Nach einem vielversprechenden Winter scheint Yamaha nach den ersten Rennen der MotoGP-Saison 2025 wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Während Rivale Honda ein großer Fortschritt gelang, hält das einzige Motorrad mit Reihenmotor nun - wenn auch nur knapp - die rote Laterne der Konstrukteurswertung. Die Entwicklungsmaschinerie läuft aber auf Hochtouren.
Sepang-Test blendet, aber Yamaha macht Fortschritte
"Die Testfahrten liefen recht gut für uns. Alle neuen Teile, die wir mitbrachten, nehmen wir nun her. Sie funktionieren und brachten eine Verbesserung im direkten Vergleich. In Sepang lief es vielleicht sogar etwas zu gut, das hat eine große Erwartungshaltung erzeugt", berichtet Yamahas technischer Direktor Max Bartolini im Interview auf MotoGP.com. Auch wenn die Punkteausbeute bisher etwas enttäuscht, so verheißt der Blick auf den Zeitenmonitor auch Gutes: "Wir haben uns im Vergleich zum letzten Jahr verbessert. Im Qualifying waren wir immer im Q2. Die Lücke zur Spitze ist geringer."

Die herausragenden Zeiten des Tests in Sepang waren aber Träumerei. "Sepang war ein falscher Test. Die Strecke war voller Gummi, der Grip war fantastisch", wusste es Fabio Quartararo einzuordnen. Die M1 hat genau dann ihre größten Probleme, wenn der Grip der Strecke fehlt. "Unser Ziel ist es, ein vorhersagbareres und besser fahrbares Motorrad zu haben, wenn der Grip niedrig ist. Dafür haben wir mehrere Schritte im Verlauf der Saison geplant", hält daher Bartolini fest. Wunderdinge will er aber nicht versprechen: "Ich hoffe, dass wir etwas Großes finden, aber realistischer ist es, eine Menge kleiner Fortschritte zu erwarten."
Test des V4-Motors mit MotoGP-Stammfahrern 'so bald wie möglich'
Ein großes Thema in Sachen Entwicklung gibt es trotz der kleinen Schritte. Als letzter Hersteller entwickelt nun auch Yamaha einen V4-Motor als möglichen Nachfolger des Reihenzylinders. "Wir haben die Tests mit dem V4-Motor begonnen. Wann er von den offiziellen Fahrern getestet wird, hängt von der Entwicklung ab. Sobald das Motorrad bereit ist, passiert das so schnell wie möglich", berichtet der Italiener. Zuletzt war Testfahrer Augusto Fernandez erstmals mit dem V4 ausgerückt. Mehr dazu in unserem neuesten Video:
Für die Unterbringung des neuen Aggregats musste auch das Motorrad selbst neu konstruiert werden. Diese Kombination steht dann vor ihrer Bewährungsprobe: "Motor und Bike benötigen noch Zeit, denn wir sind in der frühen Phase der Entwicklung. Wir hatten noch nicht die Möglichkeit, die Performance richtig zu vergleichen. Aber wir wollen diesen Vergleich so bald wie möglich anstellen und dann werden wir beim schnelleren der beiden Motorräder verbleiben. Es wird den V4-Motor geben, wenn der V4 und das dazugehörige Motorrad schneller sind als das aktuelle Bike." Der Verbleib des Reihenmotors bleibt also weiterhin absolut möglich.
Wann die Stammpiloten erstmals in den Genuss eines V4 kommen, lässt sich noch nicht genau sagen. Im Testprogramm plant Yamaha aber fleißig. "Wir fahren nicht jede Woche, aber sehr oft. Mindestens zweimal im Monat. Wir gehen nach Valencia, Misano und Jerez. Wir versuchen auch, nach Barcelona zu gehen, um möglichst viele Strecken und Szenarien abzudecken", zählt Bartolini auf. Misano bietet meist hervorragenden Grip, Barcelona hingegen sehr schlechten. Yamaha will sich nicht von nur einer Rennstrecke blenden lassen, um im Weg zurück an die Spitze voranzuschreiten.
Zweites Team bringt klarere Richtung: Wie sehr Pramac Yamaha hilft
Dabei haben sie seit Saisonbeginn eine wichtige Unterstützung: Das neue Kundenteam von Pramac. "Ein Satelliten-Team zu haben, ist eine gute Verbesserung für uns. Wir haben nun andere Fahrer, mit denen wir die Daten vergleichen können. Außerdem können wir die Meinungen zu Bauteilen und zum Fahrstil austauschen. Wo sind die anderen besser? Und so weiter", erklärt der Technik-Direktor.

Jack Miller und Miguel Oliveira (derzeit leider wieder einmal vom Verletzungspech verfolgt) sollen helfen, für Klarheit im Technikbüro zu sorgen. "Wenn du einen Test mit vier Fahrern fährst und drei davon mögen etwas und einer nicht, dann hast du wenigstens eine Richtung. Es macht es einfacher. Wenn du nur zwei Fahrer hast und einer mag etwas, der andere aber nicht, dann weißt du nicht, wo du hinsollst", ist Bartolini erleichtert.
Letztlich braucht Yamaha aber noch vor allen eines: Geduld. "Wir sollten von der Saisonmitte an in der Lage sein, ein bisschen näher dran zu sein. Wir brauchen Zeit, um diese Lücke [zu Ducati, Anm. d. Red.] zu schließen, denn sie ist immer noch zu groß." Deswegen gibt es auch keine Zielvorgaben in Sachen Ergebnisse. "Das Wichtigste ist einfach, weiter aufzuholen und die Lücke zu schließen."
Die nächste Herausforderung für Quartararo & Co. stellt aber erstmal der Spanien GP in Jerez dar. Hier gibt es alle Informationen, wie ihr den Klassiker verfolgen könnt:
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