1. Warum gab es schon Ärger vor dem Start?
Mit Nico Hülkenberg, Gabriel Bortoleto, Yuki Tsunoda und Alexander Albon wurden gleich vier Fahrer für ein Vergehen vor dem Rennstart verwarnt. Alle vier hatten in China ihre Probestarts nicht am richtigen Ort absolviert. Rennleiter Rui Marques hatte am Samstagabend noch eine Änderung in seinen Event-spezifischen Anweisungen aufgenommen. Vor dem Rennen durften die Probestarts in den Sichtungsrunden nur noch hinter der weißen Linie der Boxenausfahrt erfolgen.
Die vier Piloten hatten sich nicht an die neue Vorgabe gehalten. "Einerseits ist es schwierig zu managen", erklärte Sauber-Urgestein Beat Zehnder, der in China sein letztes Rennen am Kommandostand absolvierte. "Bei jedem Anfahren steigt die Kupplungstemperatur an." In der Boxengasse kommt es oftmals zum Stau vor den Probestarts. Außerdem ärgert sich Zehnder: "Ich denke, die FIA sollte eine Box aufzeichnen, dann wissen die Fahrer Bescheid. Wir waren nicht die einzigen."
Warum aber kam das Quartett mit Verwarnungen davon? Lewis Hamilton wurde in Sotschi 2020 mit Zeitstrafen belegt. "Es war anders, weil Lewis damals einen halben Kilometer weiter vorne war", erklärt Zehnder. Der damalige Mercedes-Pilot hatte dadurch einen sportlichen Vorteil, weil er die Probestarts auf Asphalt statt auf Beton durchführte.
2. Was ging bei Lando Norris kaputt?
Der China-GP war kein Straßenfeger - vor allem nicht an der Spitze. Aber am Ende wurde es für Lando Norris noch eng. Statt Jagd auf Teamkollege Oscar Piastri zu machen, musste er sich nach hinten gegen George Russell verteidigen. Ein Problem an seiner Bremse führte dazu, dass er in den letzten Runden nur noch sanft verzögern durfte. Die Ingenieure sahen das Problem schon 20 Runden vor Rennende auf den Daten, richtig dramatisch wurde es aber erst in den letzten 10 Runden.
Norris beklagte ein immer länger werdendes Bremspedal. Hätte der WM-Leader nicht Tempo rausgenommen, wäre es zum totalen Bremsversagen gekommen. "Das ist mein größter Albtraum", sagte Norris nach dem Rennen. Was genau am MCL39 mit der Startnummer 4 kaputtging, wollte Teamchef Andrea Stella nicht preisgeben, sprach lediglich vage von einem Leck.
3. Wieso schied Fernando Alonso früh aus?
Lando Norris war nicht der einzige Pilot, der mit Bremsproblemen zu kämpfen hatte. Fernando Alonso musste seinen Aston Martin bereits nach vier Runden in der Boxengasse abstellen. "Wir haben schon Mitte der ersten Runde gesehen, dass die Temperaturen im Verkehr stark nach oben gingen", verriet Mike Krack. Als die Bremsen wenig später sogar Feuer fingen, musste der Spanier aufgeben.
4. Wofür wurde Jack Doohan bestraft?
Jack Doohan überrascht in der Formel-1-Saison 2025 viele mit seinem Speed. Doch die Leistungen des Australiers haben auch eine andere Seite. Beim Saisonstart in Melbourne crashte er, im Sprint zum China-GP kassierte er bereits eine Strafe für die Kollision mit Gabriel Bortoleto. Im Grand Prix bekam er erneut 10 Sekunden von den Stewards aufgebrummt. Wieder hatte er sich in der Haarnadel verbremst. Im Zweikampf mit Isack Hadjar schickte er den Franzosen neben die Strecke. Die Stewards sahen die Schuld klar bei Doohan. Die Strafe wurde auf seine Rennzeit gerechnet und warf ihn hinter Liam Lawson zurück, änderte aber nichts an der nicht vorhandenen Punktausbeute. Nach den Aktionen am Samstag und Sonntag steht er bereits bei vier Strafpunkten.

5. Warum wurden beide Ferrari disqualifziert?
Charles Leclerc verlor nachträglich Platz fünf, weil sein Ferrari untergewichtig war. Sein Bolide wurde zwar zunächst mit 800,0 Kilogramm und nach Austausch des kaputten Frontflügels mit 800,5 Kilogramm gemessen, doch nach Entnahme der Benzinprobe von 2,0 Liter waren es nur noch 799,0 Kilogramm. 800 Kilogramm müssen Fahrer und Auto mindestens auf die Waage bringen. Grund für das Untergewicht war die Einstopp-Strategie, die man nicht einkalkuliert hatte. Dadurch verloren die Reifen so viel Gummi, dass das Auto untergewichtig war.
