Die Imola-Absage sorgt in der Formel 1 auf Technik-Seite für außergewöhnliche Umstände. Seit Bahrain wurde nicht mehr auf einer konventionellen Rennstrecke gefahren. Dazwischen: Stadtkurse, temporäre Rennstrecken, Strecken mit neuem Asphalt. Und auch das sechste Rennen in Monaco wird am nächsten Wochenende sich nahtlos in diese Kategorie einreihen.

Wenn die Formel 1 in zwei Wochen dann in Spanien schließlich mit der ersten klassischen Rundstrecke in Europa beginnt, werden drei Monate seit Bahrain vergangen sein. Aber viele Teams, angefangen bei Mercedes und Ferrari, müssen dringend Upgrades bringen. Die für Imola geplant waren und nun immer weiter zurückrutschen.

Monaco erhöht Upgrade-Druck für die Formel 1

Der Formel-1-Kalender 2023 macht das klassische Upgrade-Verfahren sehr schwer. Das Problem ist, dass ein Team mit neuen Teilen möglichst einen geruhsamen Freitag mit viel Trainings-Zeit will. Dabei müssen Daten abgeglichen werden. Bevor ein Upgrade eingesetzt wird, durchläuft es nämlich eine lange Entwicklungsschleife in der Fabrik mit Simulationen und Aero-Tests.

Mangels Testfahrten müssen die Teams dann innerhalb von zwei Trainings an einem Freitag feststellen, ob ihre Simulationen und Daten sich mit der Realität decken. Ideal dafür sind bekannte Rennstrecken. Je mehr vorhandene Daten desto besser. Temporäre Rennstrecken verändern sich schnell. Unabhängig vom permanenten hohen Risiko einer Unterbrechung auf Stadtkursen - im schlimmsten Fall vom eigenen Fahrer ausgelöst.

Auch die Qualität der Simulations-Programme spielt eine Rolle. Im Hinterfeld, selbst bei Teams wie Alpine oder McLaren, sind diese Programme schon älter, die Ergebnisse damit weniger genau. Daher ist es für diese Teams essenziell, am Freitag in den Trainings die neuen Teile auf Herz und Nieren zu prüfen. Vor allem falsche Hoffnungen sind gefährlich. Sie könnten ein Team dazu bringen, zu lange an einer Entwicklungsrichtung festzuhalten, auf der Basis, dass die Daten in Monaco noch passten.

Ein weiteres Problem ist, dass die Teams, besonders jene mit wenig Simulator-Kapazität, viel Fahrzeit und Daten brauchen, um zu verstehen, wie sie ihr Setup an die neuen Teile anpassen müssen. Alpine zeigte in Baku das Albtraum-Szenario vor: Fehlt Trainingszeit, muss man beim Setup mehr raten als wissentlich umbauen, weil man die neuen Teile (noch) nicht versteht. Rät man falsch, ist das ganze Wochenende beim Teufel, und in Barcelona muss man die Teile so oder so erneut die Teile evaluieren.

Mercedes plant Imola-Upgrade in Monaco

Mercedes lässt sich von den Monaco-Gefahren nicht abschrecken und lässt am Donnerstag kurz nach der Imola-Absage durchblicken, dass ihr eigentlich hier geplantes großes Upgrade schon in der nächsten Woche am Auto zu sehen sein wird. Seit Bahrain hatte das Team auf einen signifikanten Umbau in Imola zugearbeitet, der eine neue Seitenkasten-Verkleidung, einen neuen Unterboden und eine neue Aufhängung beinhaltet.

Bei einem so großen Upgrade spielt auch die Logistik eine Rolle. Bei Mercedes ist der Plan klar: Beide Fahrer sollen die neuen Teile erhalten. Irgendwann stellt sich dann die Frage nach den bereits angelieferten Teilen. Wie viel von welcher Spezifikation war bereits auf dem Weg nach Imola? Ist es überhaupt logistisch machbar, in sieben Tagen in Monaco wieder das alte Auto hinzustellen und ausreichend Ersatzteile dafür vor Ort zu haben?

Andere Teams wollten kleinere, aber ebenfalls signifikante Upgrades in Imola bringen. Ein neuer Unterboden stand bei AlphaTauri an, neue Flügel bei Alfa Romeo. Ihre Pläne sind noch unbekannt. Ferraris eigentlich bereits von Barcelona auf Imola vorgezogenen Upgrades dürften hingegen voraussichtlich nun doch erst in Spanien ans Auto kommen.

Formel 1 & Pirelli verlieren Test für neue Reifen-Regel

Zusätzlich zu den Teams wurde auch Reifenlieferant Pirelli von der Imola-Absage auf dem falschen Fuß erwischt. Eigentlich hatte die Formel 1 an diesem Wochenende erstmals die "Alternative Reifen-Zuteilung" im Qualifying testen wollen. Hier wäre in Q1 nur Hard, in Q2 nur Medium und in Q3 nur Soft erlaubt.

Bislang war der Plan für 2023 gewesen, in Imola und Ungarn diese Idee zweimal auszuprobieren. Das Reglement würde es jedenfalls erlauben, Imola durch ein anderes Rennen zu ersetzen. Pirelli hat inzwischen bestätigt, dass es Gespräche mit Formel 1 und FIA gibt, um einen neuen Termin zu finden.

Formel 1 Grand Prix in Imola abgesagt! Gibt es Ersatz?: (04:32 Min.)

Formel 1 Kalender 2023: Termine und Strecken

  • 23. - 25. Februar: Testfahrten in Bahrain
  • 05. März: Großer Preis von Bahrain (Sakhir)
  • 19. März: Großer Preis von Saudi Arabien (Jeddah)
  • 02. April: Großer Preis von Australien (Melbourne)
  • 30. April: Großer Preis von Aserbaidschan (Baku)
  • 07. Mai: Großer Preis von Miami
  • Auf unbestimmten Termin verschoben: Großer Preis der Emilia Romagna (Imola)
  • 28. Mai: Großer Preis von Monaco
  • 04. Juni: Großer Preis von Spanien (Barcelona)
  • 18. Juni: Großer Preis von Kanada (Montreal)
  • 02. Juli: Großer Preis von Österreich (Spielberg)
  • 09. Juli: Großer Preis von Großbritannien (Silverstone)
  • 23. Juli: Großer Preis von Ungarn (Budapest)
  • 30. Juli: Großer Preis von Belgien (Spa)
  • 27. August: Großer Preis der Niederlande (Zandvoort)
  • 03. September: Großer Preis von Italien (Monza)
  • 17. September: Großer Preis von Singapur
  • 24. September: Großer Preis von Japan (Suzuka)
  • 08. Oktober: Großer Preis von Katar
  • 22. Oktober: Großer Preis von USA (Austin)
  • 29. Oktober: Großer Preis von Mexiko (Mexiko Stadt)
  • 05. November: Großer Preis von Brasilien (Sao Paulo)
  • 19. November: Großer Preis von Las Vegas
  • 26. November: Großer Preis von Abu Dhabi