Der Monaco Grand Prix hat eine besondere Verbindung zur Formel 1. Seit 83 Jahren fahren die schnellsten Fahrer der Welt einmal im Jahr durch die engen Gassen Monte Carlos. Durch seinen besonderen Stellenwert kam das Fürstentum in der Vergangenheit in den Genuss einiger Sonderrechte, welche anderen "herkömmlichen" Rennstrecken nicht vergönnt waren. In den letzten Jahren mussten einiger dieser Privilegien jedoch abgegeben werden, was sich ab der Saison 2023 auch auf die TV-Übertragung auswirkt.

Formel 1 übernimmt Übertragung: Endlich besseres Niveau?

Als bisher einzig verbliebener Austragungsort wurde das Rennen in Monaco noch vom Lokalsender Tele Monte Carlo an die komplette Welt übertragen. Für den restlichen Rennkalender übernimmt das mittlerweile die Formel 1 selbst. Ab der Saison 2023 wird die F1 auch im Fürstentum die Kontrolle über die TV-Übertragung übernehmen, einschließlich des World Feed. Im Rahmen des 2022 abgeschlossenen Deals zur Verlängerung der Zusammenarbeit mit dem Automobile Club of Monaco (ACM) konnte die Formel 1 ihren Wunsch durchsetzen, die TV-Produktion selbst durchzuführen.

Der Zweikampf zwischen Sebastian Vettel und Pierre Gasly wurde zum Ärger der Fans während der Übertragung nicht gezeigt, Foto: Reuters/ Gonzalo Fuentes
Der Zweikampf zwischen Sebastian Vettel und Pierre Gasly wurde zum Ärger der Fans während der Übertragung nicht gezeigt, Foto: Reuters/ Gonzalo Fuentes

In den 1990er Jahren produzierten noch lokale Fernsehsender die Grand-Prix-Veranstaltungen. So produzierten beispielsweise die frei empfangbaren Sender ITV, RTL und Rai die britischen, deutschen bzw. italienischen Rennen, wobei die lokalen Moderatoren oft den Schwerpunkt auf die heimischen Fahrer legten. Das änderte sich, als das Formel-1-Management den lokalen Sendern die Kontrolle abnahm, damit die Fans das ganze Jahr über einen einheitlichen Übertragungsstandard erhielten. Vor Monaco war das letzte verbliebene Rennen, das noch unter lokaler Kontrolle stand, der Große Preis von Japan im Jahr 2011, der damals von Fuji Television produziert wurde.

In den letzten Jahren haben die Fans die von Tele Monte Carlo produzierte Übertragung des Grand Prix kritisiert. Oftmals wurden die aufgrund der besonderen Strecke wenigen aufregenden Rennszenen nicht eingefangen oder irrelevante Momente gezeigt. Ein bemerkenswerter Vorfall ereignete sich während des Rennens 2021, als eine Wiederholung von Lance Stroll im Schwimmbadkomplex einen Zweikampf zwischen Sebastian Vettel und Pierre Gasly auf der Strecke von Beau Rivage nach Massenet unterbrach. Die Zwischeneinblendung wurde aus den falschen Gründen zur Internetsensation und fasste das mangelhafte Produktionsniveau ziemlich gut zusammen.

Geiz im Fürstentum: Niedrige Austragungsgebühr für Monaco

Ein weiteres Sonderrecht, das der Monaco Grand Prix über die letzten Jahre genießen durfte, war die verhältnismäßig geringe Austragungsgebühr, die der ACM für die Austragung des Rennens an die Formel 1 entrichten musste. Diese soll zwischen 12 und 15 Millionen Euro betragen haben - weit weniger als einige aufsehenerregende Deals wie in Saudi-Arabien und Katar, die mehr als dreimal so viel kosten. Die "geringe" Gebühr wurde in der Vergangenheit damit gerechtfertigt, dass Monaco als Kronjuwel der Formel-1-Saison einen so hohen Stellenwert für Sponsoren und Partner hat, dass die Formel 1 eher auf Monaco angewiesen ist als umgekehrt.

Yachten und High Society. In Monaco mangelt es nicht am Geld, Foto: LAT Images
Yachten und High Society. In Monaco mangelt es nicht am Geld, Foto: LAT Images

Doch seit dem Boom der höchsten Motorsportklasse hat sich das Blatt gewendet. Die Verhandlungsposition der Formel 1 hat sich durch neue, große Rennevents verbessert, wodurch sie nicht mehr in dem Ausmaß auf Monaco als Sponsoren-Schaufenster angewiesen ist. Diese Rolle übernehmen zunehmend weitere Glamour- und VIP-Events wie Miami oder bald Las Vegas. Das hat der AMC bei den Verhandlungen zur Vertragsverlängerung des Monaco Grand Prix im Jahr 2022 auch zu spüren bekommen. Nach langen Verhandlungen und der zwischenzeitlichen Gefahr den Monaco Grand Prix komplett zu verlieren, konnten sich beide Parteien schlussendlich einigen. Ein höheres Antrittsgeld soll vereinbart worden sein.

Eigene Streckenwerbung: Kollisionen von Partnern

Die Formel 1 übernimmt bei den meisten Austragungsorten die Kontrolle über die Werbung und welche Partner an der Strecke und im TV gezeigt werden - außer in Monaco. Passend zur Exklusivität der Strecke, behielt sich Monaco vor, die Vergabe von Werbeflächen und die Präsentation von Partnern selbst zu übernehmen. Dieses Exklusivrecht sorgte bereits in der Vergangenheit für Kollisionen der Formel-1-Partner mit jenen des AMC. 2022 wurde TAG Heuer als offizieller Partner des Monaco Grand Prix stark beworben und an der Strecke gut sichtbar präsentiert, obwohl Konkurrent Rolex zeitgleich globaler Partner und offizieller Zeitmesser der Formel 1 war.

Durch die Sonderrechte von Monaco kommt es immer wieder zu Kollisionen der Sponsoren, Foto: Steven Tee/LAT Photographic
Durch die Sonderrechte von Monaco kommt es immer wieder zu Kollisionen der Sponsoren, Foto: Steven Tee/LAT Photographic

Monaco GP: Donnerstags-Training? Seit 2022 Geschichte!

Bis zur Saison 2022 zog sich das Formel-1-Wochenende über vier und nicht wie bei anderen Strecken drei Tage. Seit 1950 legte die Formel nach den ersten beiden Trainingseinheiten am Donnerstag am Freitag einen Ruhetag ein. Traditionell fand der Große Preis von Monaco am Wochenende nach Christi Himmelfahrt statt.In Kombination mit dem gesetzlichen Feiertag am Donnerstag entschieden sich die Veranstalter deshalb dazu, das Training auf den Donnerstag zu legen. Einer der Gründe dafür: Damit wurde der Verkehr am Werktag, also dem Freitag, nicht so stark beeinflusst, gleichzeitig wurden die Zuschauerzahlen am Donnerstag, also dem Feiertag, erhöht, da die Leute nicht arbeiten mussten. Dieses Format wurde vor der Saison 2022 geändert, damals um die Teams logistisch zu entlasten, da Monaco ein back-to-back-Rennen war. Die Änderung bleibt auch in der Saison 2023 weiter bestehen.

Die Strecke ist durch ihre einzigartige Charakteristik eine Besonderheit an sich. Der Monaco Grand Prix hat mit zwar 78 Runden die meisten im Rennkalender, kann aber mit einer Streckenlänge von 260.286 km nicht die eigentlich vorgeschriebene minimale Renndistanz von 305 km aufweisen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit im Rennen beträgt rund 150 km/h und ist damit über 100 km/h langsamer als Monza.