Lewis Hamilton fuhr ein kontrolliertes Rennen und hatte den Abstand zum Teamkollegen stets selbst in der Hand. Dabei ließ er Nico Rosberg nur selten ins DRS-Fenster. Dahinter passierte Einiges: Die ECU Lockout Periode wurde Kimi Räikkönen zum Verhängnis. Als plötzlich enorme Leistung im SF15-T einsetzte, drehte sich Räikkönen und verlor im Anschluss den sicher geglaubten Podestplatz an seinen Landsmann Valtteri Bottas.

Mercedes

Kontrollierter Sieg von Lewis Hamilton, Foto: Sutton
Kontrollierter Sieg von Lewis Hamilton, Foto: Sutton

Sonntag: Es gab im Vorfeld keine Zweifel, dass die Silberpfeile den Sieg unter sich ausmachen würden, sollten unerwartete Zwischenfälle ausbleiben. Und die gab es nicht. Der Abstand zwischen Lewis Hamilton pendelte sich über den Großteil des Rennens zwischen 1,2 und 2 Sekunden ein. Nico Rosberg behauptete nach dem Rennen, er habe alles gegeben. Erschreckend für die Konkurrenz: Hamilton hat lange nicht alles gegeben. "Ich hatte noch Reserven", sagte der Brite nach dem Rennen.

Samstag: Nach engen Trainingssitzungen zeigte Mercedes eine deutlich gesteigerte Pace in der Qualifikation. Die Leistung der Silberpfeile war so gut, dass Nico Rosberg trotz Problemen mit einem komfortablen Abstand den zweiten Rang belegte. Lewis Hamilton und Nico Rosberg haben aber gestern schon vor den starken Rennstints von Ferrari gewarnt. Bleibt also abzuwarten, ob die Dominanz sich auch im Rennen fortsetzt.
Qualifying-Duell - Hamilton vs. Rosberg: 6:1

Freitag: Die Bestzeiten standen für Mercedes am Ende der beiden Trainingssitzungen auf dem Papier, doch die Souveränität von den letzten Rennen war in Kanada nicht gegeben. Während Nico Rosberg versuchte an die Pace seines Teamkollegen heranzukommen, leistete sich dieser im Regen einen Fehler, der zu einem Schaden am Auto führte. "Es war nicht meine Entscheidung", betonte Lewis Hamilton.

Ferrari

Räikkönen verpasst nach Dreher das Podium, Foto: Sutton
Räikkönen verpasst nach Dreher das Podium, Foto: Sutton

Sonntag: Die Marschrichtung war klar: Maurizio Arrivabene forderte von Kimi Räikkönen zumindest eine Positionsverbesserung. Zu Beginn des Rennens konnte er Nico Rosbergs Tempo einigermaßen mitgehen. Nach dem ersten Boxenstopp bekam der Finne die weichen Reifen aufgezogen. Unmittelbar danach hatte Räikkönen in der Haarnadel-Kurve besagten Dreher, der ihm den Reifensatz zerstörte. Ein weiterer Boxenstopp war unvermeidlich und damit auch jeglicher Angriff auf das Podium vereitelt. Besser erwischte es Sebastian Vettel. Von hinten gestartet kämpfte er sich in beeindruckender Manier durch das Feld und setzte sich ohne technische Probleme direkt hinter seinen Teamkollegen auf Platz fünf.

Samstag: Gemischte Gefühle bei Ferrari. Nach vielversprechenden Trainingssitzungen fällt Sebastian Vettel wegen eines technischen Problems bereits in Q1 aus. Kimi Räikkönen hielt tapfer die Stellung und sicherte der Scuderia die beste Verfolgerposition, doch der Abstand zu Mercedes ist nicht gerade zufriedenstellend. Für das Rennen setzt das Team aus Maranello klar auf die Longrun-Pace.
Qualifying-Duell - Vettel vs. Räikkönen: 6:1

Freitag: Ferrari kann mit einem starken Freitag eigentlich zufrieden in den Rest des Wochenendes starten, doch das Team glaubt selbst nicht an die gute Leistung. Der Grund dafür ist simpel. Für das zweite Training wurde Regen erwartet, der auch kam und die Teams reagierten darauf frühzeitig durch ein angepasstes Programm. Entsprechend ist es gut möglich, dass noch nicht alle Teams ihr volles Potenzial gezeigt haben.

Williams

Bottas fährt nach starkem Rennen aufs Stockerl, Foto: Sutton
Bottas fährt nach starkem Rennen aufs Stockerl, Foto: Sutton

Sonntag: Nach den Plätzen 14 und 15 in Monaco war bei Williams Wiedergutmachung angesagt. Und Valtteri Bottas und Felipe Massa haben zurückgeschlagen. Am Samstag noch betrübt, konnte der Brasilianer nach dem Rennen wieder lachen. Er verbesserte sich von Startplatz 17 auf den fünften Rang. Noch besser lief es für Bottas. Der Finne war bis zu Räikkönens Dreher in Schlagdistanz zum Ferrari. Nach besagtem Zwischenfall kam Bottas zu seinem ersten und einzigen Reifenwechsel an die Box und zog damit vorbei am Ferrari-Piloten.

