Der Renault-Motor ist im Vergleich zur Konkurrenz zu schwach, das gab die FIA noch vor der Sommerpause bekannt. Es wird behauptet, dass Alpines Antrieb knapp 30 bis 40 PS hinter den Power Units der anderen Formel-1-Hersteller Mercedes, Ferrari und Red Bull/Honda zurückliege. Die Power-Unit-Beratungskommission diskutiert seither über mögliche Maßnahmen, um den drastischen Rückstand zu beseitigen. Eine Möglichkeit: Renault darf nachbessern, eine andere: Vorteile beim Benzinfluss. Toto Wolff warnt vor so einer Art Balance of Performance.

Wolff über BoP-Vorschlag: Darüber sollte niemals gesprochen werden

Pierre Gaslys brennender Alpine, der gelöscht wird.
Pierre Gaslys Renault-Motor ging 2023 schon mehrmals in Flammen auf, Foto: dpa

Als die FIA den Motoren-Entwicklungsstopp bis zum Jahr 2025 eingeführt hatte, gab es noch keine konkreten Lösungsvorschläge, was im Falle eines Leistungs-Rückstands seitens der Antriebshersteller passiert. Damals einigten sich der Dachverband und die Teams darauf, beim Eintreffen des Szenarios "in guter Absicht" zu verhandeln.

"Wir haben im Reglement für 2026 eine Regel, die besagt, dass sich die Teams in gutem Glauben zusammensetzen und darüber diskutieren, was getan werden kann, wenn ein Triebwerk ein Prozent hinter dem Top-Triebwerk liegen würde", so Wolff. Bei Renault spricht man sogar von knapp drei Prozent [30 PS], die dem Motor auf Honda, Mercedes und Ferrari fehlen.

"Wenn wir erst einmal ein gemeinsames Verständnis davon haben, woher der Mangel an Leistung kommt, dann müssen wir diskutieren und das ist auch im Rahmen des neuen Reglements, wie viel mehr Prüfstandsstunden und Joker man bekommen kann. Das ist etwas, was wir diskutieren müssen", sagte der Teamchef. Die Kommission konnte bisher noch keinen Kompromiss ausarbeiten, trotzdem gibt es bereits erste Lösungswege.

Welche Möglichkeiten gibt es? Florian und Louis diskutieren in unserem Talk-Video über die verschiedenen Lösungswege, die die Kommission bisher vorgeschlagen hat:

Zu schwacher Renault-Motor: Nachhilfe trotz Entwicklungsverbot? (12:18 Min.)

Eine dieser Möglichkeiten ist, dass Renault den Antrieb nochmal entwickeln kann und den Motor anschließend homologiert. Gegen eine Motoren-Angleichung ist Wolff im Grunde genommen nicht. Die Angleichung soll jedoch in einem sportlich fairen Rahmen erfolgen: "Wenn man als Motorenlieferant zurückfällt und der eigene Motor nicht so leistungsfähig ist wie andere, dann ist das natürlich jedermanns Problem. Aber gleichzeitig wollen wir mit einem eingefrorenen Motor nicht die Chance verpassen, indem wir jemandem eine Chance geben. Aber das muss auf eine leistungsorientierte Weise geschehen."

Unter anderem wurde auch die Möglichkeit in den Raum geworfen, den maximalen Benzinfluss anzuheben. Diese Möglichkeit gleicht jedoch einer in der Formel 1 umstrittenen Balance of Performance [BoP]. D'accord geht Mercedes-Teamchef mit diesem Vorschlag nicht: "Jede Art von Benzinfluss oder BoP anzufassen, ist eine Katastrophe und eine Bankrotterklärung für die Formel 1. Darüber sollte niemals gesprochen werden."

Christian Danner: BoP würde das gesamte System zum Einsturz bringen

In Baku erwischte es Gaslys Renault-Motor 'nur' im Training, Foto: LAT Images
In Baku erwischte es Gaslys Renault-Motor 'nur' im Training, Foto: LAT Images

Der Meinung des Mercedes-Teamchefs schließt sich auch Motorsport-Magazin.com-Formel-1-Experte Christian Danner an. "Das führt ja das Gesamtsystem ad absurdum. Ich kann doch keinen Motorenkonstrukteur dazu verpflichten, innerhalb eines bestimmten Reglements zu arbeiten und hinterher einen, der das nicht auf die Reihe bekommen hat, mit einem anderen Reglement doch mitfahren lassen", so Danner über den Vorschlag, den Benzinfluss im Renault-Motor zu erhöhen. "Das würde das gesamte System zum Einsturz bringen."

In unserem Interview erklärt Christian Danner detailliert, wieso eine BoP in anderen Rennserien sinnvoll, in der Formel 1 aber keine Option ist:

Danner: Nico Hülkenberg ausgebremst! Was fehlt im Rennen? (52:35 Min.)

Aus der Sicht des Formel-1-Experten dürfe Renault nur an der Zuverlässigkeit des Antriebs feilen. "Jeder, der einmal mit einem Turbo-Motor zu tun hatte, weiß, dass Turbo-Motoren von der Einstellung her in einem aggressiven Bereich mehr Leistung produzieren. Das führt aber dazu, dass das Ding nicht so lange hält. Und dann habe ich ein Zuverlässigkeitsproblem", erklärt Danner.

Anschließend muss das Zuverlässigkeitsproblem so bereinigt werden, dass im Nachhinein auch mehr Leistung zur Verfügung steht. Nur dieses Szenario ist aus der Sicht des Formel-1-Experten legitim. "Es ist nicht so ganz, was die FIA wollte, die hätten am liebsten, dass es gar nichts gibt. Aber es steht nun mal so im Reglement. Und wenn es so im Reglement steht, dann hat Renault genau dieselben Möglichkeiten wie alle anderen auch", sagt Danner.