96 Punkte, ein Podium und kein einziger Sieg. Der Start in die Formel-1-Saison 2023 lief für Mercedes alles andere als zufriedenstellend. Im Gegenteil: Im Vergleich zum Vorjahr sammelte das Teamzwar ein Zählerchen mehr, der reine Performance-Unterschied zum Klassenprimus (derzeit Red Bull) scheint jedoch größer denn je. Zu wenig Grip und unberechenbares Fahrverhalten? Das will Mercedes mit einem für Imola geplanten Update ändern - und so den Grundstein für eine Rückkehr an die Spitze legen.

Wolff: Müssen Erwartungshaltung managen

Die schlechte Nachricht für alle Mercedes-Fans: Trotz großer Ankündigung und großer Hoffnung seitens der Piloten wird der W14 durch das Update nicht gleich schneller als der aus Milton Keynes stammende RB19 sein. "Wir müssen unsere Erwartungshaltung managen", betont Mercedes-Teamchef Toto Wolff. "In meinen 15 Jahren in der Formel 1 habe ich nie ein Wundermittel gesehen, das einem auf einen Schlag fünf Zehntel an Performance schenkt, also bezweifle ich, dass das passieren wird", hält der Österreicher die Erwartungen niedrig.

Neue Komponenten und Updates bedeuten in der Formel 1 zunächst immer eine Lernphase. Die Teams müssen das Auto neu kennen und verstehen lernen, um dann das Maximum an Performance aus dem neuen Paket herauszuholen. Das gilt auch für Mercedes, die ihr Update gleich zu Beginn eines Triple-Headers bestehend aus Imola, Monaco und Barcelona an ihren Boliden bringen. "Was wir tun, ist, dass wir neue Bodywork-Teile (darunter die vielzitierten Seitenkästen, d. Red.), einen neuen Unterboden und eine neue Vorderrad-Aufhängung einführen", erklärt Wolff die Bestandteile des runderneuerten W14. "Und das ist ein sehr, sehr großes Unterfangen, aus dem wir viel lernen werden", weiß der Mercedes-Boss um die Herausforderung. Aber: "In der virtuellen Welt sind es gute Rundenzeiten."

Kann Mercedes Windkanal und Simulator vertrauen?

Bevor Neuerungen an die Strecke kommen, testen die Teams diese zunächst in ihren Simulatoren und Windkanälen, um abzuschätzen, wie das Verhalten des Autos sein wird und inwieweit das neue Paket einen Performance-Gewinn darstellt. Das Risiko: Sollten die im Windkanal und in der virtuellen Welt erfassten Daten von der Realität abweichen, kann das drastische Folgen haben.

Bestes Beispiel ist hier Mercedes selbst: Bei den ersten Wintertests im Vorjahr in Barcelona fuhren die damaligen Silberpfeile noch mit einer B-Variante, um ihre innovative Seitenkasten-Lösung, heute bekannt als Zero-Pods, zu verstecken. Im Windkanal erreichte das Team sowohl beim W13 als auch beim W14 seine gesteckten Ziele.

Beim Bahrain-Test 2022 brachte Mercedes seinen echten, neuen Boliden an die Strecke, ehe das Team eine böse Überraschung erlebte. Der W13 blieb hinter den Erwartungen zurück, hatte massive Porpoising-Probleme und war in der Realität nur selten so schnell, wie sein Windkanal-Abbild. Ein ähnliches Bild (nur ohne das massive Hüpfen auf den Geraden) zeigte sich in diesem Jahr mit dem W14. Das zwang Mercedes zum Umdenken - und resultierte im bald folgenden Update.

Ein ähnliches Szenario in Imola wäre fatal. Kann sich Mercedes also diesmal auf die Erkenntnisse aus Brackley verlassen? "Ich denke, wir wissen, was wir mit dem Auto tun. Wir werden ziemlich schnell sehen, ob die Daten auf der Rennstrecke sich mit denen aus der virtuellen Welt decken", gibt sich Wolff optimistisch. "Wir wissen, was das Update bezüglich der aerodynamischen Performance und hoffentlich auch dem Fahrverhalten bringt, wir erwarten also Verbesserungen", verrät der Mercedes-Boss.

"Für mich ist es fast wie ein Reset zu dem, was vor zwölf Monaten ein guter Ausgangspunkt gewesen wäre. Dann müssen wir versuchen, die Performance des Autos weiter zu verbessern, denn aktuell fehlt uns einfach das Verständnis", gesteht Wolff. "Damit gehen wir zu einer etwas stabileren Plattform, dann werden wir sehen, wie gut die Basis ist und was wir davon ausgehend damit machen können", erklärt der Teamchef. Mit drei aufeinanderfolgenden Rennen hat das Team jedenfalls genug Zeit, um das "neue" Auto zu testen. "Wir haben drei Rennen Zeit, es zu verstehen, die Ergebnisse zu filtern und dann die nächsten Update-Entscheidungen zu treffen."

Formel 1 WM-Stand 2023: Die Fahrer-Tabelle

  • 1.  Max Verstappen (119 Punkte)
  • 2.  Sergio Pérez (105 Punkte)
  • 3.  Fernando Alonso (75 Punkte)
  • 4.  Lewis Hamilton (56 Punkte)
  • 5.  Carlos Sainz Jr. (44 Punkte)
  • 6.  George Russell (40 Punkte)
  • 7.  Charles Leclerc (34 Punkte)
  • 8.  Lance Stroll (27 Punkte)
  • 9.  Lando Norris (10 Punkte)
  • 10.  Pierre Gasly (8 Punkte)
  • 11.  Nico Hülkenberg (6 Punkte)
  • 12.  Esteban Ocon (6 Punkte)
  • 13.  Valtteri Bottas (4 Punkte)
  • 14.  Oscar Piastri (4 Punkte)
  • 15. Guanyu Zhou (2 Punkte)
  • 16.  Yuki Tsunoda (2 Punkte)
  • 17.  Kevin Magnussen (2 Punkte)
  • 18.  Alexander Albon (1 Punkte)
  • 19.  Logan Sargeant (0 Punkte)
  • 20.  Nyck de Vries (0 Punkte)

Formel 1 WM-Stand 2023: Die Team-Tabelle

  • 1. Red Bull (224 Punkte)
  • 2. Aston Martin (102 Punkte)
  • 3. Mercedes (96 Punkte)
  • 4. Ferrari (78 Punkte)
  • 5. McLaren (14 Punkte)
  • 6. Alpine (14 Punkte)
  • 7. Haas (8 Punkte)
  • 8. Alfa Romeo (6 Punkte)
  • 9. AlphaTauri (2 Punkte)
  • 10. Williams (1 Punkte)