Nur fünf Plätze für die MotoGP-Saison 2026 sind rein formell noch nicht besetzt. Die Verträge von Franco Morbidelli bei VR46, Jack Miller bei Pramac, Luca Marini bei Honda sowie Johann Zarco und Somkiat Chantra laufen Ende 2025 aus. Große Transferbomben wären somit eigentlich nicht zu erwarten, doch wer die MotoGP schon seit längerer Zeit verfolgt weiß, dass so eine in diesem Paddock Jahr für Jahr platzt.

Jorge Martin hält MotoGP-Tradition hoch: Der jährliche Transferhammer

Nach den Neuigkeiten der vergangenen Tage deutet viel daraufhin, dass das auch in dieser Transferperiode wieder der Fall sein wird. Jorge Martin hat Aprilia in Le Mans mitgeteilt, dass er seinen Zweijahresvertrag schon mit Ende 2025 auflösen will. Eine Klausel soll das möglich machen. Aprilia will seinen Superstar zwar mit allen Mitteln halten, doch eine sinnvolle Zusammenarbeit für weitere anderthalb Jahre scheint nach Bekanntwerden von Martins Intentionen so gut wie ausgeschlossen.

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Der amtierende MotoGP-Weltmeister hat auch bereits ein neues Ziel im Auge: Honda ist der neue Hersteller seiner Wahl, mit den Japanern dürfte es bereits Gespräche gegeben haben. Schon vor Aufkommen der Causa Jorge Martin rumorte es auf dem Fahrermarkt hinter den Kulissen, nun werden die Karten noch einmal völlig neu gemischt. Kaum eine Fahrer-Team-Paarung für 2026 scheint mehr gesichert. Motorsport-Magazin.com bringt Ordnung ins Wechselchaos.

MotoGP-Starterfeld 2026: Nur wenige Fixpunkte

Beginnen wir mit jenen Fahrern, für die sich 2026 nicht nur vertraglich sondern wohl auch tatsächlich nichts ändern wird: Marc Marquez und Francesco Bagnaia scheinen im Ducati-Werksteam gesetzt, ebenso die Gresini-Paarung mit Alex Marquez und Fermin Aldeguer sowie Fabio Di Giannantonio bei VR46. Der zweite Platz bei VR46 ist dann auch schon der erste umkämpfte: Aktuell wird dieser von Franco Morbidelli besetzt, dessen Vertrag Ende 2025 ausläuft.

Seit Wochen machen Gerüchte die Runde, Morbidelli könnte im kommenden Jahre Pedro Acosta weichen müssen. Hintergrund der Spekulationen um Acosta, der vertraglich eigentlich noch bis Ende 2026 an KTM gebunden ist, sind zum einen die bekannten wirtschaftlichen Probleme bei KTM, zum anderen Acostas sportlich wenig berauschender Start in die Saison 2025. Tatsächlich soll es auch bereits Treffen zwischen VR46 und Acostas Management gegeben haben, die von konkreten Verhandlungen aber wohl noch weit entfernt waren. Die Truppe von Valentino Rossi hat aktuell auch wenig Grund, den langjährigen Academy-Piloten Morbidelli vor die Tür zu setzen: Er fährt eine starke Saison und liegt aktuell auf WM-Rang vier.

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MotoGP 2026: Honda hat die Qual der Wahl

Doch VR46 ist wohl nicht der einzige Interessent an Acosta. Auch Honda soll eine Verpflichtung des Supertalents in Betracht ziehen. Zuletzt war bereits von einem 2026 beginnenden Megavertrag mit 30 Millionen Euro für drei Jahre die Rede. Wer solche Summen zahlt, der kann wohl auch eine Strafe für einen etwaigen Vertragsbruch bei KTM übernehmen. Klar ist aber auch: Acosta weiß, wie viel er dem österreichischen Hersteller zu verdanken hat. Und er hat Zeit, wird dieser Tage erst 21 Jahre alt. Wahrscheinlich scheint daher ein Verbleib bei KTM 2026 und im Fall von dann ausbleibenden Erfolgen oder wirtschaftlichen Bedenken eine mögliche Neuorientierung für 2027.

Denn Honda sieht sich mittlerweile wohl auch ohne Acosta mit einem Überangebot an Fahrern konfrontiert. Johann Zarco, dessen Vertrag bei LCR Ende diesen Jahres ausläuft, wäre aufgrund seiner gezeigten Leistungen eine logische Wahl für das Werksteam. Dorthin soll nun aber eben auch Jorge Martin drängen. Und geht man von der Einhaltung der laufenden HRC-Verträge aus, steht in der Factory-Truppe für 2026 nur ein Platz zur Vergabe: Jener von Luca Marini, dessen Arbeitspapier mit dieser Saison endet. Joan Mir hat noch ein weiteres Jahr Laufzeit. Mir erlebt aber 2025 eine weitere enttäuschende Saison: Er hält aktuell nur bei zwölf Punkte. Zum Vergleich: Marini hat 37 gesammelt, Zarco satte 72. Schon 2023, in seiner ersten Saison bei Honda, hatte Mir laut über einen Rücktritt nachgedacht. Vor ziemlich genau einem Jahr stellte er öffentlich klar: "Ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte." Ob Mirs Karriere über 2025 hinausreicht, ist daher alles andere als sicher und ein Honda-Werksteam mit Martin und Zarco zumindest denkbar. Bleibt Mir, würde Zarco wohl bei LCR verbleiben und dürfte dort zumindest weiterhin mit voller Werksunterstützung rechnen.

