Drittes Rennen der Formel-1-Saison, dritter dominanter Sieg von Red Bull? Max Verstappens bestes Ergebnis im Albert Park war bisher ein dritter Platz 2019. Schafft er seinen ersten Sieg? Oder kommt alles ganz anders? Was machen Fernando Alonso und Ferrari? Motorsport-Magazin.com blickt auf die Brennpunkte vor dem Großen Preis von Australien.

Brennpunkt 1: Red Bull vs. Red Bull

Red Bull dominierte die ersten beiden Saisonrennen und geht auch beim dritten als klarer Favorit ins Rennen. Trotzdem ist nicht alles Gold, was glänzt. Das interne Teamduell spitzt sich zu, jeder Pilot steht bei einem Sieg. Max Verstappen führt die Fahrer-WM mit 44 Punkten hauchdünn mit einem Zähler vor Sergio Perez an.

Für Red Bull lief es in Australien nicht immer nach Wünschen: Nur Sebastian Vettel gewann hier 2011, Foto: Sutton
Für Red Bull lief es in Australien nicht immer nach Wünschen: Nur Sebastian Vettel gewann hier 2011, Foto: Sutton

"Natürlich ist jeder im Team glücklich, aber ich bin persönlich nicht glücklich damit. Ich bin nicht hier, um Zweiter zu werden!", kommentierte Verstappen sichtlich unzufrieden seinen zweiten Platz in Jeddah. Sergio Perez sieht bisweilen 2023 als seine große Chance auf den Traum vom Weltmeistertitel.

Von "Checo ist eine Legende" sind wir mittlerweile weit entfernt. Spätestens seit Brasilien (bzw. Monaco) 2022 beginnt es zwischen Max Verstappen und Sergio Perez zu kriseln. Red Bull betonte teamintern, die Sache geklärt zu haben. Stand zwei Rennen in der neuen Formel-1-Saison scheint es aber nicht viel zu benötigen, bevor die Lage wieder brenzlig wird: Nur den Kampf um den Punkt für die schnellste Rennrunde in Saudi-Arabien. Folgt in Melbourne die nächste Eskalationsstufe des Teamduells?

Brennpunkt 2: Achillesferse Zuverlässigkeit

Der RB19 dominierte bislang die beiden Rennen der neuen Formel-1-Saison. Aber: Red Bull ist nicht unbesiegbar. So gesehen in Jeddah. Zuerst das Technik-Drama im Qualifying bei Max Verstappen aufgrund einer gebrochenen Antriebswelle, dann im Rennen wieder Bedenken wegen auftretender Vibrationen. Verstappen konnte Perez nicht voll attackieren. "Ich habe versucht die Lücke zu schließen, aber dann sind wieder diese Vibrationen im Heck an der Antriebswelle aufgetreten", erklärt der zweifache Weltmeister.

Schon im 1. Freien Training in Bahrain traten überraschend Probleme auf. "Es gab am Freitag ein unerwartetes Problem mit der Zuverlässigkeit des Autos", verriet Adrian Newey beim F1 Nation Podcast. "Von außen sieht es vielleicht reibungslos aus, aber wir müssen eine Menge Arbeit hinter den Kulissen leisten." Design-Genie Newey ist bekannt dafür, der Aerodynamik alles unterzuordnen und gern an die Grenzen zu gehen.

Mangelnde Zuverlässigkeit beendete 2022 Max Verstappens Rennen im Albert Park, Foto: LAT Images
Mangelnde Zuverlässigkeit beendete 2022 Max Verstappens Rennen im Albert Park, Foto: LAT Images

"In Bahrain hatten wir Glück. Hätten wir bis ans Ende pushen müssen, hätten wir es nicht ins Ziel geschafft", meint Perez. "Wenn du um die Weltmeisterschaft kämpfst und besonders, wenn diese scheinbar nur zwischen zwei Autos entschieden wird, dann müssen wir sicherstellen, dass diese beiden Autos zuverlässig sind", fordert Verstappen.

Zuverlässigkeitsprobleme vonseiten Red Bull öffnen nicht nur dem Teamkollegen, sondern auch den Verfolgern Tür und Tor. Nicht nur Fernando Alonso würde diese Gelegenheit sofort beim Schopf ergreifen. "Wir brauchen die Hilfe von Red Bull, um zu gewinnen", weiß der Asturier. Aber: "Irgendwann werden wir es schaffen."

Brennpunkt 3: McLaren im Tal der Tränen

In Bahrain 17. und Ausfall, in Jeddah beide McLaren mit Frontflügel-Schaden und nur auf Platz 15 und 17. Der einstige Konstrukteurs-Dritte von 2020 befindet sich 2023 im freien Fall und ist letzter in der WM. Null Punkte nach zwei Rennen, Probleme mit der Zuverlässigkeit, den MCL60 in die falsche Richtung entwickelt, großes Update erst in Baku. Nun musste auch noch Technik-Chef James Key gehen.

