Eine Woche nachdem das Rennen in Imola aufgrund der Flutkatastrophe in der Emilia-Romanga abgesagt werden musste, findet nun in Monaco der Auftakt der Europa-Saison der Formel 1 statt. Der Klassiker im Fürstentum ist das langsamste und engste Rennen des Jahres, für Spannung ist allein durch die ständige Nähe der Leitplanken gesorgt. Die besondere Situation der Absage in Imola bringt aber noch ein neues Element hinein. Die Brennpunkte.

Brennpunkt 1: Red-Bull-Verfolger mit der großen Chance?

Red Bull ist bis jetzt das Maß der Dinge der Formel-1-Saison 2023. Der RB19 ist vor allem im Rennen deutlich überlegen und glänzt dabei mit gutem Reifenverschleiß, aerodynamischer Effizienz und gewaltigem DRS-Effekt. Doch dies sind alles Dinge, die man in Monaco nicht braucht. Hier sind Abtrieb und ein gutes Qualifying gefragt und daher dürfen sich die Red-Bull-Jäger vielleicht etwas Hoffnung machen. Auch Red-Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko sieht seine Fahrer nicht als klare Favoriten an. Der Österreicher rechnet mit Ferrari und Fernando Alonso im Aston Martin.

Tatsächlich zeigt auch unsere Datenanalyse bei MSM, dass diese beiden Teams in langsameren Kurven bisher sehr schnell waren. Lokalmatador Charles Leclerc im Ferrari gelang es bisher als einzigem Fahrer, Red Bull die Pole-Position streitig zu machen. Dies gelang ihm auf dem Stadtkurs in Baku sogar zweimal für Sprint und Rennen. Da in Monaco bekanntermaßen im Rennen quasi nicht überholt werden kann, stehen die Chancen Leclercs deutlich besser als in Aserbaidschan. Allerdings war der Monegasse beim Heimspiel bisher glücklos unterwegs. Auch Fernando Alonso scharrt mit den Hufen auf seinen ersten Sieg seit zehn Jahren. Der Topspeed- und DRS-Nachteil seines AMR23 fällt in Monaco nicht ins Gewicht.

Brennpunkt 2: Das Mercedes-Update kommt zum ungünstigen Zeitpunkt

Eigentlich wollte Mercedes mit dem ersten großen Update und dem Debüt einer neuen Entwicklungsrichtung in Imola aufwarten, doch daraus wurde bekanntermaßen nichts. Nun gehen die 'Schwarzfpeile' das Risiko ein, dieses Paket in Monaco an den W14 zu schrauben. Der Leitplankentunnel im Fürstentum ist immer für einen Unfall und damit die Beschädigung der wichtigen neuen Teile gut. Dazu handelt es sich auch in Sachen Set-Up um einen klaren Sonderfall, nirgendwo sonst wird mit so viel Bodenfreiheit gefahren. Ob Mercedes in der Lage sein wird, sein neues Paket zu verstehen und ob es das Wochenende über heil bleibt, steht noch in den Sternen. Eine Woche später folgt mit Barcelona die klassische Teststrecke der Formel 1, dort dürfte es dann ein wesentlich klareres Bild geben. Ob andere Teams wie Alfa Romeo oder AlphaTauri mit den geplanten Imola-Updates ebenfalls den Mercedes-Weg gehen, ist noch unbekannt. Spätestens in Spanien wird es aber eine Menge neuer Teile an den Autos zu sehen geben.

Brennpunkt 3: Gelingt Verstappen die Revanche gegen Perez?

Im Vorjahr dominierte Max Verstappen die Formel-1-Saison mit 15 Saisonsiegen nach Belieben, doch ausgerechnet den Triumph beim prestigeträchtigsten aller Rennen musste er Teamkollege Sergio Perez überlassen. Später im Jahr kam auf, dass der Weltmeister seinem Teamkollegen einen Unfall im Q3 als Absicht auslegte, um ihn an der Pole-Position zu hindern. Der Mexikaner ist ein wahrer Stadtkurs-Spezialist, gewann in diesem Jahr bereits in Jeddah und Baku. Zuletzt musste 'Checo' aber auch eine empfindliche Niederlage in Miami einstecken, als er von Pole-Position aus nicht gegen den von P9 startenden niederländischen Teamkollegen gewinnen konnte. Perez wird in Monaco also ebenfalls Wiedergutmachung betreiben wollen. Im Gegensatz zu den bisherigen Rennen könnten diesmal aber auch andere in den Zweikampf der beiden WM-Rivalen eingreifen.

Brennpunkt 4: Unfälle, Safety-Cars und Rote Flaggen. Kommt das Monaco-Chaos?

Vielleicht können alle Überlegungen zu Qualifying und Stadtkurs-Spezialisten auch über den Haufen geworfen werden. In Monaco lauert in jeder Kurve ein Einschlag. So mancher Pilot verpasste schon das Qualifying aufgrund eines Crashs im dritten Training. Auch im Rennen können Unfälle und daraus resultierende Safety-Cars die Strategien ordentlich durcheinanderwürfeln. Im Falle einer roten Flagge könnte es sogar noch extremer sein: Piloten, die noch nicht an der Box waren, hätten dann auf einmal den Jackpot gezogen, da sie die zwei vorgeschriebenen Reifenmischungen ohne Stopp benutzen könnten. Es wäre nicht das erste Mal, dass es im Fürstentum zum Chaos kommt.