Der Reifenverschleiß in China ist hoch. Allein der linke Vorderreifen hatte bei einem Team im Sprint 1,2 Kilogramm verloren. Neben Leclerc ereilte das Schicksal auch Pierre Gasly. Auch der Alpine-Pilote wurde disqualifiziert. In der vergangenen Saison verlor George Russell genau aus demselben Grund den Sieg beim Belgien-GP.
Lewis Hamilton kam zweimal zum Reifenwechsel - wurde aber trotzdem disqualifiziert. Bei ihm hatte sich der Unterboden zu stark verschlissen. Das Reglement erlaubt maximal 1,0 Millimeter Abnutzung an den Messstellen. Bei Hamilton wurden bis zu 1,5 Millimeter gemessen. Ferrari gab an, sich beim Setup verschätzt zu haben. Eine geringere Bodenfreiheit nutzt den Unterboden stärker ab, bringt aber mehr Abtrieb.
6. Warum verschätzten sich alle Teams bei der Strategie?
Pirelli rechnete wie alle Teams mit einer Zweistopp-Strategie. Nur Lewis Hamilton, Liam Lawson und die beiden Racing Bulls kamen planmäßig zweimal zum Reifenwechsel, der Rest fuhr mit einem Stopp durch. Aber wie konnten sich alle so irren? Niemand hatte bis zum Rennen den harten Reifen ausprobiert, um sich die zwei Sätze aufzusparen. Der Medium hatte auch im GP starkes Graining, der Hard hingegen hielt sich viel besser als erwartet. Der Hard entsprach in China dem C2, der von Pirelli über den Winter am stärksten verändert wurde.
7. Wie fielen die Racing Bulls aus den Punkten?
Die Racing Bulls waren die große Überraschung in China. Yuki Tsunoda punktete im Sprint, Isack Hadjar qualifzierte sich auf Rang sieben für den GP. Beide starteten aus den Top-10 und fuhren ein gutes Rennen. Dann aber entschied man sich, den geplanten zweiten Stopp einzulegen und fiel weit zurück. Dazu kam ein bislang ungeklärter Defekt am Frontflügel von Tsunoda und ein eine kleine Berührung zwischen Hadjar und Doohan (siehe Doohan-Strafe).
8. Was ging bei Sauber schief?
In Melbourne sorgte Nico Hülkenberg mit Platz sieben noch für große Freude und auch in China sah es mit Startplatz zwölf besser aus, als man bei Sauber vor der Saison erwartet hatte. Doch nach Runde eins fanden sich beide Sauber-Lenker auf den letzten Plätzen. Hülkenberg hatte am Ausgang der Schneckenkurve Übersteuern und kam dabei leicht von der Strecke ab. Bei dem Ritt über den Kerb und ins Kiesbett ruinierte er sich den Unterboden und damit das RennenGabriel Bortoleto drehte sich bei der Anfahrt auf Kurve sechs in der verwirbelten Luft von Oliver Bearman. Für beide war das Rennen damit schon nach Runde eins gelaufen. Bortoleto musste zudem während des Rennens Benzin sparen.

9. Wieso war Haas auf einmal so schnell?
Haas war in Melbourne noch die große Enttäuschung und fuhr chancenlos hinter. Beim China GP holten Esteban Ocon und Oliver Bearman 14 Punkte. Ocon profitierte besonders von den Disqualifikationen der Ferrari-Piloten und rückte von Platz sieben auf fünf auf. Aber ohne eine deutliche Verbesserung der Pace wäre auch Platz sieben utopisch gewesen. Was ist in der Woche zwischen Melbourne und Shanghai passiert?
Teamchef Ayao Komatsu sprach zu Beginn des Wochenendes noch von fundamentalen Problemen am Auto, die in Melbourne offensichtlich wurden. Der neu verlegte, extrem ebene Asphalt in Shanghai half Haas. Das allein reichte nicht. Im Sprint hatte Ocon noch große Probleme. "Wir haben danach das ganze Auto auf links gedreht", erklärte der Franzose. "90 Prozent des Ergebnisses kommen davon." Besonders beeindruckend: Bearman fuhr die alternative Strategie und begann auf Hard. Obwohl er schon in Runde 26 auf Medium wechselte, hielt er ohne weiteren Stopp mit guter Pace bis zum Rennende durch.
10. Warum war Antonelli so langsam?
Während George Russell im zweiten Rennen zum zweiten Mal aufs Podium fuhr, kam Mercedes-Teamkollege Andrea Kimi Antonelli im Rennen überhaupt nicht in Fahrt. Vor der Disqualifikation der beiden Ferrari lag er nur auf Rang acht, wo er ein unauffälliges Rennen fuhr. Schon in der Startphase handelte sich der Rookie eine starke Beschädigung am Unterboden ein. Bei Mercedes glaubt man, dass die Frontflügelendplatte von Charles Leclerc den Schaden verursacht hat. "Danach hatte ich vor allem mit dem Heck zu kämpfen, damit hatte ich nicht gerechnet. Das hat meine Pace definitiv gebremst", so Antonelli.
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