Johann Zarcos MotoGP-Sieg in Le Mans am vergangenen Sonntag war in vielerlei Hinsicht legendär. Er beendete Ducatis Erfolgslauf von 22 Grand-Prix-Erfolgen in Folge, wurde zum ersten Heimsieger in der Königsklasse beim Frankreich-GP seit Pierre Monneret 1954 und durfte diesen Erfolg auch noch vor der Wochenendrekordkulisse von 311.797 Fans feiern.
Besonders beeindruckend war aber die Art und Weise, wie Zarco zum Erfolg fuhr. Bei wechselnden Bedingungen kämpfte er sich von Rang 18 nach den ersten Rennmetern nach vorne und gewann schlussendlich mit fast 20 Sekunden Vorsprung. Ein Husarenritt, wie ihn die MotoGP nicht oft, aber doch immer mal wieder erlebt. Wir haben für euch die wildesten Siegesfahrten in der Vergangenheit gesammelt.
Dani Pedrosa - Valencia 2012

Feuchte, aber trocknende Strecke sorgte vor dem Saisonfinale 2012 in Valencia für eine komplizierte Reifenwahl. Einige Fahrer wie Jorge Lorenzo entschieden sich für Slicks, der Großteil für Regenreifen. Polesitter Dani Pedrosa entschied sich erst nach der Aufwärmrunde dafür, mit Trockenreifen ins Rennen zu gehen. Er musste dementsprechend aus der Boxengasse starten und dem Feld hinterherjagen. Das gelang ihm in sensationeller Manier. Am Ende von Runde eins nur auf Platz 20 gelegen, pflügte er nach vorne und war nach sechs Runden schon Zweiter, gerade einmal 2,5 Sekunden hinter dem mit Slicks von Platz zwei losgefahrenen Jorge Lorenzo. Pedrosa hatte zu diesem Zeitpunkt trotz seiner vielen Überholmanöver - nur zwei Fahrer waren gestürzt, 16 hatte er auf der Strecke hinter sich gelassen - bereits wieder mehr als sieben Sekunden gegenüber Lorenzo aufgeholt. Als der in Runde 14 stürzte, war der Weg frei für Pedrosa, der schlussendlich mit 38 Sekunden Vorsprung gewann. Sensationell auch der Mann auf Platz zwei: Yamaha-Tesfahrer Katsuyuki Nakasuga, der den verletzten Ben Spies ersetzte.
Jack Miller - Assen 2016

Der 26. Juni war bereits vor dem Start des MotoGP-Rennens ein historischer Tag. Erstmals wurde die Dutch TT nicht wie gewohnt an einem Samstag, sondern wie alle anderen Grands Prix am Sonntag ausgetragen. Jack Miller sorgte schließlich dafür, dass es nicht nur kalendarisch, sondern auch sportlich historisch wurde. Das Rennen begann für alle Fahrer mit Regenreifen auf trocknender Strecke, doch bald zog der nächste heftige Regenschauer über die Strecke und sorgte nach 16 von 25 Runden für eine Unterbrechung. Miller, nur von Platz 18 gestartet, war zu diesem Zeitpunkt bereits Achter. Als das Rennen nach einer halben Stunde wieder fortgesetzt wurde, schlug Millers große Stunde. Vor ihm kamen viele große Stars wie Valentino Rossi, Dani Pedrosa oder Andrea Dovizioso auf der immer noch extrem nassen Strecke zu Sturz. Nach nur drei Runden überholte Miller dann auch noch Marc Marquez und fuhr den Sieg souverän nach Hause. Es war der erste für ihn und sein damaliges Marc-VDS-Honda-Team in der MotoGP. Gleichzeitig war es der erste Erfolg eines Privatfahrers seit Toni Elias 2006 in Estoril.
Cal Crutchlow - Brünn 2016

Nur drei Rennen nach Jack Millers Sieg in Assen stand auch seinen Busenkumpel Cal Crutchlow erstmals ganz oben auf einem MotoGP-Podium. Auch er brillierte dabei bei schwierigsten Bedingungen: Das Rennen in Brünn begann auf nasser Strecke, die aber im Laufe des Rennens abtrocknete. Als nach rund zwei Dritteln der Renndistanz Slicks bereits die bessere Variante gewesen wären, war es zu spät für einen Reifenwechsel. Das mussten Stars wie Jorge Lorenzo sehen, die nach Boxenstopps außerhalb der Punkte landeten. Die verbliebenen Spitzenfahrer malträtierten unterdessen ihre Regenreifen und mussten zusehen, wie ihre Pace völlig einbrach. Nicht so bei Cal Crutchlow: Der hatte nämlich als einziger Fahrer anstatt der Soft-Regenreifen die härtere Mischung gewählt. Damit hatte er zwar zu Rennbeginn Probleme, auf Touren zu kommen, bei trocknender Strecke waren sie aber deutlich langlebiger. So fiel Crutchlow von Startplatz 10 zunächst auf Rang 15 zurück, pflügte dann aber durch das Feld und gewann vor Valentino Rossi sowie Marc Marquez. Auch dieser Sieg war in vielerlei Hinsicht legendär: Nicht nur für Crutchlow, sondern auch für das LCR-Team war es der erste Erfolg in der MotoGP. Crutchlow wurde gleichzeitig zum ersten britischen Sieger in der Königsklasse seit Barry Sheene im schwedischen Anderstorp 1981.
Marc Marquez - Brünn 2017

Ein Jahr später, wieder Brünn und wieder sorgt Regen vor dem Rennen für Chaos. Erneut steht das gesamte Feld auf Regenreifen in der Startaufstellung, doch bald blitzt die Sonne heraus und beginnt die Strecke zu trocknen. Marc Marquez geht volles Risiko und wechselt nach nur zwei Runden als erster Fahrer auf Slicks. Der Asphalt ist teilweise noch extrem nass, doch Marc Marquez prügelt seine Honda um den Kurs und liegt vier Runden später, nachdem auch alle seine Rivalen an die Boxengassse gekommen waren, plötzlich fast zwölf Sekunden in Front. Er kontrolliert den Ritt auf Messers Schneide mit Slicks bei feuchter Strecke auch in der Folge perfekt und fährt bis zu 23 Sekunden Vorsprung auf die Konkurrenz heraus - eine taktische und fahrerische Meisterleistung.
Brad Binder - Spielberg 2021

Im Österreich-Grand-Prix 2021 deutete lange Zeit nicht viel auf einen erfolgreichen Sonntag für Brad Binder hin. Nach 21 von 28 Rennrunden lag er sechs Sekunden hinter Leader Francesco Bagnaia nur auf dem sechsten Rang. Doch dann kam der große Regen. Innerhalb weniger Minuten wurde die Strecke regelrecht geflutet, die Fahrer zitterten mit Slicks um den Kurs und eine Spitzengruppe mit Bagnaia, Marc Marquez, Fabio Quartararo, Jorge Martin, Joan Mir und eben Binder schob sich auf wenige Zehntelsekunden zusammen. Die ersten Fünf bogen schließlich drei Runden vor Ende zum Reifenwechsel in die Box ab, nur Binder blieb auf der Strecke. Auf Slicks war der Red-Bull-Ring zu diesem Zeitpunkt eigentlich kaum mehr zu bewältigen, Binder kam mehrfach von der Strecke ab und wäre beinahe gestürzt. Irgendwie schaffte er es aber, seine KTM ins Ziel zu schleppen und gewann für KTM sensationell das Heimrennen, 13 Sekunden vor dem an die Box gekommenen Bagnaia.
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