Honda wird ab der Formel-1-Saison 2026 wieder als vollwertiger Motorenlieferant in den Formel-1-Nennlisten vertreten sein. Die Japaner geben bekannt, dass sie mit dem Beginn der kommenden Power-Unit-Generation offizieller Motorenpartner von Aston Martin werden. Das Team aus Silverstone erhält damit erstmals in seiner Geschichte Werksteam-Status.
Der Deal zwischen Aston Martin und Honda wurde am Mittwoch um 4:30 Uhr morgens (europäischer Zeit) in einer Pressekonferenz von Honda-CEO Toshihiro Mibe und Hondas Rennsport-Chef Koji Watanabe bekanntgegeben. Auch Teambesitzer Lawrence Stroll und Aston-Martin-CEO Martin Whitmarsh waren bei der Bekanntgabe in Tokio vor Ort.
Formel 1 2026: Deshalb kommt Honda zurück
Honda betonte bei der Ankündigung, dass die Rückkehr als Werksausstatter vor allem auf das neue Motor-Reglement in der Königsklasse zurückzuführen sei. Ab der Formel-1-Saison 2026 wird der elektrische Antrieb eine deutlich größere Rolle spielen und etwa die Hälfte der Power eines Boliden liefern. Das entspricht in etwa einer Verdreifachung der derzeitigen Elektro-Power. Gleichzeitig setzt die Formel 1 ab jenem Jahr beim Verbrennungsmotor ausschließlich auf nachhaltigen Kraftstoff.
Honda-CEO Mibe erklärte: "Einer der Hauptgründe für unsere Entscheidung, die neue Herausforderung in der Formel 1 anzunehmen, ist, dass die weltweit führende Rennserie danach strebt, eine nachhaltige Rennserie zu werden. Das steht im Einklang mit dem Ziel von Honda, CO2-neutral zu werden und es wird eine Plattform sein, die die Entwicklung unserer Elektrifizierungs-Technologien vereinfachen wird."
Der Honda-Boss begründete den Schritt auch mit dem Technologietransfer in die Serie. "Bei den neuen Vorschriften für 2026 liegt der Schlüssel zum Erfolg in einem kompakten, leichten und leistungsstarken Elektromotor mit einer Hochleistungsbatterie, die eine hohe und schnelle Leistungsabgabe ermöglicht, sowie in der Energiemanagementtechnologie. Wir glauben, dass die Technologien und das Know-how, das wir bei dieser neuen Herausforderung gewinnen, direkt in unsere künftigen Elektrofahrzeuge für die Massenproduktion einfließen können", so Mibe.
Lawrence Stroll: Honda ist ein Gigant
Aston-Martin-Teamchef Lawrence Stroll begründet die Zusammenarbeit der britischen Marke mit dem japanischen Konzern folgendermaßen: "Wir haben den gleichen Antrieb, die gleiche Entschlossenheit und den gleichen unermüdlichen Ehrgeiz, auf der Rennstrecke erfolgreich zu sein. Honda ist ein globaler Gigant und sein langjähriger Erfolg im Motorsport ist unglaublich beeindruckend."
Der Formel-1-Einsatz von Honda wird von der Rennsport-Abteilung HRC (Honda Racing Corporation) durchgeführt. HRC ist seit 2022 für die Automobil- und Motorradeinsätze der Japaner im Motorsport verantwortlich. Es kümmert sich um die Entwicklung der Motoren, sowie deren Einsatz und das allgemeine Management des Formel-1-Einsatzes von Honda.
Keine Kundenteams: Honda-Motoren exklusiv für Aston Martin
HRC-Boss Koji Watanabes sagte: "Inmitten großer Veränderungen in unserem Geschäft und im Motorsportumfeld, die zu einem Übergang zu einer CO2-neutralen Gesellschaft führen, haben wir HRC als optimale Plattform neu aufgestellt, um die Motorsportaktivitäten eine Stärke von Honda zu erhalten und weiterzuentwickeln". HRC ging in seiner derzeitigen Form als eigenes Unternehmen im April 2022 aus der damals eingestellten Formel-1-Wekrspartnerschaft mit Red Bull Racing hervor.
