Liam Lawson bestritt in China erst sein zweites Formel-1-Rennen für Red Bull. Doch es könnte schon sein letztes gewesen sein. Nach einer schwachen Performance beim Auftaktrennen in Australien mit einem Q1-Aus und einem Unfall im Rennen, lief es in China nicht besser.
Sowohl im Sprint-Qualifying am Freitag als auch im Qualifying am Samstag wurde er Letzter, während Teamkollege Max Verstappen sich im Kampf um die Pole Position befand. Im Sprint und im Rennen zeigte er aus einer aussichtsarmen Ausgangslage keine Aufholjagd. Den Grand Prix beendete Lawson auf P12.
Christian Horner zu möglichem Lawson-Aus: Werden uns die Daten ansehen
Die Vorstellungen von Lawson waren so schwach, dass schon jetzt bei Red Bull darüber nachgedacht wird, den Nachfolger von Sergio Perez zu den Racing Bulls zu degradieren und das bereits für das nächste Rennen der Formel 1 in Japan. Teamchef Christian Horner und Berater Dr. Helmut Marko machten in Shanghai keinen Hehl daraus, dass die unmittelbare Zukunft des Neuseeländers Teil von Diskussionen in den nächsten Wochen ist.
Marko ließ bereits nach dem Qualifying am Samstag durchklingen, dass eine unmittelbare Veränderung im Raum stehen könne. Christian Horner versuchte nach dem Rennen am Sonntag den Ball flach zu halten, aber auch er gab zu, dass man den Verbleib von Lawson evaluiert: "Wir haben zwei Rennen hinter uns. Wir haben nun eine Datengrundlage von zwei und haben einige Informationen, die wir uns ansehen werden."
"Wir werden mit Liam zusammenarbeiten und das Beste für ihn tun, was wir können", so Horner weiter. Das Beste muss im Falle des bereits jetzt angezählten Fahrers nicht unbedingt ein Verbleib beim Topteam sein. Max Verstappen meinte aufgrund der Fahreigenschaften des Red Bulls, dass Lawson vermutlich im Racing Bull schneller wäre als im RB21.

Formel-1-Rennen in China wird zur Testsession für Liam Lawson
Das Rennen in China wurde bereits zu einer Art Test-Session für Lawson umfunktioniert, nachdem er im Qualifying nur auf P20 fuhr. Das Setup am Red Bull wurde signifikant umgebaut, mit dem Ziel den extrem schwer fahrbaren RB21 besser auf die Bedürfnisse des Neuzugangs abzustimmen und ihm damit mehr Vertrauen zu geben.
"Wir wissen, dass Liam ein fähiger Fahrer ist. Wir sehen das nur aus irgendeinem Grund nicht", rätselte Horner über die Misere des einstigen Red-Bull-Juniors, der erst im Endspurt der letzten Saison als Nachfolger von Daniel Ricciardo erstmals ein Stammcockpit in der Formel 1 erhalten hatte. Lawson wurde in der Winterpause der Vorzug bei der Fahrerwahl beim Spitzenteam gegenüber Yuki Tsunoda gegeben, unter anderem da man ihn als mental stärker einschätzte.
Lawson: Wenn ich nicht performe, werde ich nicht lange hier sein
Doch der missglückte Start bei Red Bull ist auch für Lawson mental "extrem hart", wie er nach China selbst sagte. Der 23-Jährige ist sich bewusst, dass seine Leistungen bei Red Bull immer evaluiert werden. "Ich bin nicht dumm. Ich weiß, dass ich hier bin, um zu performen und wenn ich das nicht tue, dann werde ich nicht lange hier sein", so Lawson.
Es deutet alles darauf hin, dass Tsunoda im Falle eines Red-Bull-Rauswurfs von Lawson dessen Cockpit übernehmen wird. Der Japaner war im Winter bereits kurz davor, den Posten zu erhalten, und lieferte an den ersten beiden Wochenenden der Formel-1-Saison gute Leistungen ab, wie Marko und Horner anerkennend erwähnten.

"Yuki ist ein sehr erfahrener Fahrer und erledigt jetzt einen guten Job, auch wenn er bisher im Rennverlauf jeweils Pech hatte", sagte Horner. "Yuki ist auch einen sehr guten Test für uns gefahren. Wie auch Isack Hadjar", lobte der Brite auch den zweiten Racing-Bulls-Piloten. "Wir haben also nützliche Datensätze."
Dass Hadjar nach nur zwei Rennwochenende und einer tatsächlichen Grand-Prix-Teilnahme in der Formel 1 den Posten erhält, erscheint trotz der häufig risikoreichen Fahrerwahl bei Red Bull als sehr unwahrscheinlich, auch wenn er ebenfalls zahlreiche Lobeshymnen der Verantwortlichen erhalten hatte, vor allem nach dem starken Qualifying-Auftritt in Shanghai. Das Experiment mit Lawson zeigt welche Gefahren es birgt, einen Rookie in den Red Bull zu setzen.
Fährt Yuki Tsunoda ab Suzuka den Red Bull? Das sagt der Japaner
Tsunoda stellte schon im Vorjahr mehrmals Ansprüche, dass er die richtige Wahl für Red Bull sei. In Shanghai sagte er, dass er sich "in guter Form" befinde und, dass sich das Auto bei seinem bislang einzigen Red-Bull-Test in Abu Dhabi gut angefühlt habe. Er betonte aber: "In Abu Dhabi bin ich nicht mit Max gefahren. Ich weiß also nicht, wie der Pace-Unterschied zwischen ihm und mir ist."
Red Bull befindet sich in einem Rennen gegen die Zeit, denn mit jedem schlechten Wochenende verliert man in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft der Formel 1, die für die Ausschüttung der millionenschweren Preisgelder am Ende der Saison ausschlaggebend ist, wertvolle Punkte.
"Man muss zwei Autos haben, die punkten. Das hat uns schon letztes Jahr in der Konstrukteurs-Meisterschaft schwer geschadet", so Horner, "aber auch für die Fahrer-Meisterschaft muss man ein zweites Auto im Spiel haben. Deshalb ist es für das Team von entscheidender Bedeutung, dass wir beide Fahrer so nah wie möglich an der Spitze haben."
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