Fernando Alonso stand in der Formel-1-Sommerpause am Anfang des großen Fahrermarkt-Dramas. Sein plötzlicher Sprung von Alpine zu Aston Martin erfolgte innerhalb von nur vier Tagen, aber für ihn stand trotz der Hau-Ruck-Entscheidung deren Richtigkeit nie infrage. Am Donnerstag verrät er in der Spa-Pressekonferenz die Gründe - nie habe er sich bei Alpine wirklich zuhause gefühlt.
Auch deshalb hatten sich die Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung über Monate hingezogen. Nachdem Alonso sogar einmal unterstrichen hatte: Er könne einen Vertrag auch in Minuten aushandeln. "Wir haben uns bei verschiedenen Dingen im Kreis gedreht, uns bei Grundsätzen vielleicht nicht verstanden", verrät er.
Alpine wollte ihn unter anderem nicht langfristig binden, da man den Nachwuchspiloten Oscar Piastri irgendwann ins Cockpit befördern wollte. Aber das sei nicht der einzige Grund gewesen, so Alonso: "Es geht auch um das Vertrauen. Ob du spürst, dass man dich will. Wenn es nur so ein temporäres Ding ist, oder wenn die Leute nur mit Fakten und Rundenzeiten happy sind ... es war immer ein komisches Gefühl."
Fernando Alonso: Aston Martin will mich
Das gute Gefühl fehlte bei Alpine, doch als am Ungarn-Wochenende Aston Martin nach dem plötzlichen Rücktritt von Sebastian Vettel anrief, spürte es Alonso in den ersten Gesprächen sofort: "Sie schienen mich wirklich zu wollen und alle meine Leistungen zu schätzen, die ich in den letzten zwei Jahren abgeliefert habe."
"Wir haben uns bei unseren Erwartungen schnell getroffen, haben alle unsere Wünsche erfüllt, und am Montagmorgen haben wir unterschrieben", rekapituliert Alonso. "Sie vertrauen in meinen Fähigkeiten auf der Strecke und abseits davon, um das Projekt zu entwickeln."
Dass Alpine hinter ihm in Flammen aufging, dafür fühlt sich Alonso nicht verantwortlich. Teamchef Otmar Szafnauer beklagte, er habe von Alonsos Wechsel aus der Pressemitteilung erfahren, und der designierte Alonso-Erbe Oscar Piastri weigerte sich nach der offiziellen Verkündung der Beförderung, diese zu akzeptieren.
Warum er Szafnauer informieren hätte sollen - dafür sieht Alonso keinen Grund: "Ich habe Laurent Rossi [Alpine-CEO], Luca de Meo [Renault-Präsident], meine Mechaniker und meine Ingenieure vor der Verkündung informiert. Alle, die in die Verhandlungen involviert waren, wurden vor der Aston-Martin-Ankündigung informiert. Otmar war an keinen Verhandlungen beteiligt, und wahrscheinlich haben ihn Laurent und Luca nicht vorab angerufen. Deshalb war er überrascht."
Verschwörung gegen Alpine? Alonso von Aussagen enttäuscht
Auf das Chaos mit Oscar Piastri folgten bald Verschwörungstheorien. Da Alonso mit seinem langjährigen Berater und ehemaligen Teamchef Flavio Briatore sowie mit Piastris Manager Mark Webber befreundet ist, begann die Idee zu grassieren, Alonso und Briatore hätten die ganze Situation überhaupt erst angezettelt.
"Es war ehrlich gesagt ziemlich traurig, und nervig, diese Verschwörungstheorien zu lesen", ist Alonso beleidigt. Er sei genauso überrascht gewesen und habe eigentlich damit gerechnet, dass Piastri den Sitz nehmen würde. "Es war eine klare und eindeutige Entscheidung meinerseits. Was mit Oscar passiert ist, hat nichts mit mir zu tun."
Mit Briatore verbindet ihn eine Freundschaft, keine konkrete Geschäftspartnerschaft: "Ich mache immer mein Ding. Flavio kommt zu ein paar Rennen, aber er hat andere Deals mit Stefano [Domenicali, F1-CEO], mit der Formel 1, mit dem Paddock Club. Nichts mit mir."
Seine Beziehung mit Alpine-Renault, den nicht Wollenden, will Alonso trotzdem mit Wohlwollen doch noch übertünchen. Nicht zuletzt, weil es dasselbe Team ist, mit dem er einst seine beiden WM-Titel geholt hatte: "Es war dieses Jahr mein Team, und es wird in meinem Herzen immer mein Team sein. Wir haben Dinge vollbracht, die uns zu Beginn unserer Beziehung undenkbar erschienen. Und dank Alpine bin ich auch zurück in den Sport gekommen. Ich wünsche ihnen nur das Beste."
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