Fernando Alonso tut sich schwer, in der Formel 1 Teams zu finden, die seinen Ansprüchen genügen. 2023 scheint er den Fluch endlich gebrochen zu haben. Mit Aston Martin eröffnet er die Saison mit zwei Podien in den ersten beiden Rennen. Nach eineinhalb Jahrzehnten Schmerz.
Alonso ist ein schwieriger Partner für Formel-1-Teams. Das haben McLaren, Renault und Ferrari zum Genüge erfahren müssen. Für den Spanier zählt, seitdem er 2005 und 2006 mit Renault zwei WM-Titel eingefahren hat, nämlich nur mehr eines: Gewinnen.
Alles vom zweiten Platz abwärts ist für ihn längst wertlos. Genau deshalb landete er in der Vergangenheit mit dieser Mentalität gerne mit Teams auf dem Kriegsfuß. Und genau deshalb könnte es 2023 funktionieren. Die Alonso-Teamwechsel aufgeschlüsselt.
Alonso und McLaren I: Gefahrenzone Hamilton
- Chancen: Werks-Team auf Top-Niveau
- Risiken: Lewis Hamilton
- Ergebnisse des Vorjahres:
Team-WM: 3 (0 Siege)
Bester Fahrer: Räikkönen (WM-5., 6 Podien)
Warum hat Fernando Alonso nach zwei WM-Titeln 2005 und 2006 Renault verlassen? Was auf den ersten Blick keinen Sinn ergibt, ist eigentlich schnell erklärt. Es herrschten berechtigte Zweifel an der Zukunft des Teams. McLaren-Mercedes war eine sichere Wette auf einen WM-Anwärter.
Aber Alonso hatte die Rechnung ohne Lewis Hamilton gemacht. Der Rookie war nicht nur ein ebenbürtiges Talent. Vor allem war er der Goldjunge von Teamchef Ron Dennis. Alonsos erhoffter Nummer-eins-Status war nicht drin. Mit zwei sturen Top-Fahrern kam Eskalation. Erst auf der Strecke. Dafür ist Fernando Alonso, für den nur der Sieg zählt, nicht zu haben. Also attackierte er abseits der Strecke auch noch seinen Boss Dennis in der politischen Arena. Gemeinsam weitermachen? Nach 2007 unmöglich.
- Ergebnisse mit Alonso: WM-P3 (punktegleich mit Hamilton), 4 Siege
- Ergebnisse nach Alonso: WM-P2, Fahrertitel für Hamilton
Alonso und Renault II: Zweifel berechtigt
- Chancen: Vertraute
- Risiken: Team
- Ergebnisse des Vorjahres:
Team-WM: 3, 1 Podium
Bester Fahrer: Kovalainen (WM-7.)
Warum sollte Fernando Alonso zurückgehen, wenn er einen guten Grund zum Wechsel hatte? Schlichtweg zu wenig Optionen. Die Trennung von McLaren im Schlechten beschränkte Optionen. Toyota? Red Bull? Alonso entschied sich auf die vertraute Umgebung bei Renault.
Die waren tatsächlich auf dem Weg nach hinten, wie schon vor dem Wechsel zu McLaren befürchtet. Alonso gewann nur zwei Rennen, eines dank eines absichtlichen Unfalls des Teamkollegen.
- Beste Ergebnisse mit Alonso: WM-5. 2008, 2 Siege
- Ergebnisse nach Alonso: WM-8. (Kubica, 3 Podien)
Alonso und Ferrari: Keine WM, keine Freundschaft
- Chancen: Ferrari
- Risiken: Management-Umbruch
- Ergebnisse des Vorjahres:
Team-WM: 4, 1 Sieg
Bester Fahrer: WM-6. (Räikkönen)
Warum also Ferrari? Alonso hatte lieber zwei Jahre gewartet, bis ein Platz bei einem Team freiwurde, das als sicheres Investment erschien. Ferrari war seit den Schumacher-Jahren fast immer vorne dabei. Beim Reglements-Wechsel 2009 legten sie zwar einen Rückschritt hin, aber sie erholten sich mit Alonso.
Die ersten vier Jahre waren nicht schlecht, aber noch einmal: Ein Fernando Alonso hat nur mehr ein Ziel. Weltmeister. Zweimal verpasste er das knapp. Der Ferrari wird allerdings nicht besser. Das Team wandelte sich hinter den Kulissen. Die Schumacher-Ära war lange vorbei, die neue Mannschaft nicht mehr auf dem Niveau.