Wer neben ihm in der LCR-Box sitzen würde, gilt es ebenfalls noch zu klären? Somkiat Chantra ist von der MotoGP klar überfordert, konnte bislang noch keinen einzigen Weltmeisterschaftspunkt einfahren. Retten kann ihn wohl nur sein thailändischer Pass, denn Titelsponsor Idemitsu wünscht sich asiatische Fahrer wie eben Chantra oder vor ihm Takaaki Nakagami. Momentan kommt allerdings kein Asiate aus den kleineren Klassen für einen MotoGP-Aufstieg in Frage. Und so könnte Chantras Vertrag vielleicht doch verlängert werden.

Toprak Razgatlioglu: Sticht Yamaha Honda aus?

Ein großer Name scheint mittlerweile übrigens raus aus der Verlosung um die Honda-Plätze zu sein: Toprak Razgatlioglu. HRC soll dem WSBK-Star ein spannendes Angebot gemacht haben: Ein Jahr auf der Honda Fireblade in der Superbike-WM 2026, dann der Wechsel in die MotoGP, wo 2027 ein neues Technisches Reglement und mit Pirelli auch ein neuer Reifenlieferant wartet. Razgatlioglu und sein umtriebiger Manager Kenan Sofuoglu sollen nun aber zum anderen großen japanischen Hersteller tendieren: Yamaha. Für die Mannschaft aus Iwata fuhr Razgatlioglu vier Jahre lang in der Superbike-WM und wurde 2021 Weltmeister. Sein damaliger Chef Paolo Pavesio ist als Managing Director von Yamaha Motor Racing mittlerweile der starke Mann im MotoGP-Projekt und hält nach wie vor große Stücke auf seinen einstigen Schützling. Er würde ihn gerne im eng an Yamaha gekoppelten Kundenteam Pramac unterbringen, wo Jack Millers Vertrag 2025 ausläuft und Miguel Oliveiras Zukunft trotz Kontrakt für 2026 fraglich ist. Der Portugiese verpasste ja fast die gesamte bisherige Saison verletzungsbedingt. "Wir werden die Entscheidung vor der Sommerpause treffen. Jetzt wäre es gegenüber Miguel sehr unfair", so Pavesio zuletzt in Le Mans.

Im Yamaha-Werksteam verfügen Fabio Quartararo und Alex Rins über gültige Verträge bis Ende 2026. Quartararo ist dort über jeden Zweifel erhaben. Rins ist gewohnt bemüht, seine schwere Beinverletzung aus der Saison 2023 hängt ihm aber immer noch nach. Er kann seinen Alltag mittlerweile nur noch mit einer großen Karbonschiene am Bein bestreiten. Die Frage, ob unter diesen Umständen eine MotoGP-Karriere noch sinnvoll ist, muss sich früher oder später wohl auch Rins selbst stellen. Das könnte die Tür im Werksteam 2026 für interessierte Fahrer eventuell noch öffnen.

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Wahrscheinlicher ist aber, dass im Pramac-Rennstall ein Platz frei wird. Neben dem bereits angesprochenen Toprak Razgatlioglu soll Enea Bastianini mit einem Engagement im Team von Paolo Campinoti liebäugeln. 'La Bestia' kommt bei KTM nur langsam auf Touren, was in ihm den Wunsch nach einer erneuten Veränderungen geweckt haben soll. Doch auch hier gilt: Bastianini ist bis Ende 2026 vertraglich an KTM gebunden. Ein Wechsel wäre also nicht so einfach möglich.

Wer ersetzt Jorge Martin 2026 bei Aprilia?

Und so bleibt nur noch die Frage zu klären, wie Aprilia reagieren wird, wenn Jorge Martin tatsächlich vorzeitig das Weite sucht. Marco Bezzecchi bleibt der Mannschaft aus Noale ziemlich sicher erhalten. Ai Ogura macht seine Sache im Trackhouse-Kundenteam gut und könnte an Stelle von Martin in die Werkstruppe hochgezogen werden. Ein Platz, der aber wohl auch für Zarco oder Bastianini reizvoll sein könnte. Egal ob Ogura Trackhouse verlässt oder nicht, das US-Team könnte 2026 einen neuen Fahrer an Bord nehmen.

Raul Fernandez steckt in einer handfesten Krise. Abgesehen vom Flag-to-Flag-Chaos konnte er in der laufenden Saison erst sechs Zähler sammeln. Er befindet sich trotz seines Vertrags bis Ende 2026 auf dem Schleudersitz. Trackhouse soll Interesse an Moto2-Youngster Diogo Moreira haben. Und dann gibt es da auch noch den WM-Leader der mittleren WM-Klasse, Manuel Gonzalez. Der wird bislang noch mit keinem MotoGP-Rennstall in Verbindung gebracht. Kann er seinen Erfolgslauf fortsetzen - der Spanier gewann für das deutsche IntactGP-Team drei der ersten sechs Rennen 2025 und führt die Gesamtwertung an - wird aber auch Gonzalez eine Rolle am MotoGP-Transfermarkt spielen.

Wie sieht euer ideales Starterfeld für die MotoGP-Saison 2026 aus? Schreibt es uns in die Kommentare!