1. Warum starteten so viele Fahrer aus der Box?
20 Prozent der Formel 1 startete aus der Boxengasse. Lewis Hamilton, Fernando Alonso, Carlos Sainz und Kimi Antonelli brachen die Parc-ferme-Regeln, was automatisch einen Start aus der Boxengasse nach sich zieht. Weil es keinen stehenden Start gab, fiel das nicht so ins Gewicht. Aber das wussten die vier Piloten zuvor nicht. Warum also nahmen sie den Start aus der Boxengasse in Kauf?
Alle vier hatten ohnehin nicht viel zu verlieren. Sainz hatte sich auf 15 qualifiziert, Hamilton auf 16, Antonelli auf 18 und Alonso gar nur auf dem vorletzten Platz. Hamilton, Antonelli und Alonso nutzten die Gelegenheit deshalb, um neue Motoren einzubauen. So spart man sich die Strafversetzungen, wenn es möglicherweise weh tun würde. Außerdem konnte man so noch Änderungen am Setup vornehmen. Bei Hamilton, Antonelli und Sainz setzten die Teams aufgrund des Regens auf deutlich mehr Abtrieb.
2. Wer bestimmte die Startreihenfolge in der Box?
So viele Piloten starten selten aus der Box hinterher. Aber wie wird hier die Reihenfolge bestimmt? Etwa wie im Qualifying? Wer zuerst am Boxenausgang steht, darf zuerst raus? Jein. Für alle, die fünf Minuten vor dem offiziellen Start am Boxenausgang stehen, gilt die Qualifikations-Reihenfolge plus möglicher Startplatzstrafen. Nur wer nach dem Fünf-Minuten-Signal kommt, muss sich hinten anstellen. In Belgien sortierten sich die Piloten brav in der Reihenfolge des Qualifyings ein.
3. Wurde das Rennen zu spät gestartet?
Es ist die Gretchenfrage des Belgien-GPs: 1:20 Stunden wartete die Rennleitung, ehe das Rennen in Spa wirklich gestartet wurde. Um 15:00 Uhr gab es nur eine Formationsrunde hinter dem Safety Car. Das Problem war einmal mehr die Sicht, vor allem auf der Kemmel-Geraden war die Gischt durch die Unterböden der Formel-1-Autos enorm.
Max Verstappen meint aber: "Wäre man hinter dem Safety Car ein paar Runden gefahren, wäre das Wasser weniger geworden. Und wenn man nichts sieht, kann man noch immer vom Gas gehen." Tatsächlich wirkte die Rennleitung vor allem mit der neuen Startzeit um 16:20 Uhr sehr zögerlich, zumal es kaum mehr regnete.
Doch dafür gab es gute Gründe: Beim Fahrerbriefing in Spa kam das Thema Regenrennen nach Silverstone auf den Tisch. Man einigte sich auf eine etwas vorsichtigere Herangehensweise. Dazu kommt, dass Spa eine der gefährlichsten Strecken der Welt ist, die auch in der Moderne Todesopfer gefordert hat. "Bei der Geschichte der Strecke lieber zehn Minuten zu spät als zehn Minuten zu früh", fasste es Pierre Gasly zusammen. Der Tenor im Fahrerlager war, dass Rennleiter Rui Marques richtig handelte.
4. Galt die 3-Stunden-Regel?
Große Verwirrung gab es, ob der 3-Stunden-Countdown um 15:00 Uhr zu laufen begann. Die reine Rennzeit darf laut Reglement zwei Stunden nicht überschreiten, mit Unterbrechungen darf das Rennen nicht länger als drei Stunden dauern. Tatsächlich begann die Uhr um 15:00 Uhr zu ticken, doch relevant wurde die 3-Stunden-Marke aus zwei Gründen gar nicht. Einerseits war das Rennen anschließend schnell genug, um noch vor 18:00 Uhr zu enden. Andererseits gab es de facto nie eine Unterbrechung. Weil die Regel sehr kompliziert ist, haben wir dazu noch einen ausführlichen Artikel geschrieben:
5. Warum kam Max Verstappen nicht an Charles Leclerc vorbei?
Eigentlich war Red Bull, oder zumindest Max Verstappen, an diesem Wochenende deutlich schneller als Ferrari. Im Sprint-Qualifying teilte der Weltmeister die beiden McLaren-Piloten, den Sprint gewann er sogar. Doch aufgrund der Wettervorhersage baute Red Bull das Setup um. Statt Mini-Flügel gab es nun viel Abtrieb und entsprechend viel Luftwiderstand.
Im trockenen Qualifying zahlte Verstappen den Preis dafür. Im Rennen profitierte er nicht so stark davon, weil die Strecke schon nach 12 von 44 Runden trocken genug für Slicks war. Obwohl er im Rennen trotzdem schneller als Leclerc war, kam er durch den schwächeren Topspeed auf den Geraden nie nah genug ran, geschweige denn vorbei.
