Von 2010 bis 2013 hieß der Formel-1-Weltmeister viermal in Folge Red Bull. Im Jahr darauf dann der Absturz: Nur drei Siege und ewiger Zweiter hinter Mercedes in Fahrer- und Konstrukteurswertung. Keine Chance auf den Titelgewinn, keine Chance auf Verbesserung. David gegen Goliath: Red Bull fuhr im ersten Jahr der Turbohybrid-Ära fast 300 Punkte weniger ein als Mercedes (701 zu 405). Die Ursache dafür lag laut Adrian Newey nicht in Milton Keynes, sondern in Viry-Chatillon.
Formel 1 für Starter: Kein guter Motor, kein Weltmeistertitel
Checkliste für einen Titelgewinn in der Königsklasse: "Ein anständiger Motor", betont Adrian Newey. "Wir starteten in die Turbohybrid-Ära und Renault hat es nicht hinbekommen. Das war ziemlich deprimierend." Richtig gut hinbekommen hat es stattdessen Mercedes. Den Mannen von Toto Wolff spielte der Wechsel von V8 zu V6 perfekt in die Karten. Red Bull als Konstrukteur rutschte auf P2 und auch teilweise hinter Ferrari auf P3 (und 2015 hinter Williams auf P4) zurück.
"Die Mercedes-Dominanz war zumindest die ersten vier Jahre auf eine überlegene Motorleistung zurückzuführen", erklärt Dr. Helmut Marko. 16 Siege im ersten Jahr der neuen Motorengeneration waren erst der Anfang: Mercedes dominierte (mit Ausnahme von 2021) die Ära. Anders sah es beim einstmaligen Seriensieger Red Bull aus.
Red Bull in der Turbohybrid-Ära (ab 2019 mit Honda-Motor)
Siege | Podien | |
---|---|---|
2014 | 3 | 12 |
2015 | 0 | 3 |
2016 | 2 | 16 |
2017 | 3 | 13 |
2018 | 4 | 13 |
2019 | 3 | 9 |
2020 | 2 | 13 |
2021 | 11 | 23 |
Titellose Jahre zehrten an Red Bull
Wenige Monate zuvor gewann Sebastian Vettel neun Rennen am Stück. Aber: Unzuverlässige und schlecht performende Renault-Motoren ließen das Team aus Milton Keynes 2014 mit nur drei Siegen zurück. Schwierig für den österreichischen Rennstall. "Die Realität ist, dass du in nächster Zukunft vielleicht, wenn du einen herausragenden Job machst, den ein oder anderen Sieg ergattern kannst. Aber nie eine Meisterschaft gewinnen", erinnerte sich Newey. Wenig besser die Situation beim Schwesterteam Toro Rosso: Auch dort flogen den Fahrern die Motoren um die Ohren.
"Es war schwierig, die Motivation aufrecht zu erhalten", berichtet Dr. Helmut Marko. "Wenn die Leute sehen, dass du einen Motor hast, mit dem du nicht gewinnen kannst." Trotzdem sei es gelungen, den größten Teil des Teams beizubehalten. Schlussendlich gingen Red Bull und Renault getrennte Wege, mit Honda fand sich ein neuer Motorenpartner. "Wir werden alles tun, damit sie es bereuen", drohte Cyril Abiteboul damals.
Red Bull in der Formel 1: Per aspera ad astra
"Das war ein Neustart", meint Adrian Newey. "Das ist eine Stärke unseres Teams: Wir überstanden diese Zeit indem wir immer schön den Kopf unten hielten. Sobald wir dann mit Honda wieder einen guten Motor hatten, konnten wir sofort reagieren." Seit 2019 fahren die Bullen mit japanischen Motoren, nachdem das Schwesterteam Toro Rosso ein Jahr zuvor erfolgreich als Motor-Testpilot agierte.
Mercedes war 2019 und 2020 noch zu stark, aber Red Bull (und Honda) verbesserten sich stetig. 2021 war das Team von Aerodynamik-Papst Adrian Newey wieder titelfähig, 2022 wurde die Königsklasse mit 17 von 22 gewonnen Rennen und Weltmeistertiteln für Max Verstappen und das Team dominiert. "Honda geht mit der gleichen Leidenschaft wie wir ans Werk und wir sind das Risiko eingegangen", zieht Christian Horner Bilanz über die gelungene Partnerschaft, die noch mindestens bis 2025 Bestand hat.
Mit Honda, Loyalität und Max Verstappen zur erneuten Red-Bull-Dominanz
"Das Wichtigste war, dass wir das Team zusammenhalten und uns auf die Dinge fokussieren, die wir kontrollieren können", bemerkt der Teamchef. Und versucht seiner zerrütteten Ehe mit Cyril Abiteboul Positives abzugewinnen. Denn: Trotz aller Probleme hielt das Team zusammen, keine große Fluktuation beim Personal. "Wir erlebten in dieser Zeit eine große Loyalität."
Loyalität, die sich auszahlte. 2022 das umgekehrte Spiel zu 2014: Mercedes mit Schwierigkeiten, die österreichische und niederländische Hymne Stammgast bei der Siegerehrung. Renault musste aufgrund des Engine-Freezes mehr Risiko eingehen und kämpfte wie in alten Red-Bull-Zeiten mit der Zuverlässigkeit ihrer Motoren. Aber wie schon Seneca sagte: "Per aspera ad astra - durch Mühsal gelangt man zu den Sternen."
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