Samstag: Das Team aus Grove kann sich über den vierten Platz von Valtteri Bottas freuen, ist jedoch gleichzeitig über das technische Problem bei Felipe Massa enttäuscht. Der Brasilianer konnte in Q1 nicht seine volle Motorleistung nutzen und kam nicht über den 17. Platz hinaus. Williams geht daher mit zwei Zielen ins Rennen. Bottas wird versuchen um das Podium zu kämpfen, während Massa sich in die Punkte durchschlägt.
Qualifying-Duell - Massa vs. Bottas: 4:3

Freitag: Vom Kampf um den Platz als dritte Kraft war am Freitag bei Williams noch nicht viel zu sehen. Stattdessen mussten sich Felipe Massa und Valtteri Bottas in Montreal Lotus geschlagen geben. Doch das Team aus Grove setzte eher auf eine gute Rennpace, als sich zu sehr auf den Kampf um die Startplätze zu konzentrieren. "Das Qualifying kann in Kanada sehr knapp ausfallen, selbst, wenn du keinen Fehler machst", erinnert Bottas.

Lotus

Maldonado fährt erstmals in die Punkte, Foto: Sutton
Maldonado fährt erstmals in die Punkte, Foto: Sutton

Sonntag: Romain Grosjean lag das Rennen über in aussichtsreicher Position, ehe er bei einer Überrundung von Will Stevens etwas ungeduldig wurde. Die beiden kollidierten und Grosjean beschädigte seinen Hinterreifen. Diel Folge: ein unerwarteter Boxenstopp. Besser erwischte es sein Teamkollege Pastor Maldonado, der mit dem siebten Platz sein bestes Saisonergebnis erzielte. "Es war ein gutes Rennen für uns. Wir mussten ziemlich früh stoppen um an Hülkenberg vorbeizukommen", sagte Maldonado. Der strategische Zug hat sich ausgezahlt.

Samstag: Nicht nur Williams und Mercedes profitieren in Kanada vom starken Motor. Auch bei Lotus zeigt sich, welches Aggregat das Beste im Feld ist. Mit den Startplätzen fünf und sechs hat das Team aus Enstone die bisher beste Ausgangsposition der Saison. Punkte sind für Montreal daher mindestens zu holen und Romain Grosjean und Pastor Maldonado können eventuell sogar auf ein Podium hoffen.
Qualifying-Duell - Grosjean vs. Maldonado: 6:1

Freitag: In Kanada ist die Höchstgeschwindigkeit aufgrund der langen Geraden ein wichtiger Faktor für die Speed. Lotus hat immer wieder gezeigt, dass die Topspeed stimmt und deshalb ist die gute Platzierung von Pastor Maldonado keine große Überraschung. Romain Grosjean traut der Zeitentabelle nicht ganz und warnt vor frühzeitiger Euphorie: "Wir sind gut gestartet, aber das heißt noch nichts. Ich hoffe, wir können den Trend morgen im Qualifying bestätigen."

Force India

Hülkenberg lieferte sich einen engen Fight mit Sebastian Vettel, Foto: Sutton
Hülkenberg lieferte sich einen engen Fight mit Sebastian Vettel, Foto: Sutton

Sonntag: Sebastian Vettels Aufholjagd hätte beinahe ein jähes Ende gefunden. Als er auf den Force-India-Piloten Nico Hülkenberg auflief, wollte jener nicht klein bei geben. Beide bogen zeitgleich in die Schikane vor der Start/Zielgeraden. Hülkenberg zog zurück, drehte sich aber - ohne Fremdeinwirkung des Ferrari-Piloten. Aber auch ohne den Dreher wäre wohl nicht mehr drin gewesen als der achte Platz. Sein Teamkollege Sergio Perez verfehlte auf Rang 11 knapp die Punkte.

