Abgeschlagener Letzter und jetzt plötzlich bestes Team hinter den Titelanwärtern: Der Start in die Formel-1-Saison 2025 war für Haas eine Achterbahnfahrt der Gefühle. In Australien fuhr das US-Team dem ganzen Feld hinterher, Oliver Bearman schrieb mit seinen Abflügen nur Negativschlagzeilen. Eine Woche später schaut die Welt für Haas ganz anders aus. In China kamen Esteban Ocon und Bearman auf den Plätzen sieben und zehn ins Ziel.

"Vor nicht allzu vielen Tagen waren wir die Letzten in Melbourne und es sah schwierig aus", wies Ocon auf den schwierigen Einstand hin. "Es ist eine großartige Kehrtwende des Teams." Zu dem Zeitpunkt waren Charles Leclerc und Lewis Hamilton noch gar nicht disqualifiziert und nicht bekannt, dass die beiden Haas-Fahrer noch zwei Positionen aufrücken.

Als Fünfter und Achter sammeln Ocon und Bearman schließlich 14 WM-Punkte und befördern Haas in der Konstrukteurswertung vom letzten Platz auf P6, nur drei Zähler hinter Williams und Ferrari. Der Punktesegen des US-Teams nimmt historische Ausmaße an. Nur beim Österreich-Grand-Prix 2018 holte Haas durch die Plätze vier und fünf von Romain Grosjean und Kevin Magnussen mehr Punkte (22). Noch einmal 14 Zähler gab es ebenfalls in Österreich 2022.

Haas mit großem Schritt nach China-Sprint

Oliver Bearman in der Besprechung
Die richtige Strategie verhalf Oliver Bearman von P17 in die Punkte, Foto: IMAGO / Sipa USA

Dass am Ende des Wochenendes die zweitbeste Punkteausbeute der Team-Historie unter dem Strich steht, war vor dem Rennen nicht zu erahnen. Im Sprint am Samstag gab Haas erneut keine gute Figur ab. Zwar fuhren Bearman und Ocon nicht am Ende des Feldes, dennoch waren sie auf P15 und P16 weit von den Punkterängen entfernt.

Von den Startplätzen 11 und 17 folgte dann der Angriff nach vorn. "Es ist die beste Reaktion, die ich mir gewünscht habe", lobte Teamchef Ayao Komatsu seine Mannschaft. "Wenn mir vorher jemand gesagt hätte, dass wir einen Punkt holen, wäre ich schon glücklich gewesen."

Auf dem neu asphaltierten Shanghai International Circuit planten alle Teams mit einer Zwei-Stopp-Strategie. Nach seinem ersten Reifenwechsel wurde Bearman von seinem Renningenieur Ronan O'Hare instruiert, mit der Mischung zu Ende zu fahren. "Was?!", fragte Bearman entsprechend irritiert. Im Nachhinein erklärte der Brite: "Ich habe nicht mitbekommen, dass wir auf eine Ein-Stopp-Strategie gewechselt haben."

Die Entscheidung sollte sich als goldrichtig herausstellen. Etwa die Racing Bulls waren das einzige Team, das beide Fahrer zweimal in die Box bat - und damit trotz guter Ausgangsposition im Rennen leer ausging. Allein die Strategie brachte Haas allerdings noch nicht in die Punkte. Mit Änderungen am Setup schraubte das Team die Pace im Renntrimm deutlich nach oben. Ocon konnte so Mercedes-Junior Andrea Kimi Antonelli hinter sich halten.

Haas plötzlich im Mittelfeld-Kampf gegen Williams

Haas-Pilot Esteban Ocon vor Alexander Albon im Williams
Esteban Ocon bringt Haas in der Konstrukteurswertung an Williams heran, Foto: IMAGO / PsnewZ

Der misslungene Saisonauftakt in Australien hinterließ den Eindruck, dass Haas wie schon 2023 erneut um die rote Laterne in der Konstrukteurswertung fahren könnte. Das Rennergebnis in China hat diese Befürchtungen konterkariert. Nur drei Punkte Rückstand sind es in der Team-WM auf Williams, das in Australien mit Carlos Sainz als Stratege überzeugte.

Oliver Bearman machte im Shanghai-Rennen mit neun Plätzen den größten Schritt nach vorn. "Ciao", hatte er nach Überholmanövern gefunkt. "Ich wollte nicht respektlos sein. Ich war einfach nur glücklich und wollte das dem Team zeigen", betonte der 19-Jährige. "Ich bin mir nicht sicher, ob wir diesen Trend beibehalten können, aber er ist definitiv hilfreich."

Zu verdanken hat das Team die gute Ausgangslage in der Konstrukteurswertung insbesondere Ocon und seinen zehn WM-Zählern auf dem fünften Platz. Das letzte Mal landete ein Haas beim Saisonauftakt 2022 in Bahrain in den Top-5. Nach der China-Leistung gilt es, die Performance beim nächsten Rennen in Suzuka zu bestätigen. Esteban Ocon setzt Hoffnungen in die Zukunft: "Hoffentlich war das nur der Anfang."

Für den Paukenschlag nach Rennende sorgte die Disqualifikation von Lewis Hamilton, Charles Leclerc und Pierre Gasly. Schlagzeilen schrieb allerdings auch Red Bull mit Liam Lawson, der erneut enttäuschte. War das China-Rennen bereits Lawsons letzter Red-Bull-Einsatz? Mehr dazu erfahrt ihr von Christian hier im Video:

Ferrari Formel-1-Schock: Hamilton & Leclerc disqualifiziert! (09:58 Min.)