Zwischen Max Verstappen und Sergio Perez bahnen sich eisigere Zeiten an. Die WM 2023 entscheidet sich zwischen den beiden Red-Bull-Piloten. In Saudi-Arabien gab es einen Vorgeschmack. Red Bull kann sich nur selbst schlagen. Nach zwei Rennwochenenden heißt der einzige Fleck auf der sonst so weißen Weste: Schnellste Rennrunde beim Saisonauftakt. In Saudi-Arabien konnte man trotz eines technischen Gebrechens im Qualifying noch die volle Punktausbeute holen. Und trotzdem gab es nach dem Doppelsieg intern noch Ärger.

Grund war die Schnellste Runde, die Verstappen in der letzten Runde des Rennes fuhr und so den Extra-Punkt noch Sergio Perez entriss. Trotz aller Freude über GP-Sieg Nummer fünf, Perez wurmte der verlorene Extra-Punkt.

Am Funk in der Auslaufrunde erfuhr der Mexikaner auf Nachfragen lediglich, dass man den Extra-Punkt in der letzten Runde verloren hatte. "Großartig…", antwortete er ironisch. "Das war nicht unsere Hauptaufgabe, genieße den Sieg", versuchte ihn sein Renningenieur zu beruhigen.

Perez spricht Verstappen direkt an

Im Cooldown-Room vor dem Podium fragte Perez direkt bei Verstappen nach, ob der sich die Schnellste Rennrunde geholt hätte. "Ja, in der letzten Runde", bestätigte der Niederländer. Dem langen Schweigen folgte die nächste Perez-Frage: "Hat man dir nicht gesagt, die Pace zu halten?"

"Doch, hat man, bei 1:33,0. Aber ich habe dann gefragt, was die schnellste Rennrunde war", so Verstappen. Perez war bedient. Aus zwei Gründen. Einerseits, weil die Schnellste Rennrunde über die WM-Führung entschied. Nun liegt Verstappen mit 44 zu 43 vorne. Andererseits, weil er sich vom Team schlecht behandelt fühlte.

"Zwei Runden vor Rennende habe ich danach gefragt. Mir wurde gesagt, ich soll eine bestimmte Pace halten. Sie haben mir gesagt, ich habe die Schnellste Runde und soll die Pace beibehalten", verriet Perez in der Pressekonferenz. "Ich dachte, dass Max das gleiche gesagt wurde. Das müssen wir uns noch einmal ansehen, weil ich sicherlich andere Informationen bekommen habe und deshalb nicht pushen konnte."

Verstappen macht Druck auf Perez

Wie konnte es zum Missverständnis kommen? Als Verstappen in Runde 24 an Fernando Alonso vorbeiging und die Jagd auf den Teamkollegen eröffnete, pushten sich die beiden Red-Bull-Teamkollegen gegenseitig ans Limit. Perez hinterfragte die Entscheidung des Teams zwar, die Positionen nicht einfach einzufrieren, musste aber weiter Gas geben, um den Abstand auf Verstappen konstant zu halten.

Tatsächlich tat sich der Weltmeister schwer, große Schritte in Richtung P1 zu machen. Die Safety-Car-Phase verringerte den Rückstand von knapp 22 Sekunden auf etwa sechs Sekunden, doch viel näher kam Verstappen nie. Nach dem Überholmanöver an Alonso hatte er freie Fahrt. Doch in 13 Runden schmolz der Rückstand auf Perez nur von 5,97 auf 4,36 Sekunden.

Dann spürte der Niederländer auch noch Vibrationen und hörte eigenartige Geräusche an seinem RB19. Red Bull konnte zwar auf den Daten nichts sehen, hielt aber beide Piloten dazu an, bestimmte Rundenzeiten zu fahren. Nachdem sich weder Perez, noch Verstappen wirklich an die Ziel-Zeiten hielten, rechnete Verstappen im Cockpit nach. Sechs Runden vor Rennende erkannte er, dass er Perez nicht mehr einholen würde und gab die Jagd auf.

Verstappen gibt auf: Performance-Vorteil zu klein

Nun konnte auch Perez nachlassen, die Kommunikation am Funk wurde deutlich weniger hektisch. Fünf Runden vor Rennende hielt man Perez wieder dazu an, sich an bestimmte Rundenzeiten zu halten. Dazu wurde ihm der Abstand auf Verstappen und die Rundenzeit des Teamkollegen durchgegeben.

Drei Runden vor Rennende fragte Perez nach der Schnellsten Rennrunde. "Du hast mit 32,1 die Schnellste Runde", lautete die Antwort vom Kommandostand. Die Zeit fuhr der Mexikaner in Runde 38, als das Duell mit Verstappen in vollem Gange war. Perez beließ es dabei und hielt sich an die Zielvorgaben.

Zur gleichen Zeit im Cockpit von Verstappen: Fünf Runden vor Rennende erkundigte er sich nach der Schnellsten Runde. "Das interessiert uns im Moment nicht", lautete die Antwort von Renningenieur Gianpiero Lambiase. "Aber mich interesst es", funkte Verstappen sofort zurück. Lambiase gab die geforderte Information: "32,1."

Verstappen reagierte nicht darauf und hielt sich an die Zielvorgaben. In der letzten Runde holte der Niederländer dann aber zur Attacke aus und fuhr mit 1:31,906 Minuten die schnellste Rennrunde. Perez hingegen ließ das Rennen ruhig ausklingen und fuhr in der letzten Rennrunde 1:33,691 Minuten.

"Beide Fahrer hatten die Info, dass Checo zu diesem Zeitpunkt die Schnellste Runde hatte", so Teamchef Christian Horner. "Max hat gefragt, wo die Zeit lag und es war ziemlich offensichtlich, warum er gefragt hat. Wir wussten, dass Max es versuchen würde." Perez hingegen nicht. Der Mexikaner beließ es bei der Rückfrage drei Runden vor Rennende und verließ sich darauf, dass sich Verstappen an die Ziel-Zeiten hält.

Beinahe hätte übrigens noch Fernando Alonso die schnellste Rennrunde gefahren. Weil er seinen Vorsprung auf George Russell auf über fünf Sekunden anwachsen lassen sollte, musste er in der letzten Runde noch Vollgas geben. Mit 1:32,240 Minuten war er nur eine halbe Zehntel langsamer als Perez und gut zwei Zehntel langsamer als Verstappen.

Strafen-Chaos in der Formel 1! Warum durfte Alonso P3 behalten? (17:56 Min.)

Formel 1 WM-Stand 2023: Die Fahrer-Tabelle

  • 1. Max Verstappen (44 Punkte)
  • 2. Sergio Perez (43 Punkte)
  • 3. Fernando Alonso (30 Punkte)
  • 4. Carlos Sainz (20 Punkte)
  • 5. Lewis Hamilton (20 Punkte)
  • 6. George Russell (18 Punkte)
  • 7. Lance Stroll (8 Punkte)
  • 8. Charles Leclerc (6 Punkte)
  • 9. Valtteri Bottas (4 Punkte)
  • 10. Esteban Ocon (4 Punkte)
  • 11. Pierre Gasly (4 Punkte)
  • 12. Kevin Magnussen (1 Punkt)
  • 13. Alexander Albon (1 Punkt)
  • 14. Yuki Tsunoda (0 Punkte)
  • 15. Nico Hülkenberg (0 Punkte)
  • 16. Logan Sargeant (0 Punkte)
  • 17. Guanyu Zhou (0 Punkte)
  • 18. Nyck de Vries (0 Punkte)
  • 19. Oscar Piastri (0 Punkte)
  • 20. Lando Norris (0 Punkte)

Formel 1 WM-Stand 2023: Die Team-Tabelle

  • 1. Red Bull (87 Punkte)
  • 2. Aston Martin (38 Punkte)
  • 3. Mercedes (38 Punkte)
  • 4. Ferrari (26 Punkte)
  • 5. Alpine (8 Punkte)
  • 6. Alfa Romeo (4 Punkte)
  • 7. Haas (1 Punkt)
  • 8. Williams (1 Punkt)
  • 9. AlphaTauri (0 Punkte)
  • 10. McLaren (0 Punkte)