Beim Heimrennen von Neuzugang Oscar Piastri ist der Druck bereits sehr hoch bei McLaren, es muss endlich ein gutes Ergebnis her. Rang Zehn ist inakzeptabel für Zak Brown und Co.: "Das Auto ist sehr gut entwickelbar", macht Teamchef Andrea Stella Hoffnung. Das Hauptproblem fehlender Abtrieb soll durch Updates behebbar sein. Trotzdem: Bei McLaren gibt es nicht nur einen Brennpunkt, hier brennt fast ganz Woking.

Zwei Rennen, keine Punkte: Für McLaren startete die Formel-1-Saison 2023 mit einem Albtraum, Foto: LAT Images
Zwei Rennen, keine Punkte: Für McLaren startete die Formel-1-Saison 2023 mit einem Albtraum, Foto: LAT Images

Brennpunkt 4: Ferrari

Kein Team in der Geschichte der Formel 1 konnte im Albert Park so oft gewinnen wie Ferrari: Neun Siege, darunter Charles Leclercs Grand Slam (Pole, schnellste Runde und Sieg) im Vorjahr. Damals war der F1-75 das schnellste Auto im Feld. Zwölf Monate später wartet die Scuderia noch immer auf das erste Podium der Saison und kämpft statt um die WM mit ihren eigenen Baustellen.

Zu viel Reifenverschleiß, nicht genug Pace, Probleme mit der Zuverlässigkeit. Dazu kämpft Carlos Sainz früh in der Saison mit seiner Form, noch nie konnte er (abgesehen von Leclercs Ausfall in Bahrain) seinen Teamkollegen besiegen. In der Konstrukteurs-WM rutschte Ferrari auf P4 hinter Aston Martin und Mercedes zurück. Nicht die Ansprüche der Scuderia, die zu Jahresbeginn noch Red Bull herausfordern wollte.

Zumindest in ihrer Paradedisziplin im Qualifying ist Ferrari (zumindest mit Charles Leclerc konkurrenzfähig). Hoffnung verspricht auch das Streckenlayout in Australien, die gute Traktion des SF-23 und der eher reifenschonende Asphalt. Zusatz: Das Problem beim Auto ist laut Team nicht die Aerodynamik, sondern das Setup.

2022 in Australien war die Welt für Charles Leclerc und Ferrari noch in Ordnung, Foto: LAT Images
2022 in Australien war die Welt für Charles Leclerc und Ferrari noch in Ordnung, Foto: LAT Images

Brennpunkt 5: Wie bringt sich die FIA diesmal in die Bredouille?

Erst Stunden nach Rennende stand das Endergebnis fest. Leider nicht zum ersten Mal: In Jeddah machte sich die FIA mit ihren Entscheidungen nicht unbedingt Freunde. Fernando Alonso verlor seinen dritten Platz aufgrund einer im Nachhinein ausgesprochenen 10-Sekunden-Strafe, obwohl der Vorfall schon in Runde 18 passierte. Aston Martin holte ihn sich wieder zurück, George Russell brachte den Pokal persönlich in die Aston-Martin-Fabrik nach Silverstone.

Eine schöne Geschichte, aber die Erwartungen an die FIA sind andere. Keine Diskussionen über späte Strafen, oder ob "Berühren" zu "Arbeiten" zählt. Nicht der erste Schnitzer der FIA. Schon 2021 und 2022 sorgten Fehlentscheidungen oder zu spätes Aussprechen der Strafen für Unmut. Beispiele: Abu Dhabi, Schmuck, Unterwäsche, die späte Strafe für Perez' zu weitem Abstand hinter dem Safety Car in Singapur. Australien bietet die Gelegenheit für die FIA, sich mit einem sauberen Wochenende zu rehabilitieren, bevor es in die kleine Frühlingspause geht.

Formel 1 Australien 2023: Der Zeitplan

  • Freitag:
    03:30 Uhr - 04:30 Uhr: 1. Freies Training
    07:00 Uhr - 08:00 Uhr: 2. Freies Training
  • Samstag:
    03:30 Uhr - 04:30 Uhr: 3. Freies Training
    07:00 Uhr - 08:00 Uhr: Qualifying
  • Sonntag:
    07:00 Uhr: Rennen (58 Runden)

Alle Infos zu den TV-Übertragungen der Formel 1 von Sky, ServusTV und Co. gibt es hier im kompletten TV-Zeitplan.