Die MotoGP erlebte 2024 eine 'Silly-Season' wie nie zuvor, lediglich zehn der 22 Motorräder behielten ihren vormaligen Besitzer. Dabei immer im Zentrum: Der Dreikampf um den zweiten Platz im Ducati-Werksteam zwischen Marc Marquez, Jorge Martin und Enea Bastianini. War die Entscheidung eigentlich schon zu Gunsten des späteren Weltmeisters Martin gefallen, wendete sich das Rennen rund um den Italien-GP in Mugello jedoch. Marquez bekam den Zuschlag dank eines strategischen Meisterstücks. Er lehnte den Platz bei Pramac ab, drohte mit seinem Wechsel zur Konkurrenz und brachte die Ducati-Führungsebene dadurch zum Umdenken - so zumindest die bisherige Theorie.

Denn in den Tagen vor dem Spanien-Grand-Prix in Jerez (25. - 27. April) hat Francesco Bagnaia im Gespräch mit dem britischen TV-Partner der MotoGP 'TNT Sports' eine interessante Alternativgeschichte ausgeplaudert. Der zweimalige MotoGP-Weltmeister, der sich im Vorjahr Jorge Martin um zehn Punkte geschlagen geben musste, glaubt, dass sich Ducati primär aufgrund seiner folgenschweren Patzer für Marquez entschied.

Bagnaia gegen Kritiker: Haben Angst vor Bedeutungslosigkeit! (07:59 Min.)

Francesco Bagnaia sicher: Ducati holte Marquez wegen mir!

"Ich glaube, dass Ducati diese Situation im Team bewusst kreiieren wollte. Denn letztes Jahr haben sie die Weltmeisterschaft wegen meiner Fehler verloren", überraschte Bagnaia und begründete seine Theorie: "Wir hatten das schnellste Motorrad von allen. Wenn du aber 18 Rennen [Elf Grands Prix und sieben Sprints, Anm.] gewinnst und am Ende nicht Weltmeister wirst, dann ist das, weil etwas schief gelaufen ist. Ich bin derjenige, der für die Niederlage verantwortlich ist, weil ich immer bereit war, erfolgreich zu sein, es aber nicht zu Ende bekommen habe, weil ich gestürzt bin oder andere Probleme bekommen habe, während ich geführt habe."

Tatsächlich brachte es Bagnaia 2024 in direkten Duell auf deutlich mehr GP-Siege als WM-Rivale Martin (elf zu drei), machte in Summe aber auch deutlich mehr Fehler. Während der spätere Weltmeister 'nur' fünfmal daneben griff, leistete sich Bagnaia gleich zehn schwache Rennen, darunter unnötige Stürze oder Kollisionen in Barcelona, Silverstone, Aragon, Misano oder Sepang. Im Saisonendspurt genügte Martin dadurch eine Serie von zweiten Plätzen, um seinen ersten MotoGP-Titelgewinn unter Dach und Fach zu bringen. Erstmals in der MotoGP-Ära ging der Titel damit an einen Fahrer aus einem Kundenteam und nicht an das Werksteam.

Eine Tatsache, die Ducati wohl nicht nochmal erleben will, auch wenn man sich 2024 Martin gegenüber stets fair verhalten und dem Spanier bis zum Schluss alle Möglichkeiten offengehalten hatte. Anders kann sich Bagnaia die Verpflichtung von MotoGP-Superstar Marc Marquez jedenfalls nicht erklären. "Es wird noch Zeit brauchen, bis ich das akzeptiert habe, aber das ist zu 100 Prozent meine Schuld, [dass Marquez jetzt in Rot fährt, Anm.]", meint der Italiener. "Ich versuche, dass aktuell zu verarbeiten."

Bagnaia glaubt kaum noch an MotoGP-Titel 2025: Wird schwierig!

Im heißersehnten Duell der beiden erfolgreichsten MotoGP-Piloten des letzten Jahrzehnts hatte Bagnaia bislang keine Chance gegen Marquez. Während die Startnummer 93 alle Poles, alle Sprintsiege und drei der vier möglichen GP-Erfolge holte, triumphierte Bagnaia einzig im Amerika-GP - und auch das nur dank eines Fehlers von Marquez. Im direkten Duell rechnet er sich deshalb schon jetzt kaum noch Chancen aus. "Nach 2025 wird wichtig werden, wieder im Titelkampf mitzumischen. Natürlich wäre das großartig, wenn ich es dieses Jahr schon schaffe, aber das erachte ich als schwierig", gesteht er.

Vor dem Spanien-GP liegt Bagnaia in der Fahrer-WM bereits 26 Punkte hinter Teamkollege Marquez, der bereits vollkommen im Ducati-Werksteam integriert scheint. Ein großer Faktor dafür ist Teamchef Gigi Dall'Igna, auf den Marquez kürzlich eine Lobeshymne sang. Alles dazu erfahrt ihr hier: