Die Formel-1-Saison 2023 steuert der Sommerpause entgegen. An der Spitze scheint die Weltmeisterschaft sowohl auf Konstrukteurs- als auch auf Fahrerseite zwar bereits entscheiden, dafür lohnt sich ein Blick auf die Teams unmittelbar dahinter umso mehr. Ferrari, Mercedes, Aston Martin und seit neuestem McLaren sind die Rennställe, die sich um die von Red Bull und Max Verstappen übrig gelassenen Punkte-Krümel streiten - und das in ständig wechselnder Reihenfolge.

Daran wird sich in den kommenden Rennen wohl nichts ändern, denn die besagten Teams befinden sich mitten in ihren jeweiligen Update-Zyklen, welche sich noch über weite Teile der laufenden Saison erstrecken werden. Da sich das Reglement für die nächste Saison nur geringfügig ändern soll, bedeutet eine ambitionierte Update-Strategie in der aktuellen Saison keine zwangsläufige Beeinträchtigung für die Formel-1-Saison 2024. Doch welches Team könnte das Update-Wettrüsten hinter Red Bull gewinnen und was ist bereits über die nächsten Updates bekannt?

Mercedes: Das Problem mit der 'Diva 2.0'

Mit dem Konzeptwechsel in Monaco wollte Mercedes die 'Diva' aus der vergangenen Saison loswerden. Zu inkonstant war die Leistung des W13, gleichzeitig fuhren die ehemaligen Serienweltmeister Red Bull und den eigenen Erwartungen deutlich hinterher. In dieser Saison konnte Mercedes die Performance des Autos nach einem erneuten Fehlstart zwar mit einem größeren Update-Paket in Monaco zwischenzeitlich verbessern, für den Kampf um die Spitze reichte die Leistungssteigerung allerdings weiterhin nicht aus. Auch ein neuer Frontflügel in Silverstone konnte die Lücke nicht verkleinern - eher im Gegenteil. McLaren schob sich mit einem großen, dreiteiligen Update an Mercedes vorbei und avancierte beim Großbritannien GP zur zweitstärksten Kraft. "Das war beeindruckend und ermutigt uns, dass auch wir uns weiter steigern können", schöpft Teamchef Toto Wolff Mut aus der erstarkten Konkurrenz aus Woking. "Wir freuen uns auf diese Herausforderung und werden zu gegebener Zeit unsere eigenen Schritte einleiten."

Wann das nächste Update am W14 zu erwarten ist, lässt Wolff vorerst offen. "Wir haben gerade mal die Hälfte der Saison hinter uns, und es stecken noch viel Entwicklungsmöglichkeiten in dem Auto", fügt James Allison hinzu. Der Rückkehrer in die Position des Technischen Direktors sieht den Update-Zyklus der Teams als entscheidender an als die unterschiedlichen Charakteristiken der zurückliegenden Strecken von Monaco und Barcelona über Montreal bis zu Spielberg und Silverstone: "In den nächsten Rennen wird es zu einem Auf und Ab zwischen den Positionen in einem sehr engen Feld kommen, da Upgrades für eine gewisse Zeit den Unterschied ausmachen, bis ein oder zwei Rennen später ein anderes Team mit einem anderen Upgrade aus der Reihe tanzt und die Dinge wieder ausgleicht. Wo sich das alles im letzten Viertel bzw. Drittel der Saison einpendeln wird, werden wir sehen."

Aston Martin: Nach Ernüchterung wieder der Aufstieg?

Mit einem umfangreichen Update in Montreal wollte Aston Martin näher an den Klassenprimus Red Bull herankommen. Dies schien zunächst auch zu funktionieren, doch schwache Leistungen in Spielberg und Silverstone sorgten für Ernüchterung in der grünen Garage. In den letzten vier Rennen zeigte die Formkurve, mit Ausnahme von Kanada, stark nach unten - sogar Williams schien in Person von Alex Albon zuletzt schneller zu sein. Ein neuer Frontflügel und überarbeitete Bremsbelüftungen ließen beim Grand Prix in Silverstone ihren Effekt vermissen.

In Silverstone musste Aston Martin erneut nach hinten schauen, Foto: LAT Images
In Silverstone musste Aston Martin erneut nach hinten schauen, Foto: LAT Images

Abhilfe soll der Ungarn GP schaffen, denn in der Theorie kommt die Streckencharakteristik des Hungaroring den Stärken des AMR23 entgegen. Weniger Highspeed-Kurven und lange Geraden, dafür mehr mittelschnelle und langsame Kurven sorgen für Optimismus im Aston-Martin-Lager. Hinzu kommt, dass gemäß der hauseigenen Philosophie, kontinuierliche Updates in der Saison bringen zu wollen, in Ungarn, Belgien und nach der Sommerpause auch in Zandvoort neue Teile für den AMR23 geplant sind.

McLaren: Setzt sich der Höhenflug fort?

Seit dem Update in Österreich ist McLaren nicht mehr wiederzuerkennen. Nach katastrophalem Start in die Saison war das Team in Spielberg und Silverstone die zweitstärkste Kraft im Feld. Vor allem in den Highspeed-Kurven, die auf den Strecken in Österreich und Großbritannien zahlreich vorkommen, brillierte der MCL60. Dabei ist der Upgrade-Plan von McLaren noch gar nicht abgeschlossen. Der Ungarn GP wird der dritte und letzte Teil des Update-Paketes sein, das Teamchef Andrea Stella bereits bei der Fahrzeugvorstellung vor der Saison in Aussicht stellte.

Das Rennen auf dem Hungaroring wird dadurch zur ersten Bewährungsprobe für den neuen MCL60, denn des Aston Martins Stärken sind des McLarens Schwächen. Bedeutet: Die neu entdeckte Stärke in den Highspeed-Kurven nützt dem Traditionsteam auf dem Hungaroring wenig. Sollte der gneralüberholte McLaren auch in Ungarn ähnlich erfolgreich sein wie zuletzt, wäre dies ein weiterer Schritt in Richtung eines kompletteren und vor allem konkurrenzfähigeren Pakets für den Rest der Saison.

In Maranello ist man ob der enttäuschenden Performance weiterhin ratlos, Foto: LAT Images
In Maranello ist man ob der enttäuschenden Performance weiterhin ratlos, Foto: LAT Images

Ferrari: Ratlosigkeit bei der Scuderia

Ferrari zeigt sich hingegen in dieser Saison ob der Performance des SF-23 weiterhin ratlos. Vergangene Saison kämpfte die Scuderia vor allem in den ersten Rennen konstant um Siege, nur ein Jahr später sind die Italiener davon weit entfernt. Das altbekannte Problem des Reifenverschleißes hat Ferrari mit dem überraschenden Update in Barcelona in den Griff bekommen, für einen signifikanten Sprung nach vorne hat es bisher allerdings noch nicht gereicht. Ferrari blieb seinem Fahrzeugkonzept weiterhin treu und orientierte sich, anders als zahlreiche andere Teams, nicht am Vorbild des RB18. Einen Konzeptwechsel schloss Teamchef Fred Vasseur bis zuletzt aus. Für ihn ist die Abstimmung des Autos die größere Baustelle bei der Scuderia.

"Ich glaube nicht, dass es nur die Weiterentwicklung ist", sagte Vasseur. "Denn in einer bestimmten Phase der Entwicklung wird man mit dem Upgrade eine Art Asymptote haben, bei der man mit dem Setup ein oder zwei Zehntel gutmachen kann." Er fügte hinzu: "Man kann nicht jede Woche Upgrades für das Auto bringen. Wir werden bald neue Teile haben, aber wenn ich mir das [letzte Rennwochenende, d. Red.] anschaue, denke ich, dass wir unser aktuelles Auto, viel besser hätten nutzen können."

Update-Wettrüsten: Der Talk auch in Video-Form

Wie geht es mit den Updates bei Mercedes, Aston Martin, Ferrari und McLaren weiter? Können sie zu Red Bull Racing aufschließen? Und wenn nicht: Wer gewinnt den Kampf um WM-Rang 2? Marco und Moritz diskutieren in unserem Talk-Video wie gut die Teams ihre Autos bislang weiterentwickelt haben und ob der Update-Zyklus oder die Streckencharakteristiken entscheidender für den Erfolg sein werden. Gleich ansehen und mitdiskutieren:

McLaren schlägt zurück! Wer gewinnt das Formel 1 Upgrade-Rennen (32:39 Min.)