Lief es im Qualifying für die Yamaha - besonders in den Händen von Fabio Quartararo - zuletzt noch gut, so geht es in den MotoGP-Rennen nurmehr in eine Richtung: Nach hinten. Aragon, Mugello und Assen sind drei deutlich unterschiedliche Streckentypen, doch holte die M1 immer dieselbe Kombination an Problemen ein. Die Fahrer fühlen sich hilflos.
Yamaha kocht die Reifen - Alex Rins: Du kannst es nicht verhindern!
"Wir haben große Probleme in den Rennen. Das war hier [in Assen] genauso wie in Mugello und Aragon", seufzt Alex Rins. Der Grund für die Einbrüche in Sprint und Grand Prix ist klar: "Wir überhitzen den Hinterreifen in Schräglage und die Elektronik ist nicht in der Lage, dieses Rutschen zu verhindern. Es ist so schwierig, damit als Fahrer fertigzuwerden. Du kannst es nicht verhindern."
Der Ursprung für die Überhitzung ist der mangelnde Grip der M1 in Schräglage. Dieser setzt einen Teufelskreis in Gang. "Sobald du auf die Flanke kommst, ist es sehr schwer Grip zu bekommen. Bei den meisten Bikes, die ich hier gefahren bin, beschleunigst du aus [Gang] 1 und 2 raus und bleibst am Gas. Bei diesem hier drehst du die ganze Zeit durch und versuchst, das zu managen. Sobald du im dritten bist, kocht der Reifen bereits auf der Flanke", berichtet Pramac-Pilot Jack Miller. Und die Folgen der Überhitzung sind nicht nur beim Rausbeschleunigen zu spüren: "Dass die rechte Flanke dann am Kurveneingang einging, war, weil die Reifentemperaturen durch die Decke geschossen sind."
Reifenüberhitzung eindämmen: Yamaha liegt bei MotoGP-Elektronik zurück
Der Australier kommt daher angesichts der laufenden Entwicklung des neuen V4-Motors zu einem ungewöhnlichen Fazit: "Motorleistung ist gar nicht unser Problem, es ist die nutzbare Leistung. Wir müssen das Motorrad innerhalb des Grip-Fensters halten und das ist hart." Auch für Rins ist klar, dass hier der klare Schwachpunkt von Yamaha liegt: "Die Temperaturen kommen von den durchdrehenden Reifen. Es ist nicht so, dass die anderen Hersteller und Fahrer dieses Problem gar nicht haben, aber die können den folgenden Rutscher abfangen."

Kann Yamaha nichts tun, außer mehr Grip zu finden? Millers Teamkollege Miguel Oliveira nennt noch eine weitere Möglichkeit: "Wir liegen zurück bei der Elektronik. Wir sind nicht die besten bei der Leistungsentfaltung und darin, den Wheelie zu verhindern." Wenn Rins vom Verhindern des Rutschens und Miller vom Wheelspin in den niedrigen Gängen spricht, dann geht es natürlich auch um die Art der Leistungsentfaltung. Wäre diese mit Hilfe der Elektronik besser zu dosieren, so könnte die Überhitzung verringert werden. "Man sollte niemals unterschätzen, wie viel im elektronischen Setup liegt. Es macht einen gewaltigen Unterschied", erinnert Oliveira.
Nächstes Problem: Yamaha macht nicht nur die Reifen fertig

Solange für das Problem keine Lösung gefunden wird, erzeugt es ein weiteres. "Wenn du versuchst, die Linie oder Richtung zu wechseln, dann hat das Bike Probleme damit klarzukommen", beschreibt es Miller. Noch eindrücklicher wird Rins: "Sobald der Reifen unfahrbar wird, hast du als Fahrer nicht mehr genug Kraft, um den Richtungswechsel zu vollziehen. Das Bike wird zum Wohnwagen, richtig schwer." Die M1 macht also neben dem Hinterreifen auch noch ihre Fahrer körperlich fertig. Das dies für Pace und Fehlerquote nicht gerade förderlich ist, erklärt sich von selbst. Die Yamaha-Ingenieure müssen dringend Lösungen finden, sonst können nur kühle Bedingungen helfen. In den kommenden Sommerrennen sind diese aber kaum zu erwarten.
Aufgrund der Probleme bei Yamaha wurden zuletzt sogar von den offiziellen MotoGP-Kanälen Gerüchte um einen möglichen Abschied von Fabio Quartararo geschürt. Yamaha-Boss Paolo Pavesio hatte darauf eine klare Antwort:
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