Die Schlagzeilen schrieb zu Saisonbeginn erstmal ein Anderer: Ai Ogura war in Thailand und Argentinien der Vorzeige-Rookie der MotoGP-Saison 2025, stürmte in seinem ersten Grand Prix etwa sensationell auf Platz vier. Spätestens seit dem Amerika-GP in Austin wendete sich das Blatt jedoch: Fermin Aldeguer, der zweite hochveranlagte Aufsteiger aus der Moto2, kämpfte sich mehr und mehr ins Rampenlicht und sicherte sich am Samstag im Sprint von Le Mans nun sein erstes MotoGP-Podium, das sich bereits seit Wochen abgezeichnet hatte.
"Ich bin so glücklich, das ist ein unglaublich schöner Moment für mich", strahlte der 20-Jährige aus El Palmar im Interview mit 'MotoGP.com' völlig zurecht. Er kommentierte: "Der Speed war die letzten Rennen schon da, aber ich habe immer ein paar Fehler gemacht. Ich habe noch mehr Erfahrung gebraucht, aber heute war jetzt unser Tag. Das erste Mal auf dem Podium zu stehen, und dann auch noch mit meinem Idol [Marc Marquez, Anm.] und meinem Teamkollegen [Alex Marquez, Anm.] zusammen, das bedeutet mir sehr viel."

Fermin Aldeguer mit steiler MotoGP-Lernkurve seit Austin
Mit den Plätzen 13, 13, 19, 16 und 11 war Aldeguer noch ziemlich bescheiden in seine erste MotoGP-Saison gestartet. Im chaotischen Amerika-GP klickte es dann jedoch, einzig ein unnötiger Sturz kurz vor Schluss verhinderte das erste Top-Fünf-Ergebnis. Sich von diesem Patzer allerdings nicht aus der Spur werfen lassend, belohnte sich der Gresini-Youngster in Katar mit den Plätzen vier und fünf für die aufsteigende Formkurve und auch im Jerez-Sprint sprang mit P5 wieder ein Topresultat heraus. Ein solches hätte dann wohl auch der Spanien-GP hervorgebracht, wäre Aldeguer nicht auf Platz vier liegend gestürzt.
Auch von diesem Rückschlag ließ er sich jedoch nicht aus der Bahn bringen. "Ich habe Marc, Alex und Fabio [Quartararo] nach ihren Duellen eingeholt und mir dann gesagt: 'Heute musst du das Podium holen!' Ich wusste, dass ich Vorteile in der Bremszone hatte und dass mein Motorrad im ersten und zweiten Sektor auch besser funktionierte als das von Quartararo", beschreibt die Startnummer 54 den Sprintverlauf. Ein beherztes wie unterhaltsames Duell mit dem Franzosen brachte ihm drei Runden vor Schluss schließlich den dritten Platz, den er dann überraschend cool und souverän nach Hause brachte.

Aus Moto2-Fehlern gelernt: Gereifter Fermin Aldeguer angriffslustig
In der vergangenen Moto2-Saison war Aldeguer das nämlich nur selten gelungen. Als klarer Titelfavorit in das Kalenderjahr gegangen, stolperte der damalige Speed-Up-Pilot oftmals über die eigenen Füße, stürze einmal etwa auf Siegkurs in der Longlap-Penalty. Doch offenbar hat Aldeguer daraus die richtigen Schlüsse gezogen: "Niemand setzt mich unter Druck, weder das Team noch Ducati. Ich selbst bin der einzige, der Druck auf mich aufbaut. Ich weiß jetzt aber, wie ich das viel besser kontrollieren kann als in der Moto2. Ich weiß, dass ich momentan viel gewinnen kann und kaum etwas zu verlieren habe."
Das enttäuschende Abschiedsjahr in der mittleren WM-Klasse hinter sich gelassen, scheint das 20-jährige Toptalent aus Spanien nun mehr und mehr aufzublühen. "Morgen will ich eigentlich noch mehr, aber ich muss ruhig bleiben. Mit einem weiteren Podium bin ich zufrieden", strotzt er nur so vor Selbstvertrauen - und bekommt auch von Teammanager Michele Masini das verdiente Lob. "Das ist erst das sechste Rennwochenende und er steht als Rookie auf dem Podium, das ist sehr beeindruckend", prahlte der Italiener am 'ServusTV'-Mikrofon.
Kurioser Crash mit Marc Marquez: Aldeguer stürzt auf Inlap
Gänzlich reibungslos ging der Sprintsamstag für Aldeguer übrigens nicht über die Bühne. Während in der Gresini-Box bereits ausgiebig gefeiert wurde, lag der 20-Jährige kurz nach Zieldurchfahrt nämlich plötzlich auf dem Hosenboden. Aldeguer war während den Feierlichkeiten auf der Inlap ins Heck von Sprintsieger Marquez gekracht und daraufhin zu Sturz gekommen. Glücklicherweise aber kein heftiger Aufprall, sondern eher ein kleines Malheur. Im Bewegtbild könnt ihr euch den Vorfall hier ansehen.

"Sie sagen immer, dass derjenige Schuld ist, der hinten fährt", kommentierte Marc Marquez scherzhaft und klärte im Anschluss auf: "Ich wusste nicht, wo das Podium sein würde und dachte, dass uns der Mann von der IRTA vielleicht irgendwo zu den Tribünen lotsen wollte. Auf der Service Road habe ich dann aber gemerkt, dass das nicht der Fall war. Ich wollte wenden, habe hart gebremst und nicht erwartet, dass er so nah hinter mir war. Eine lustige Geschichte!" Kein Drama also, dem stimmte auch Aldeguer zu. "Das ist schon witzig. Bei meinem ersten Podium in der Moto2 bin ich im Parc ferme gestürzt, jetzt das hier", lachte er. "Es war schön, gemeinsam feiern zu können. Ich glaube, dass in dem Moment einfach niemand damit gerechnet hat."
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