Letzte Hoffnung war 2014. Neue Regeln machten es jedoch zum schlimmsten gemeinsamen Jahr. Damit war Schluss, Alonso wollte weg, und Ferrari war mit seinem öffentlichen Protest im Gegenzug die Lust auf ihn vergangen.
- Beste Ergebnisse mit Alonso: WM-2. 2010 & 2012
- Ergebnisse nach Alonso: WM-3. (Vettel, 3 Siege)
Alonso und McLaren II: Verzweiflungstat
- Chancen: Neues Werksteam
- Risiken: Formtief & Motor
- Ergebnisse des Vorjahres:
Team-WM: 5
Bester Fahrer: WM-8. (Button)
Warum lieber McLaren statt Ferrari? Es erscheint offensichtlich: Alonso hatte einst Ferrari gewählt, weil es wie die sichere Option erschienen war. Das war nicht aufgegangen. Nun wählte er mit McLaren die Risiko-Option. Neuer Werksmotor mit Honda, das könnte groß aufgehen.
Der Schuss ging nach hinten los, weil McLaren bereits in den Jahren davor auf dem absteigenden Ast war. Deshalb war auch schon Lewis Hamilton 2012 abgesprungen. In dem Jahr feierte man auch den letzten Sieg. Das Team kränkte strukturell, das wirkte sich negativ auf die Honda-Ehe aus.
Alonso kämpfte lange dagegen an. Er blieb 2018 noch einmal für einen neuen Versuch mit Renault- statt Honda-Motor beim Team. Das offenbarte erst, wie schlecht es wirklich um das Team stand. Der neue Motorsport-Chef Zak Brown sprengte die alte Struktur daraufhin. Alonso hatte kein Interesse, beim Neuaufbau jahrelang ohne Aussicht auf Siege mitzufahren.
- Beste Ergebnisse mit Alonso: WM-10. 2016, 54 Punkte
- Ergebnisse 2019 nach Alonso: WM-6. (Sainz, 1 Podium)
Alonso und Alpine (Renault III): Falsche Versprechungen?
- Chancen: Neue Investitionen & Regeln
- Risiken: Personelle Unsicherheit & Stagnation
- Ergebnisse des Vorjahres:
Team-WM: 5, 2 Podien
Bester Fahrer: WM-5. (Ricciardo)
Warum Alonso nach zwei Jahren Pause ausgerechnet von Alpine, ehemals Renault, wieder zurückverführt wurde? Eine Rechnung war noch mit der Formel 1 offen. Seit 2013 kein Sieg. Der Renault-Konzern positionierte das Team gerade neu, und 2022 standen neue Regeln an. Die beste Chance auf Erfolg.
Personell kehrte bei Alpine aber keine Ruhe ein. Obendrauf hob das Junior-Team mit Oscar Piastri einen neuen Star aus den Nachwuchsklassen, der als wahrscheinlicher Siegfahrer gesehen wurde. Alonso wurde zwar nicht langsam, aber alt. Das Team wollte den nächsten Vertrag daraufhin beschränken, Piastri in Stellung bringen. Alonso wollte das nicht.
- Beste Ergebnisse mit Alonso: WM-9. 2022 (81 Punkte), 1 Podium 2021
Alonso und Aston Martin: Perfekte Träumer
- Chancen: Kompletter Umbau
- Risiken: Unbewährtes Team
- Ergebnisse des Vorjahres:
Team-WM: 7
Bester Fahrer: Vettel (WM-12.)
Warum ausgerechnet Aston Martin statt eines echten Werksteams wie Alpine? Alonso und Lawrence Stroll kennen sich schon länger. Stroll überzeugte Alonso an einem Wochenende, dass das Team 2022 zwar schlecht war, aber dass die großen Investitionen und Neubauten, die er gerade durchführte, und sein ganzes neu angeheuertes Personal der richtige Weg seien.
Auf jeden Fall war es ein anderer Weg als ihn Alpine ging. Alonso ging noch einmal ein großes Risiko ein. Mit hinein spielt, dass er und Stroll sich auf einer Wellenlänge bewegen. Zwei, die Misserfolg sehr missgünstig gegenüberstehen. Alonso verglich Stroll zuletzt mit seinem langjährigen Förderer und späteren Freund Flavio Briatore, mit dem als Teamchef er seine zwei WM-Titel mit Renault holte.
"Nur Flavio und Lawrence haben diese Art von Führungsstärke, von allen, mit denen ich gearbeitet habe", kündigt Alonso frohen Mutes an. Seine Vorstellungen von Erfolg, endlich mit dem richtigen Partner. Fernando Alonso ist ein ganz eigener Charakter. Vielleicht hat er nur den richtigen Gegenpol gebraucht.
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