"Wir müssen etwas ändern, aber im Moment können wir nichts machen", gab ein resignierender Fernando Alonso nach seinem Aus beim Kanada GP zu. Alonso schied bereits das dritte Mal in Folge wegen eines technischen Defekts aus, musste seinen McLaren in Runde 44 in der Garage abstellen. "Ich habe plötzlich Leistung verloren und musste in die Box kommen", so die knappe Erklärung. Honda-Ingenieure bemerkten einen Anstieg der Auspufftemperatur, kennen aber die genaue Ursache dafür noch nicht.

Alonsos Rennen hatte es aber in sich. Weil durch Strafversetzungen und technische Defekte gleich einige schnellere Autos hinter ihm starteten, bekam der Spanier eine unterhaltsame erste Rennhälfte geboten. "Ich hatte Spaß, mich zu verteidigen. Leider waren wir auf der Geraden zu langsam, um jemanden überholen zu können. Deshalb war das mehr Verteidigung als Angriff, aber ich hatte ein bisschen Spaß", freute sich Alonso.

Für mich schön, für ihn weniger...

Alonso genoss die Zweikämpfe, Foto: Sutton
Alonso genoss die Zweikämpfe, Foto: Sutton

Besonders der Zweikampf mit Sebastian Vettel hatte es dem zweimaligen Weltmeister angetan. Vettel kam früh von hinten angeschossen, doch Alonso machte ihm das Leben schwer. "Es waren nur anderthalb Runden, aber ich habe es sehr genossen. Für mich war es der beste Teil, für ihn wahrscheinlich nicht", scherzte er.

Nach sehenswerten Verteidigungsmanövern musste Alonso Vettel aber dann doch passieren lassen. "Wenn man gegen Autos kämpft, die auf der Geraden 35 km/h schneller sind, dann ist das eine andere Kategorie. Wenn jeder so einfach wie hier vorbeifährt, dann sieht man aus wie ein Amateur-Fahrer. Das ist nicht gut."

Aber auch das Rennen als Amateurfahrer machte dem McLaren-Piloten Spaß. So viel Spaß, dass er trotz Anweisung seines Teams weder Benzin sparen, noch Reifen schonen wollte. Am Boxenfunk fand Alonso deutliche Worte. Nachdem er bereits in Runde 15 das erste Mal dazu angehalten wurde, Benzin zu sparen, signalisierte Alonso wenig Bereitschaft.

In Runde 24 versuchte es sein Renningenieur mit etwas mehr Nachdruck. "Wir müssen Benzin sparen, Traget 0 auf deinem Lenkrad", forderte er von Alonso. Doch der Spanier hatte noch immer wenig Lust dazu und antwortete: "Ich will nicht, ich will nicht." So einfach gab sich sein Renningenieur damit nicht zufrieden. "Wir werden später große Probleme bekommen, wenn wir jetzt nicht Benzin sparen."

Alonso bestimmt

Doch Alonso sah die Notwendigkeit noch immer nicht ein und diskutierte weiter: "So habe ich jetzt Probleme mit diesem Auto... Ich race jetzt erst und visiere dann später Target 0 an." Gesagt, getan. Alonso wehrte sich noch immer mit Händen und Füßen gegen die Konkurrenz. "Und am Ende mussten wir keinen Sprit sparen, weil wir das Rennen nicht beendet haben", sieht er sich bestätigt.

"Nach vier Erinnerungen habe ich gesagt, dass sie mich Rennen fahren lassen sollen", erklärte er den Disput nach dem Rennen. "Die Autos um mich herum waren eine gute Motivation, und wenn wir dann am Ende des Rennens alleine gewesen wären, hätten wir Sprit gespart. Es gibt unterschiedliche Teile im Rennen, bei denen unterschiedliche Fahrtechniken verlangt werden. Unterschiedliches Reifenschonen und Benzinsparen. Zu diesem Zeitpunkt des Rennens war ich nicht der Meinung, dass es der Zeitpunkt war, das zu tun."

Normalerweise ist es kein gutes Zeichen, wenn sich der Fahrer über die Teamanweisungen hinwegsetzt. "Wir kämpfen um Positionen, die nicht so wichtig sind. Deshalb sind Benzinsparen und das optimale Rennen nicht so wichtig", relativiert der McLaren-Pilot. "Nur ein bisschen Spaß haben und den hatte ich bei den Zweikämpfen."

Von Teamchef Eric Boullier gab es sogar Lob: "Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um Fernando und Jenson zu loben. Sie fahren auch in sehr schwierigen Umständen weiterhin brillant und beide arbeiten hinter den Kulissen extrem hart, um uns bei Zuverlässigkeit und Konkurrenzfähigkeit nach vorne und schlussendlich zu Erfolg zu bringen."

McLaren-Wechsel richtig

Trotzdem ist Alonso noch immer fest davon überzeugt, dass der Wechsel zu Honda der richtige Schritt war. "In den letzten Jahren bin ich hier als Vierter oder Fünfter gestanden. Das war frustrierend. Um Mercedes zu besiegen, muss man etwas Einzigartiges machen, etwas anderes. Ich glaube an das Projekt. Alle Dinge, die ich für die Zukunft sehe, machen Sinn. Die Entwicklung des Autos ist gut. Für Fans ist es schwierige Zeit, aber sie müssen an uns glauben, es kommt etwas."

Schon in Österreich könnte von McLaren etwas mehr kommen. "Es kommen neue Teile, damit das Auto konkurrenzfähiger wird", verspricht Alonso. Doch der 33-Jährige weiß, dass es nur mit Performance nicht getan ist. "Wir brauchen beides: Mehr Zuverlässigkeit und mehr Performance. Jeder verbessert sich, deshalb müssen wir doppelte Schritte machen."