubliches passiert - in relativ kurzer Zeit wurde diese Fabrik aus dem Boden gestampft - und wir sind derzeit sicher State of the Art", meint der Red-Bull-Motorsportchef. "Wir haben die neuesten Prüfstände von AVL, und sehr gute Leute von Mercedes, Ferrari und Cosworth gewinnen können. Wir sind voll im Programm."

Zusammen mit Honda wurde Max Verstappen zum ersten (und zweiten) Mal Weltmeister, Foto: LAT Images
Zusammen mit Honda wurde Max Verstappen zum ersten (und zweiten) Mal Weltmeister, Foto: LAT Images

Dr. Helmut Marko: Eigene Motoren verursachen immense Kosten

Genügend Geldmittel stehen trotz Management-Wechsel nach dem Tod von Dietrich Mateschitz zur Verfügung. "Wir haben Zusatzmittel, die nicht im Business-Plan waren, bekommen, um den Campus in Milton Keynes zu erweitern", verrät Dr. Helmut Marko. "Die Kosten sind sehr, sehr hoch, aber auch dank Ford in einem Rahmen, der überschaubar ist."

Der derzeitige Plan sieht vor, nur die hauseigenen Teams mit Red-Bull-Aggregaten auszustatten. "Wir wollen uns im ersten Jahr nicht übernehmen", meint Christian Horner. Aus den Gesprächen mit McLaren wurde nichts, ausgeschlossen werden Kundenteams von Red Bull im späteren Verlauf allerdings nicht.

Das, und weitere Details aus der Red-Bull-Welt, unter anderem zur Zukunft von Max Verstappen, Sergio Perez und sich selbst bei Red Bull Racing, verrät Dr. Helmut Marko im exklusiven Video-Interview:

Dr. Marko Interview: Verstappen Rücktritt? Norris zu Red Bull? (34:30 Min.)

Red Bull warnt vor neuem Motoren-Reglement

Bei den Motoren läuft alles nach Plan. Abgesehen vom Reglement. Bei der neuen Motor-Generation wird die Elektro-Power der Hybridmotoren drastisch angehoben: Sie liefert ab 2026 50 Prozent der Leistung eines Formel-1-Autos, die MGU-H fällt ganz weg. Nicht zu Freuden von Red Bull.

"Wenn man einen Teil des Sprits hernehmen muss, um die Batterie wieder aufzuladen...", äußert Dr. Helmut Marko seine Bedenken dazu, dass Fahrer im Worst-Case-Szenario auf langen Geraden zurückschalten müssen. Besonders auf Kursen wie Monza, Saudi-Arabien oder auch Spa ein potenzielles Problem. "Das Verhältnis von 50:50 wird bei derzeitigem Zustand nicht für die richtige Rennatmosphäre sorgen."

Red Bull kritisiert neue Formel 1 Motoren 2026! (13:51 Min.)

Dr. Helmut Marko: Die Vernunft muss siegen

"Das kann man ja ansprechen. Das ist nicht etwas, weil wir im Rückstand sind, sondern im Sinne des Sportlichen", sieht der Grazer Diskussionsbedarf und dementiert Toto Wolffs Aussagen, dass Red Bull beim Motor im Hintertreffen ist, und nur deswegen eine Regeländerung fordert.

Laut Christian Horner ist sein Team bei der Motorenentwicklung sogar besser als die Konkurrenz unterwegs. "Audi ist wegen E-Fuel und einem großen Anteil elektrischer Energie in die Formel 1 gekommen", erklärt Dr. Helmut Marko. Das genaue Verhältnis zwischen Verbrenner- und Elektro-Power spiele dabei keine große Rolle.

Viel wichtiger sei, dass die Rennshow optimal ist und Fans nicht enttäuscht werden. Max Verstappen ist wie seine Bosse auf der kritischen Seite: Viel zu kompliziert und nicht gut für den Sport. Abschlussgedanken des Doktors: "Ich hoffe, dass die politischen Spielchen in den Hintergrund treten und die Vernunft siegen wird."

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