Samstag: Nach den Punkten in Monaco sieht es auch in Montreal wieder gut aus. Diesmal kamen sogar beide Force-India-Piloten aus eigener Kraft in Q3 und werden von den Startplätzen sieben und zehn ins Rennen gehen. Die Setup-Arbeit vom Freitag hat sich also ausgezahlt. Jetzt kommt es auf die Strategie und ob beide Piloten die Strategie im Bezug auf Reifenabnutzung einhalten können.
Qualifying-Duell - Hülkenberg vs. Perez: 5:2

Freitag: Force India konzentrierte sich am Vormittag auf Setuparbeit: Sergio Perez probierte unterschiedliche Flügelstellungen aus, während Nico Hülkenberg einen eindrucksvollen vierten Platz herausfuhr. Im zweiten Training galt es dann, den superweichen Reifen auszutesten, bevor der Regen kam. Perez gelang ein voller Run, der wichtige Daten lieferte, während Hülkenberg seinen Versuch wegen des Regens abbrechen musste. Bei der von Bob Fernley betreuten Mannschaft herrscht großer Optimismus vor, schließlich kommen die aerodynamischen Schwächen des VJM08 hier nicht zum Tragen.

Red Bull

Ricciardo kann sich schwaches Abschneiden nicht erklären, Foto: Sutton
Ricciardo kann sich schwaches Abschneiden nicht erklären, Foto: Sutton

Sonntag: Ein unspektakuläres Rennen lieferten die beiden Red-Bull-Piloten ab. Klar war, dass der Red Bull auf einem Highspeed-Kurs wie dem Circuit Gilles Villeneuve mit fehlender Leistung der Renault-Power-Unit seine Probleme haben würde. Daniil Kvyat verlor einen Platz, Daniel Ricciardo gar vier. Ratlosigkeit bei dem Australier: "Es war für mich ein eigenartiges Wochenende und ich bin über das heutige Rennen ein bisschen verwundert."

Samstag: Red Bull schaffte im Gegensatz zum kleinen Schwesterteam den Sprung in die Top-Ten, wenn auch knapp. Doch der Abstand zur Spitze scheint so eklatant, dass eine Wiederholung der Leistung aus Monte Carlo sehr unwahrscheinlich scheint. Doch mit der Ausgangsposition ist das Team dennoch zufrieden, da Höchstgeschwindigkeit eine Schwäche des RB11 ist.
Qualifyingduell - Ricciardo vs. Kvyat: 5:2

Freitag: Mit der Performance im 1. freien Training war Daniel Ricciardo überhaupt nicht zufrieden. Dem Australier gefror für kurze Zeit das Lächeln, als sein Red Bull RB11 auf die Setup-Experimente allergisch reagierte. Ein konservativeres Setting am Nachmittag konnte er nicht mehr richtig austesten, zeigte sich aber zufriedener. Daniil Kvyat war in beiden Sitzungen schneller: Am Vormittag kam er seinerseits mit Setup-Spielereien auf einen respektablen siebten Platz, am Nachmittag sortierte er sich auf P9 direkt vor Ricciardo ein. Wie erwartet hat Red Bull einen schweren Stand: Die Mercedes-Kundenteams machen den Bullen das Leben schwer.

Toro Rosso

Härtestes Saisonrennen für Toro Rosso, Foto: Sutton
Härtestes Saisonrennen für Toro Rosso, Foto: Sutton

Sonntag: Ähnlich wie dem Schwesterteam Red Bull erging es Toro Rosso. Carlos Sainz ging als Elfter ins Rennen, verlor jedoch einen Platz. Sein Teamkollege Max Verstappen wurde am Ende 15. Damit verpassten beide Fahrer die Punkteränge im härtesten Rennen des Jahres, wie Sainz den Kanada GP bezeichnete. Für den Österreich GP malt sich der Spanier mehr aus: "Ich denke, Platz zwölf ist nicht so schlecht, aber nächstes Mal werden wir hoffentlich wieder in die Top-10 kommen."

Samstag: Nach einem holprigen Start ins siebte Rennwochenende der Formel 1 kamen Carlos Sainz Jr. und Max Verstappen am Samstag schon eher auf Touren. Mit ihren besten Zeiten verpassten sie sogar den Einzug in Q3 nur um eine Zehntelsekunde. Von den Startplätzen elf und zwölf sind die Punkte auch kein unerreichbares Ziel.
Qualifying-Duell - Sainz vs. Verstappen: 5:2

Freitag: Für die beiden Rookies Max Verstappen und Carlos Sainz Jr. ging mit dem zweiten Training ein schwarzer Tag zuende. Elektronikprobleme kosteten viel Zeit und sorgten dafür, dass die beiden Neulinge auf dem Circuit Gilles-Villeneuve sich kaum eingewöhnen konnten. Sie hoffen jedoch, bis zur Qualifikation noch mehr Leistung aus dem Paket herausholen zu können.

Sauber

Sauber: Punkte in weiter Ferne, Foto: Sutton
Sauber: Punkte in weiter Ferne, Foto: Sutton

Sonntag: Bei Sauber ist bereits seit mehreren der Wurm drin. Nach einem starken Auftakt baut das Team stetig ab. Als 14. konnte Marcus Ericsscon immerhin das Teamduell gegen seinem Teamkollegen Felipe Nasr gewinnen, der 16. und damit Vorletzter wurde.

Samstag: Die Achterbahnfahrt der Leistung des Sauber-Teams nimmt kein Ende. Nach einem schlechten Start ins Rennwochenende sah das zweite Training vielversprechend aus. Im dritten Training belegte Marcus Ericsson sogar den elften Platz, nur fünf Tausendstel hinter einer Top-Ten-Platzierung. Als es dann jedoch um die Startpositionen ging, musste sich das Team aus WHinwil mit dem 13. Startplatz als besserer Position zufrieden geben und profitierte dabei sogar noch von Problemen zweier Konkurrenten.
Qualifying-Duell - Nasr vs. Ericsson 5:2

Freitag: Für das schweizer F1-Team begann der Freitag in Montreal ernüchternd. Die Abstimmung wurde grundlegend geändert, weil die Leistung einfach nicht passte. Dieser Schritt zahlte sich aus, wie Marcus Ericsson mit dem zwölften Rang unter Beweis stellte. Sein Teamkollege Felipe Nasr hatte derweil noch andere Probleme. Neben der Tatsache, dass ihm die Strecke vor dem Training unbekannt war, gab es Schwierigkeiten mit den Bremsen. Besorgt ist der Brasilianer deswegen aber nicht.

McLaren

McLaren mit Doppelausfall, Foto: Sutton
McLaren mit Doppelausfall, Foto: Sutton

Sonntag: Einen Doppelausfall hatte McLaren zu verzeichnen. Aus der Box bekam Fernando Alonso die Anweisung, Benzin zu sparen und seine Reifen zu schonen. Doch auch wenn Fernando Alonso sich dem widersetzte, musste er seinen MP4-30 nach Runde 44 in der Box abstellen. Nur zehn Runden später musste auch Jenson Button sein einsames Rennen aufgeben.

Samstag: Der neue Motor sollte einen Fortschritt darstellen, doch das genaue Gegenteil war der Fall. Fernando Alonso musste im dritten Training aussetzen, weil eine neue Antriebseinheit eingebaut werden musste. Während der Session gab dann auch die Technik bei Jenson Button auf, was dazu führte, dass der Brite nicht an der Qualifikation teilnehmen konnte, damit der Motor gewechselt werden kann. Startplatz 14 von Fernando Alonso ist zudem nicht das, was sich das Team aus Woking vorgestellt hatte.
Qualifying-Duell - Button vs. Alonso 3:3

Freitag: McLaren hatte nicht erwartet, die Leistungen aus Monaco fortsetzen zu können und war daher umso mehr überrascht, dass Fernando Alonso nach dem ersten Training den neunten Rang belegte. Doch der Spanier stapelt tief: "Es haben uns einige Faktoren in die Top-10 geholfen. In der zweiten Session war es Platz 14. Etwas in der Mitte, Platz zwölf oder 13, ist, was wir morgen erwarten." Der neue Honda-Motor ist also kein Wundermittel.

Manor

Merhi mit erstem Ausfall, Foto: Sutton
Merhi mit erstem Ausfall, Foto: Sutton

Sonntag: So viel Aufmerksamkeit wurde Will Stevens bislang noch nicht zuteil: Bei einem Überrundungsversuch zog Romain Grosjean unerwartet auf die Ideallinie. Damit zerstörte der Franzose den Frontflügel des Briten. Stevens sagte nach dem Rennen: "Ich verstehe blaue Flaggen und wir müssen die Leute vorbeilassen, aber ich denke, ich bin diesbezüglich immer fair. Im Gegenzug wäre es nett, wenn auch sie uns respektieren könnten." Zum ersten Mal in dieser Saison musste ein Manor vorzeitig das Rennen beenden. Roberto Merhi kam mit einem Defekt an die Box.

Samstag: Bei Manor setzt sich die positive Serie von Roberto Merhi fort. Der Spanier scheint seinen Rhythmus gefunden zu haben und konnte zum zweiten Mal seinen Teamkollegen hinter sich halten. Aber nicht nur teamintern wird es spannender bei Manor. Die verbesserte Leistung zeigt sich auch in der Qualifikation, was dem Team Mut macht. Für das Rennen hofft das Team einfach, das Beste aus der Situation machen zu können.
Qualifying-Duell - Stevens vs. Merhi: 4:2

Freitag: Manor ist zwar im Training des Großen Preis von Kanada auf den letzten Plätzen, doch so hoch motiviert wie kaum ein zweites Team, denn Roberto Merhi und Will Stevens fuhren den bisher geringsten Abstand zur Konkurrenz ein. Dabei führte das Team sogar noch Tests mit neuen Teilen durch und hatte leichte Probleme. Viele Gründe, warum das ehemalige Marussia-Team zuversichtlich ins siebte Rennen der F1-Saison-2015 gehen kann.