6. Welches Setup war richtig: Regen oder Trocken?
Red Bull hatte sich mit dem extremen Regensetup verpokert. Aber galt das für alle, die ihre Flügel steil stellten? Nicht zwingend. Lewis Hamilton machte durch das Regen-Setup zu Beginn des Rennens zahlreiche Positionen gut. Später kam er nicht an Alexander Albon vorbei, doch die Frage ist, ob er mit einem anderen Setup überhaupt so weit nach vorne gekommen wäre. Außerdem ging Hamilton keinen Kompromiss im Qualifying ein. Über das gesamte Feld hinweg zeigte sich aber durchaus, dass weniger Abtrieb die bessere Wahl war.
7. Wie kam Hamilton so weit nach vorne?
War es tatsächlich nur das Regen-Setup, das den Rekordsieger der Formel 1 von Platz 18 auf Rang 7 brachte, obwohl Überholen in Spa 2025 ausgesprochen schwierig war? Tatsächlich kämpfte sich Hamilton auf nasser Strecke bravourös durch das Feld. In Runde 9 lag er bereits auf Platz 13. Rennentscheidend für den Ferrari-Piloten war aber der frühe Wechsel auf Slicks.
Am Ende von Runde 11 kam Hamilton als erster Pilot an die Box und holte sich die Medium-Reifen. Es war der perfekte Zeitpunkt. Als drei Runden später alle Piloten den Wechsel hinter sich gebracht hatten, fand sich Hamilton auf Platz sieben wieder.
8. Hat Lando Norris ein Motorproblem den Sieg gekostet?
Lando Norris bekam von der Rennleitung, was er wollte: Einen fliegenden Start. Trotzdem konnte er die Führung nicht gegen Teamkollege Oscar Piastri verteidigen. Der Australier flog auf der Kemmel-Geraden am Briten vorbei. Kurz darauf beschwerte sich Norris am Funk darüber, dass er nicht genügend Elektro-Power hatte. Kostete ihn das den Sieg?

Sein Renningenieur erklärte ihm, dass er beim Start die gesamte Energie verbraucht hatte. Möglicherweise zapfte er den Energievorrat dabei schon an, ehe er die Ziellinie passierte. Denn Norris zog das Tempo schon vor Blanchimont an. "Es gab bei beiden eine leichte Unregelmäßigkeit bei der Energienutzung am Start", erklärte Teamchef Andrea Stella und fügte an: "Es war kein Nachteil für Lando." Ausschlaggebend für das Überholmanöver waren kleine Fehler von Norris am Ausgang der Bus-Stop-Schikane und von La Source.
9. Wie fiel Nico Hülkenberg aus den Punkterängen?
Lange Zeit schien es, als würde es Nico Hülkenberg wieder schaffen, nach einem schwachen Qualifying zu punkten. Wie Hamilton kam der Sauber-Pilot genau zum richtigen Zeitpunkt an die Box und machte dadurch viele Positionen gut. Von P14 ging es bis auf P9 für ihn nach vorne. Dabei profitierte er auch von einem kleinen Verbremser von Teamkollege Gabriel Bortoleto.
Schnell stelle sich jedoch heraus, dass Hülkenberg das Tempo nicht dauerhaft gehen konnte. Im Gegensatz zu Bortoleto hatte Hülkenberg mehr auf Regen gesetzt. Den Platz an seinen Teamkollegen musste Hülkenberg freiwillig aufgeben. Lange konnte er sich noch auf Platz zehn halten, doch ein zweiter Boxenstopp kostete ihn den letzten Punkt. Am Ende kämpfte er sich auf frischen Mediums fast zurück in die Top-10, doch es reichte schließlich nicht ganz. War der Zusatz-Stopp die falsche Entscheidung? Nein, denn Hülkenberg waren die Reifen zuvor eingegangen.
10. Warum holte Yuki Tsunoda keine Punkte?
Yuki Tsunoda schien sich in Spa etwas zu rehabilitieren. Der Sprung auf den neuen Unterboden nach dem Sprint schien ihn wieder in die Spur gebracht zu haben. Startplatz sieben war sein bestes Qualifying-Ergebnis für Red Bull. Am Ende kam aber nur Platz 13 raus. Sein größtes Problem: Er kam erst in Runde 13 zum Reifenwechsel, wodurch er auf Platz 12 zurückfiel. Anschließend fehlten ihm Pace und Topspeed für Überholmanöver, weil er wie Teamkollege Verstappen auf viel Flügel gesetzt hatte.
11. Was war mit Isack Hadjar los?
Isack Hadjar fuhr auf Rang acht los und wurde am Ende abgeschlagen Letzter. Als einziger Fahrer wurde er sogar überrundet. Wie Tsunoda warf ihn ein zu später Boxenstopp weit zurück. Anschließend gab es ein Problem an seinem Auto, welches das Team nicht näher spezifizieren wollte. "Das tat richtig weh, denn es trat schon ganz früh im Rennen auf. Auch mit der richtigen Strategie hätten wir so nichts anstellen können", klagte Hadjar. Aus Verzweiflung wechselte er schon in Runde 20 zum zweiten Mal Reifen. Doch auch auf den harten Pneus lief es nicht besser.



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