Fermin Aldeguer kam nicht ohne Kritiker in die MotoGP. Nach einer mäßigen Moto2-Saison 2024 gab es einige Stimmen, die in seiner frühen Verpflichtung durch Ducati einen unüberlegten Schnellschuss sahen. Doch spätestens mit seinen ersten Podestplätzen in Le Mans dürfte der junge Spanier sämtliche Kritiker eines Besseren belehrt haben.

Fermin Aldeguer lernt enorm schnell: Wusste schon in Austin, dass ich schnell bin

Denn der Gresini-Pilot fuhr an seinem erst sechsten Rennwochenende sowohl im Sprint als auch im Grand Prix auf Rang drei - noch dazu bei völlig verschiedenen Bedingungen. Seine enormen Fortschritte sind für ihn das Resultat konsequenter Arbeit: "Ich habe einen Vorteil, da ich das beste Motorrad im Feld fahre. Aber auch das ist nicht leicht zu fahren. Im ersten Rennen war mein Gefühl sicher nicht perfekt für meinen Fahrstil. Rennen für Rennen gelang uns bessere Arbeit. Ich verstehe das Bike nun besser. Ich kenne das Team besser und auch meine Rückmeldung wird immer besser. Ich denke es ist einfach das."

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Das Selbstvertrauen wuchs schnell. "Nach dem Grand Prix in Austin wusste ich, dass ich schnell genug für die Top-Fünf bin. Ich komme nun mit einer anderen Einstellung zu den Rennen", gibt er an. Damals warf er ein Spitzenresultat noch mit einem Sturz weg. Nun hat er diese schon mehrfach nach Hause gebracht, mit dem vorläufigen Höhepunkt in Frankreich.

Nur ein kleiner Fehler im MotoGP-Chaos von Le Mans

Im Gegensatz zum trockenen Sprint - in welchem ihm erst in der Auslaufrunde ein kleiner Lapsus unterlief - war das Regenchaos des Sonntages eigentlich wie gemacht dafür, dass ein Rookie darüber stolpern würde. Doch Aldeguer richtete sich nach den Großen: "Ich bin sehr zufrieden mit unserer Arbeit, und auch, wie ich diese Dinge bewältigt habe. Ich habe dasselbe getan, wie die erfahrenen Piloten. Im ersten Teil des Rennens konnte ich Marc [Marquez] auf den Slicks folgen."

Alex und Marc Marquez vor Fermin Aldeguer in Le Mans
Auf Slicks verfolgte Aldeguer die Marquez-Brüder, Foto: IMAGO / Action Plus

Nun, er tat nicht ganz dasselbe. Es unterlief ihm dann doch ein taktischer Fehler: "Als ich dann eine Runde mehr [als die anderen, Anm. d. Red.] auf Slicks fuhr, habe ich eine Menge Zeit verloren. Ich wurde etwas nervöser, aber ich habe es gut hinbekommen." In dieser einen Runde lag er dann sogar in Führung, kam nach dem Wechsel auf das Motorrad mit Regenreifen aber deutlich hinter den Marquez-Brüdern raus. Teamkollege Alex Marquez verabschiedete sich allerdings mit zwei Stürzen aus dem Geschehen, sodass nurmehr Pedro Acosta zwischen dem Rookie und dem Podium stand.

Fermin Aldeguer im Regen in Le Mans
Auf Regenreifen fand Aldeguer schnell zu gutem Tempo, Foto: IMAGO / CordonPress

"Im Regen habe ich nicht viel Erfahrung, aber es wurde Runde um Runde besser. Auf das Podium zu kommen, ist für mich unglaublich", jubelte der jüngste Pilot im Feld, nachdem er Acosta in den letzten Runden mit rasantem Tempo abgefangen und überholt hatte. Auf Ergebnis zu fahren, kam aus doppelter Sicht nicht in Frage: "Ich habe zu 100 Prozent gepusht. Sicherlich innerhalb meines Limits, denn ein vierter Platz wäre auch ein gutes Resultat für mich gewesen. Aber meine Pace war gut und ich fühlte mich gut auf dem Motorrad. Wenn ich verlangsamt hätte, wäre mir vielleicht die Konzentration verloren gegangen und ich wäre gestürzt. In dem Moment dachte ich aber nur an das Podium. Ich sah, dass Pedro [Acosta] nicht viel Grip hatte."

Kein Druck bringt mehr Erfolg: Aldeguer fährt eine Klasse höher befreit auf

Und so beseitigt Aldeguer derzeit alle Zweifel an seiner Tauglichkeit für die Königsklasse. In der Moto2-Saison von 2024 war er noch mit unnötigen Fehlern unter weitaus einfacheren Bedingungen aufgefallen. Unvergessen blieb, wie er in Barcelona in der Longlap stürzte. In Le Mans fuhr er bei Nässe mit Slicks zweimal durch die Longlap - und blieb dabei sitzen. Es zeigt sich ein völlig anderer Rennfahrer.

Dafür hat der Rookie auch eine Erklärung. Es geht um die Erwartungshaltung von außen, oder vielmehr deren Abwesenheit: "Niemand übt Druck auf mich aus, weder vom Team noch von Ducati. Der einzige Druck ist der, den ich mir selbst mache. Aber ich schaffe es, ihn zu kontrollieren, viel besser als zu meiner Zeit in der Moto2, denn ich weiß, dass ich im Moment viel zu gewinnen und wenig zu verlieren habe." In der Moto2 hingegen hatten alle nach einer Siegesserie Ende 2023 den Titel im Folgejahr erwartet, auch weil er den MotoGP-Vertrag schon in der Tasche hatte. Am Ende wurde es 'nur' Gesamtrang fünf.

Wie hoch geht es hinaus? Aldeguer drückt auf die Bremse

In der Königklasse wird nach den jüngsten Erfolgen jetzt erst die Phase kommen, in der die Erwartungshaltung steigt. Dem beugt Ducatis Nachwuchshoffnung aber gleich einmal vor. "Als Rookie sollte man sich da etwas zurückhalten. Das Ziel ist daher immer dasselbe: Um die ersten zehn kämpfen und immer direkt ins Q2 kommen, denn das hilft dir für das gesamte Wochenende", lautet die bescheidene Marschrichtung für die weitere Saison.

Hättet ihr Fermin Aldeguer so schnell solche Leistungen zugetraut? Sagt es uns in den Kommentaren.