Aston Martin wird 2026 voraussichtlich das einzige Formel-1-Team sein, das mit Honda-Aggregaten an den Start geht. Das stellte Watanabe im Rahmen der Verkündung klar. "Im Moment haben wir keine Pläne einen anderen Partner mit Motoren auszustatten außer Aston Martin", so der HRC-Chef. In die Teamführung will sich Honda jedoch nicht einmischen. Fahrerentscheidungen sollen nach wie vor ausschließlich im Rennstall selbst getroffen werden.
Aston Martin baut eigenes Getriebe
Für Aston Martin bringt der neue Partner aber auch eine große Herausforderung mit sich. Denn bislang kaufte das Silverstone-Team zahlreiche im Reglement erlaubte Komponenten jeweils vom Motorenpartner Mercedes an. Jetzt muss Aston Martin die Getriebekomponenten, sowie die Hinterrad-Aufhängung jeweils selbst herstellen. Das Personal im neuen Werk der britischen Mannschaft wird in den entsprechenden Abteilung dafür aufgestockt.
"Wir stellen derzeit Leute ein, um diese Herausforderung zu meistern", sagte Martin Whitmarsh, CEO der Aston-Martin-Gruppe und unterstrich die Bedeutung dieser Partnerschaft: "Das technische Reglement 2026 fordert eine vollständige Integration und nicht nur einen physischen Einbau der Komponenten, um liefern und gewinnen zu können. Ohne eine vollständige Werkspartnerschaft ist es deshalb sehr schwierig konstant zu gewinnen und um die WM zu kämpfen".
Honda-Comeback fünf Jahre nach Red-Bull-Ausstieg
Honda verließ die Formel 1 zu Beginn der Saison 2022 offiziell als Motorenhersteller. Zuvor erlebten die Japaner eine turbulente Zeit in der Königsklasse. Als Werkspartner von McLaren war man nach dem Einstieg 2016 der Konkurrenz meilenweit unterlegen und wurde zum Buhmann für den Misserfolg der Woking-Truppe.
Nach dem Wechsel ins Red-Bull-Lager (mit einem Übergangsjahr bei Toro Rosso) kehrte der Erfolg nach Sakura zurück. Die Power Unit aus Fernost ist seit 2021 mindestens auf Augenhöhe mit der Konkurrenz. Der WM-Titel von Max Verstappen 2021 war die Krönung dieser Zusammenarbeit. Es war allerdings auch die letzte Saison, in der Honda als offizieller Werkspartner der Bullen im Einsatz war.
Honda versichert: Red-Bull-Deal nicht betroffen
Doch tatsächlich verlassen hat Honda die Formel 1 auch nachher nicht. Die Red-Bull-Motoren kommen immer noch aus Sakura, auch wenn sie 2022 zwischenzeitlich als Red-Bull-Powertrains gebrandet wurden. Die bis 2025 anhaltende Partnerschaft zwischen Honda und Red Bull Racing soll von dem Aston-Martin-Deal nicht beeinträchtigt werden. "Wir haben schriftlich die Zusicherung bekommen, dass sich an der Priorität bis 2025 nichts ändert", bestätigte Red-Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko gegenüber Motorsport-Magazin.com.
Red Bull hat für 2026 mit Ford bereits einen neuen Power-Unit-Partner an Land gezogen. Honda, das bereits seit Längerem mit einem Wiedereinstieg in die Königsklasse kokettierte, musste sich also nach Alternativen umsehen und wurde mit Aston Martin offensichtlich fündig. Auch McLaren, das genauso wie Aston Martin derzeit noch Mercedes-Antriebseinheiten verwendet, wurde lange als Kandidat gehandelt.
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